Das
Zusammenwirken von Kirche und Staat Robert C. Koehler
Fasziniert von der Kontroverse, die über die Rede von Außenminister Mike Pompeo vor der American Association of Christian Counselors letzte Woche in Nashville ausbrach - sie hieß "Being a Christian Leader" ("Ein christlicher Führer sein") und wurde schließlich von der Website des Außenministeriums entfernt - las ich die ganze Rede. Und ich habe tatsächlich einen Absatz gefunden, der mir gefiel. Ich komme gleich darauf zurück, aber zuerst, ta tum, die Kontroverse: Ja, ja, wir brauchen die Trennung von Kirche und Staat, und der Titel von Pompeos Glaubensbekennntnis hat zweifellos gegen die politische Korrektheit verstoßen, aber das eigentliche Problem hier ist ein wenig zu klebrig, um durch politische Korrektheit eingedämmt zu werden. Du weißt schon: die Religion muss in der Ecke dort drüben bleiben, während die Regierung ihre Geschäfte ausführt - Krieg führt, ein nukleares Arsenal unterhält, die amerikanische Öffentlichkeit mit Luft- und Wassershows unterhält - frei von jeder ungewählten Einmischung ... außer, äh, finanzieller Einmischung, die immer angemessen und immer willkommen ist. Mit anderen Worten, die Trennung von Kirche und Staat ist eine Nebensächlichkeit und reicht kaum an die wirklichen Probleme des Tages heran. Kirche und Staat, ganz zu schweigen vom Reichtum der Unternehmen, sind viel zu sehr von sich selbst erfüllt, und sie alle müssen durch Werte eingeschränkt werden, die gegen die Korruption der Macht immun sind. Gibt es solche Werte überhaupt? Und wenn ja, was ist, wenn sie sich da drüben in der religiösen Ecke Amerikas befinden? Sind sie aus dem politischen Bereich verbannt? Wie können wir sicherstellen, dass "Trennung von Kirche und Staat" nicht die Trennung von Werten und Staat bedeutet? Oder vielleicht sollte ich es etwas drastischer formulieren: wo sind die Werte - religiös oder anderweitig -, die diesen rücksichtslos fahrlässigen, kriegssüchtigen, kohlenstoffspuckenden Staat davon abhalten können, sich sowohl an seiner eigenen als auch an der Zerstörung des gesamten Planeten zu beteiligen? "Wir sollten uns alle daran erinnern", verkündete Pompeo seiner Zuhörerschaft unter großem Applaus, "... dass wir unvollkommene Diener sind, die einem vollkommenen Gott dienen, der uns jeden Tag und ständig vergibt. Er benutzt uns immer wieder - er benutzt uns immer wieder, um eine höhere Tätigkeit zu verrichten. Und meine Arbeit im Außenministerium besteht wie die derjenigen, die neben mir arbeiten darin, Amerika jeden Tag zu dienen." Hier fühlte ich, dass die Rede gefährlich wurde und begann, Absprachen zwischen Kirche und Staat zu treffen - genau das, worüber die Gründer der Nation angeblich besorgt waren. Ein "unvollkommener Diener eines vollkommenen Gottes" zu sein bedeutet, dass man eine Beziehung zur Vollkommenheit hat: in der Tat, dass man von einem vollkommenen Wesen Befehle erhält. In Anbetracht der Tatsache, dass Pompeo sowohl als Kriegsfalke - ein Befürworter des Kriegs mit dem Iran - als auch als Verbündeter unverhohlen islamfeindlicher Kräfte bekannt ist, ist seine Erklärung, einem vollkommenen Gott zu dienen, durchaus beunruhigend. Das ist einen Schritt davon entfernt, göttliche Rechtfertigung für die Verfolgung eines bestimmten Feindes geltend zu machen. Fragen Sie einfach Konstantin, den römischen Kaiser, der vor etwa achtzehn Jahrhunderten den heutigen Prozess des Zusammenwirkens begann, als er Rom mit den zuvor verfolgten Christen verband. Während das die Verfolgung stoppte, hatte es auch Kosten: "... die Kirche wurde sehr schnell sehr mächtig", schrieb Richard Leonard in "America: the Jesuit Review". Er nannte es den Aufstieg des kaiserlichen Christentums. "Bis zu dieser Zeit war das Bild von Jesus als dem guten Hirten am meisten vertreten. Nach 313 ist Jesus jedoch in königliche Gewänder gekleidet, mit Krone, Zepter und Himmelskugel." Und: "Tragischerweise wurden für die nächsten paar hundert Jahre Bekehrungen unter Einsatz des Schwerts gefordert. Es wurde kein religiöser Dissens oder Pluralismus toleriert." Ein paar Jahrhunderte später - nach den Kreuzzügen, der Inquisition, der Sklaverei, dem anhaltenden Völkermord an "den Primitiven", dem Krieg zur Beendigung aller Kriege, dem darauf folgenden Krieg mit Dutzenden Millionen Toten, der Entwicklung von Atomwaffen usw. usw. usw. ..., von denen die meisten Beispiele für kirchlich-staatliches Zusammenwirken waren - haben wir hier General William Boykin, Unterstaatssekretär für Nachrichtendienste im Verteidigungsministerium unter Präsident George W. Bush, der die Welt berühmterweise daran erinnerte, dass das Zusammenwirken von Kirche und Staat am Leben ist und wohlauf, als er seinen Erfolg gegen einen somalischen Kriegsherrn so begründete: "Ich wusste, dass mein Gott größer war als seiner. Ich wusste, dass mein Gott ein echter Gott ist und sein Gott ein Götzenbild." Und dann war da noch Bush selbst, der die Kriege rechtfertigte, die er dem 21. Jahrhundert hinterlassen hatte: "Ich bin von einer Mission Gottes getrieben. Gott sagte zu mir: 'George, geh und kämpfe gegen diese Terroristen in Afghanistan'. Und das habe ich getan. Und dann sagte Gott zu mir: 'George, geh und beende die Tyrannei im Irak.' Und das tat ich." Und dann gibt es noch die Blue Angels, die fliegende Rekrutierungswerbung der Marine, die 35 Millionen Dollar im Jahr ausgeben und mehrere tausend Liter Benzin verbrauchen, die jedes Jahr Dutzende von bunten Airshows im ganzen Land veranstalten, das Publikum begeistern und, wie Christopher Cook betont, endlose Lobeshymnen von den unkritischen Medien ernten. "Diese Medienfeiern militärischer Vorführungen sind weit verbreitet", schreibt Cook, "und stellen Kriegswerkzeuge als gutartige, 'coole' Maschinen dar - obwohl sie dazu bestimmt sind, Menschen zu töten." Beachten Sie den Namen: die Blauen Engel. Sind Engel nicht unsterbliche, himmlische Wesen, die die guten, rechtgläubigen Menschen der Welt segnen? Wie viel Benzin verbrauchen Engel? Wie viele Bomben tragen sie? Was fühlen sie, wenn sie dem Militär helfen, eine PR-Fassade des Ruhms vor der brutalen Realität des Krieges aufrechtzuerhalten? Aber für einen Moment zurück zu Minister Pompeo. So sