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Robin Philpot | ||||||||||||||||||||||
Ruanda 1994 - die inszenierte Tragödie | ||||||||||||||||||||||
Kapitel
9: Die Macht denen, die sie besitzen! Philip
Gourevitch
Es ist die anglo-amerikanische Rasse,
auf der die Hoffnung der Welt auf Frieden und Fortschritt
ruht ... David Livingstone 95 Macht besteht weitgehend in der
Fähigkeit, andere zu Bewohnern deiner Vorstellung von
ihrer Realität zu machen. Das ist Philip
Gourevitchs Definition von Macht, und das ist die Macht,
mit der er sich ausgestattet fühlt, wenn er durch die
Hügel, über die Seen, durch die Städte und Dörfer
Ruandas, Zaires, Ugandas, Tansanias, Europas und der
Vereinigten Staaten von Amerika reist und seine Abenteuer
und Meinungen aufzeichnet für das pompös betitelte Buch
We wish to inform you that tomorrow we will be killed
with our families, Stories from Rwanda (Wir möchten
Ihnen mitteilen, dass wir und unsere Familien morgen
getötet werden, Geschichten aus Ruanda). 96
Mehr als alle anderen Bücher über Ruanda
stinkt Gourevitchs Stories nach Macht. Durch
entsprechende Erwähnungen macht er klar, dass er
privilegierten Zugang hat zu vielen der Hauptakteure der
ruandischen Tragödie, einschließlich Paul Kagame,
Yoweri Museveni und alle Botschafter der Vereinigten
Staaten von Amerika in der Region. So weit wurden ihm die
Tore geöffnet, dass er 1997 im ehemaligen Zaire
derjenige war, der mit dem Segen ugandischer und
ruandischer Truppen im Palast des ehemaligen Präsidenten
von Zaire Mobutu Sese Seko in Goma kompromittierende
Papiere entdeckte. Noch wichtiger scheint allerdings
seine Entdeckung dessen zu sein, was er die Windeln
des großen Mannes nennt und aufwendig beschreibt,
um noch mehr Verachtung über ihn auszuschütten, und
gleichzeitig über alle postkolonialen Führer Afrikas,
für die Mobutu angeblich das Vorbild war. Gourevitch steht der Macht nahe und hat
Stil, aber das lässt ihn der gängigen literarischen
Tradition nicht entkommen, die in den Zeiten von
Sklaverei und Kolonialismus ausgebrütet worden ist.
Tatsächlich führen ihn seine Nähe zur Macht und sein
Stil zu schlimmsten Manifestationen dieser Tradition. Seit die Europäer und besonders die
Briten ihren Fuß auf Afrika gesetzt haben, haben sie die
Könige, Häuptlinge und Anführer verachtet und ihre
Verachtung systematisch in ihrer Literatur zum Ausdruck
gebracht. Indem sie so handelten, konnten sie sich selbst
von ihrer eigenen moralischen und kulturellen
Überlegenheit überzeugen und ihre so genannte
zivilisatorische Mission rechtfertigen. Für afrikanische
Führer Verachtung zu zeigen ist eine heimtückische,
aber wirkungsvolle Methode, Verachtung für alle
Afrikaner zu zeigen. Welche Art von Menschen würde je
akzeptieren, unter solchen Despoten zu leben? Sogar die
Sklavenhändler und Sklavenhalter brauchten sich nicht zu
verstecken, befreiten doch auch sie die Afrikaner von
diesen Tyrannen. Die Europäer waren immer in der Lage,
in diesem grauslichen Haufen von Anführern einen oder
zwei Gute zu finden, diese kamen in den
Genuss dieser Gunst aber nur dadurch, dass sie bereit
waren, nach der europäischen Trommel zu marschieren. Die
auserwählten guten Führer wurden mit der
Höflichkeit behandelt, die dem gebührt, der
zuverlässig bleibt, nicht aus der Reihe tanzt und mit
seiner Rolle zufrieden ist. Da sich Gourevitch seiner Nähe zur realen
Macht bewusst war der Regierung der
größten Macht der Erde, wie er sich gern
brüstet und weil er aus den Vereinigten Staaten
von Amerika kommt, wo das Gute immer überwiegt, treibt
er die guter Häuptling - böser
Häuptling-Tradition zu neuen Grenzen. Er macht ein
paar gute Führer ausfindig und lobt ihre Vorzüge in
einem Ausmaß, dass man sich fragt, warum sie noch keinen
Nobelpreis bekommen haben. Im Gegensatz dazu sind die
anderen, die die überwältigende Mehrheit bilden,
zwangsläufig böse, aber nicht nur böse wie
etwa hartgesottene Verbrecher, sondern übel, verhext, an
der Grenze des Inhumanen. Es ist nicht schwer zu erraten, dass die
beiden afrikanischen Führer, die in Gourevitchs Gunst
stehen, Paul Kagame, jetzt Präsident von Ruanda und
Yoweri Museveni sind, Präsident von Uganda und
Unterstützer Nummer 1 der RPF seit dem Überfall auf
Ruanda im Oktober 1990. Gunst ist stark untertrieben,
Gourevitch verteilt Heiligenscheine. Paul Kagame zum
Beispiel ist ein Mann, der immer so beruhigend
vernünftig klang ... ein Mann von seltener Weitsicht ...
ein Mann der Tat mit einer feinen menschlichen und
politischen Intelligenz. 97 Seine
Größe ist ehrfurchtgebietend. Er ist einer der besten
militärischen Strategen unserer Zeit. Er war eine
außergewöhnliche Persönlichkeit, nicht scheu, er
äußerte seine Meinung ohne zu poltern. Wohl gekleidet,
verheiratet, Vater von zwei Kindern, es heißt er möge
Parties, Tanz, sei gerne am Schießstand und spiele
Tennis in Kigalis Cercle Sportif. Eine
Beschreibung, wie sie als bezahlte Einschaltung in einer
Zeitung für die New Yorker Upper East Side erscheinen
könnte. Überwältigt von seiner eigenen Wortgewalt und
in Hinblick auf die Menschen in den Vereinigten Staaten
von Amerika, die er überzeugen wollte, fand Gourevitch,
er könne nicht anders, als an einen anderen
großen hageren bürgerlichen Kämpfer, nämlich
Abraham Lincoln zu denken. Dieser Vergleich ist
natürlich nicht mehr zu
überbieten. Der zweite gute Häuptling, Yoweri
Museveni, ist ein pragmatischer Mann mit gewaltiger
Energie. Er besitzt den Ideenreichtum eines
Grenzgängers und ist ein Meister des freien
Unternehmertums mit einem Hausverstand, der zu
seiner Anziehungskraft gehört. Was er sagt und
schreibt ist klar, gerade heraus und kommt ohne
Schwulst aus. Er bekämpft Korruption und schlechte
Staatsführung in Afrika. Er verweist auf Europa, indem
er sagt, dass Afrikas Probleme afrikanisch sind. Er liest
alle neuesten guten amerikanischen Bücher. Er wirbt
eifrig für neue Produkte wie zum Beispiel eine im
ugandischen Hinterland entwickelte Zahnpasta. Er versteht
die Entstehung und Überlegenheit der großen
Demokratien und ordnet den Stand der Entwicklung
Afrikas irgendwo zwischen 15. und 18. Jahrhundert ein.
Für Gourevitch andererseits befindet sich Afrikas
Entwicklungsstand irgendwo nahe dem Ende des Mittelalters
in Europa. Als Belohnung für alles, was Museveni gesagt
und getan hat, widmet Gourevitch ihm
einen schmeichelhaften Vergleich mit einem anderen
mythischen amerikanischen Helden: er ist wie George
Washington. Wer könnte einen Mann von dieser Statur
nicht mögen? Es braucht nicht extra gesagt zu werden,
dass derart hochkarätige militärische und politische
Führer nur Armeen anführen können, die
diszipliniert, höflich und gutmütig sind,
die wissen, was richtig und was falsch ist.
Sie entwickeln effiziente politische und
soziale Institutionen. Kurz gesagt, diese zwei Länder
mit zwei guten Führern geben einem Kontinent
Aussicht und Hoffnung, der laut Gourevitch wenig von
beidem hat. Seine zwei guten Afrikaner und
ihre Armeen zeichnen sich durch moralische Standards und
ein Verhalten aus, das den Neid moderner amerikanischer
Armeekommandanten wie Norman Schwarzkopf, Colin Powell
oder Tommy Franks hervorrufen sollte. Die unerreichbaren Vorzüge der beiden
Favoriten Gourevitchs lassen die Verworfenheit aller
anderen afrikanischen Führer umso dramatischer
erscheinen. Präsident Habyarimana und seiner Umgebung
wird unterstellt, sie stünden in ständiger
Kommunikation mit Dämonen und in Einklang mit dem
Okkulten. Schadenfroh zieht der Autor die
Schwierigkeiten der Familie Habyarimanas ins
Lächerliche, den am 6. April 1994 Ermordeten in
angemessener Weise zu begraben. Er macht sich darüber
lustig, dass Habyarimanas Leiche zuerst von Kigali nach
Ostzaire und dann nach Kinshasa überstellt wurde, ehe
sie bestattet wurde. Andererseits hüllt sich Gourevitch
in verdächtiges Schweigen hinsichtlich des Mordes, der
den Ausbruch der Tragödie zur Folge hatte, außer wenn
er folgert, dass Präsident Habyarimana und seine engsten
Mitarbeiter ihren eigenen Tod ausgeheckt hätten. Wenn Gourevitch nicht gerade damit
beschäftigt ist, die Windeln des sterbenden Mobutu zu
beschreiben er hätte uns auch über die Windeln
anderer sterbender Führer wie Ronald Reagan oder der
Queen Mother, oder seiner eigenen Eltern informieren
können lässt er sich aus über die schwarze
Farbe seines Mercedes, den Glanz seines Land Rovers,
seine Badeöle und sein Sprudelbad. Warum schreibt er
nichts über Badeöl und Autos, die Bill Clinton und
Madeleine Albright auf ihrer viel gepriesenen Afrika-Tour
mit Aufenthalten in Ruanda und Arusha/Tansania benutzt
haben? Gourevitchs Verachtung erreicht ihren
Höhepunkt in seiner Behandlung der beiden
Hutu-Präsidenten von Burundi, die am 21. Oktober 1993
bzw. am 6. April 1994 ermordet worden waren. Obwohl die
Morde an ihnen Wendepunkte darstellten, findet Gourevitch
es nicht der Mühe wert, sie überhaupt zu erwähnen. Sie
bleiben die unbekannten und ungenannten ermordeten
Präsidenten. Tot oder lebendig passen Melchior Ndadaye
und Cyprien Ntaryamira einfach nicht in die
Geschichte ihrer Realität, die Gourevitch
den Ruandern und anderen Afrikanern verpassen will. Wenn
es nach Philip Gourevitch geht, werden sie nicht in die
Geschichte eingehen. In der völligen Vereinfachung von Gut
gegen Böse in Gourevitchs Buch liegt Methode, wie schon
früher in anderen Büchern. Indem er sich über Mobutus
Windeln und Autos und über Habyarimanas Begräbnis oder
Nichtbegräbnis auslässt, verfestigt der Autor das Bild
der wunderbaren Renaissance, die die von ihm gepriesenen
Führer herbeiführen werden. Er betreibt das symbolische
Begräbnis der postkolonialen Anführer, die er für eine
Generation korrupter Despoten hält, die aus einer
mafiaartigen Kultur hervorgegangen sind. Ohne Ausnahme
sind sie für ihn räuberische,
monomanische Führer. Diese Generation wird
jetzt abgelöst von denen, die Gourevitch zu Befreiern
und Denkern gesalbt hat, nämlich Paul Kagame und Yoweri
Museveni. Die ermordeten Präsidenten von Burundi bleiben
namenlos, damit sie keine Schatten werfen auf die beiden
gesalbten Führer Kagame und Museveni, die in der Tat mit
größter Wahrscheinlichkeit in die Mordkomplotte
verwickelt waren. (Nebenbei erwähnt ist diese
Verschweigung ansteckend: weder Gil Courtemanche noch
Carol Off erwähnen den Namen des am 6. April 1994
ermordeten burundischen Präsidenten.) Die guter Häuptling böser
Häuptling-Formel ermöglicht es Gourevitch auch,
koloniales und nachkoloniales Afrika auf eine Stufe zu
stellen in Hinblick auf Ungerechtigkeit und Not, die den
Afrikanern aufgezwungen werden. Zum Beispiel beschreibt
er den Krieg in Ruanda und den nachfolgenden Krieg in
Zaire-Kongo als Entkolonialisierungsprozess.
Um seine Sache zu untermauern, bezieht Gourevitch sich
überraschend auf V.S. Naipaul und dessen Beschwerden
über afrikanische postkoloniale Nachäffer,
Führer, die angeblich die Missstände reproduzieren,
gegen die sie seinerzeit rebelliert haben. Man fragt
sich, ob Gourevitch, wenn er Naipaul zitiert, auch dessen
Rassismus befürwortet, der ungeachtet seines
Nobelpreises entschieden zurückgewiesen worden ist von
afrikanischen und afroamerikanischen Schriftstellern
einschließlich Chinua Achebe und Ishmael Reed. 98
Es ist schändlich für einen Schriftsteller, einen
dermaßen kaum verschleierten Vergleich mit Affen
(Nachäffer) in einem Buch zu benützen, das
dazu dienen soll, eine moderne Tragödie in Afrika zu
verstehen. Gourevitch ist angeblich ein gut informierter
Autor. Weiß er nicht, dass Naipaul erklärt hat,
Schwarze seien die dümmsten, primitivsten,
faulsten, verlogensten und gewalttätig aggressivsten
Menschen auf der Welt? 99
Das Thema der gleichwertigen Übel, der
beiden Seiten der gleichen Münze, der beiden alten
Geisteshaltungen, verkörpert in den 35 Jahren
afrikanischer Unabhängigkeit und den 75 Jahren
Kolonialismus, ist ständig präsent in Gourevitchs Geschichten.
Einmal mehr liegt Methode in seiner Verrücktheit:
dadurch bagatellisiert er die Verbrechen des
Kolonialismus, enthebt dessen Täter und Nachfolger ihrer
Verantwortung und spricht sie von jeglicher Verantwortung
an den derzeitigen Katastrophen frei. Ein weiterer literarischer Gemeinplatz,
der seine Geschichten durchzieht, ist die
abgrundtiefe Kluft, die Afrika von den
Vereinigten Staaten von Amerika trennt. Dieser
Gemeinplatz hilft dem Autor, das Bild der gesalbten
guten Führer aufzuwerten, die unter
dermaßen schrecklichen Umständen tätig sind, und deren
durch nichts zu rechtfertigende Taten zu rechtfertigen. Gourevitch steckt den Handlungsrahmen im
ersten Absatz der ersten Seite seiner ersten Geschichte
ab. Er berichtet von einem Treffen mit drei betrunkenen
Soldaten, deren Augen glühten in der Farbe von
Blutorangen alle Augen scheinen
blutunterlaufen zu sein in Büchern über Ruanda
und einem Pygmäen aus dem Dschungel, der auch betrunken
war. Der Pygmäe hasst alles um ihn herum und möchte nur
eine weiße Frau heiraten, da, wie er sagt, nur
eine weiße Frau mein universales Prinzip des homo
sapiens verstehen kann. 100 Unter keinen
Umständen konnte er eine schwarze Frau heiraten.
Gourevitch beendet diese Geschichte mit einem Bekenntnis
seines Glaubens an die afrikanische Humanität. Aber wer
auf der Welt stellt die afrikanische Humanität in Frage
wenn nicht Gourevitch selbst? Der Autor unterbricht die
Einleitungsgeschichte mit einem Leitspruch, den er sich
man höre von Joseph Conrads Herz der
Finsternis ausleiht. Gourevitchs Sendung ist es, die
Vorstellungen der Menschen zu besänftigen, gerade wie es
Conrads Held Marlow verlangt hatte, nachdem er aus Afrika
zurückgekehrt war. Als Marlows Tante darauf bestand, ihm
bei seiner Genesung zu helfen, sagte Marlow Es war
nicht meine Kraft, die Pflege brauchte, meine Phantasie
wollte besänftigt werden. Was Marlows, und Conrads
Phantasie quälte war der Gedanke an ihr Menschsein
wie unseres der Gedanke an unsere entfernte
Verwandtschaft mit diesem wilden und heißblütigen
Toben. Hässlich. Ja, das war wirklich
hässlich. Es ist schwer, sich einen wirkungsvolleren
Weg vorzustellen, die Kluft in den Gehirnen der
amerikanischen Leser zwischen sich selbst und Afrika zu
verbreitern als Gourevitchs vier Seiten lange
Einleitungsgeschichte mit dem Pygmäen. Wie es heißt kreist die Zunge immer um
den schmerzenden Zahn. Nach der Anzahl von Gourevitchs
Versuchen zu beurteilen, sich mit der Frage afrikanischer
Humanität zu beschäftigen, muss ihn dieses Problem
furchtbar plagen. (Nur Gil Courtemanche in Sonntag am
Pool in Kigali kommt ihm hier gleich). Im Lob über
dieses Buch bereitet der Verleger den Leser vor, indem er
behauptet, dass Philip Gourevitch Leben und
Sicherheit riskierte, um finstere Wahrheiten in eine Welt
zu bringen, die diese nur widerwillig hören wollte ...
er erhebt das Banner der Menschlichkeit im
Höllenschlund, die Abzeichen des Gemeinsinns, der
stillen moralischen Autorität. Die beiden Gemeinplätze die guten
Häuptlinge, die über die bösen siegen und die
abgrundtiefe Kluft bilden die Form, in
die Gourevitch die Beobachtungen und Fantasien eines
unerschrockenen amerikanischen Forschers gießt, der in
ferne Länder geschickt wird und die Überlegungen der
höchsten amerikanischen Moralinstanzen im Kopf hat. Das
alles führt zur unvermeidlichen Schlussfolgerung, dass
das Gute das Böse besiegen wird. Die absolut unvertretbaren Massaker der
Armee der RPF an Zivilisten im Kibeho Camp im April 1995 101
werden zu bedauerlichen Vorfällen wie jene, zu denen es
kam, als General Sherman die Armee der Union gegen die
Konföderierten im amerikanischen Bürgerkrieg führte,
oder im Zuge der Befreiung Frankreichs oder Italiens von
den Nazis. Ja, Irrtümer wird es gegeben haben, aber das
ändert nichts an der Ehrenhaftigkeit der Sache. Der
ruandische und ugandische Einmarsch in Zaire/Kongo im
Oktober und November 1996, die Bombardierung von
Flüchtlingslagern und die erzwungene Rückkehr nach
Ruanda werden zu praktizierter Gerechtigkeit und
Wahrheit. Der internationale Strafgerichtshof für Ruanda
wird zum mutigen und edlen Versuch, das Modell Nürnberg
in einen Kontinent zu bringen, in dem die Regeln von
Gesetz und öffentlicher Moral bestenfalls von
Kriminellen aufgestellt werden, wenn nicht von den
Dämonen selbst. Die Geschichten enden wie ein
schlechter Wildwestfilm. Präsident Clinton landet in
Afrika 1988, kurz nach einem Besuch seiner
Außenministerin Madeleine Albright. Beide entschuldigen
sich für die langsame Reaktion der internationalen
Staatengemeinschaft auf einen dermaßen furchtbaren
Genozid und versprechen feierlich, der Wahrheit zum
Durchbruch zu verhelfen und darauf zu achten, dass Leute,
die anderer Ansicht sind, auf ihren Platz verwiesen
werden. Auf der vorletzten Seite des Buchs
katzbuckelt Gourevitch zuerst vor Präsident Clinton:
Als die Stimme der größten Macht auf der Erde ist
er nach Kigali gekommen, um die Missverständnisse aus
dem Weg zu räumen. Dann reicht er das Mikrofon
einem Hutu, der sagt: Hier war ein Politiker, der
keine eigenen Interessen vertrat und die Wahrheit auf
seine eigenen Kosten sagte. Die abschließenden
Worte werden einem Tutsi überlassen: Vielleicht
muss man so weit entfernt leben wie im Weißen Haus, um
Ruanda so zu sehen. Was noch fehlt sind Sonnenuntergang und
Marlboro Zigaretten!
95 David LIVINGSTONE, Narrative of an
Expedition to the Zambesi and its Tributaries; and of the
discovery of the Lakes Shirwa and Nyassa, New York,
1866, s. 725, in Hammond and Jablow, op. cit. p. 54 96 Philip GOUREVITCH, We wish to inform
you that tomorrow we will be killed with our families,
Stories from Rwanda, Picador USA, 1998. 97 Gourevitch, op. cit. p. 225. 98 Chinua ACHEBE, Home and Exile,
Oxford, 2000, pp. 84-91. 99 India West, April 25, 1980, in
Ishmael REED, Writin is Fightin,
Atheneum,1988, p. 212. 100 GOUREVITCH, op. cit. p. 12. 101 Das Massaker von Kibeho dauerte vom
18. bis 23. April 1995 und wurde von der RPF als
Operation Homeward bezeichnet. Internationale Beobachter
und viele Soldaten von UNAMIR II schauten bei den Morden
zu und sahen, dass Soldaten die Leichen von Zivilisten
begruben, sobald sie diese getötet hatten. 8.000
innerruandische Flüchtlinge wurden bei dieser Operation
getötet. Die RPF-Regierung berichtete, dass 350
gestorben seien.Einen Bericht finden Sie bei Jacques
Castonguay, Les Casques bleus au Rwanda,
LHarmattan, Seiten 219-231. |
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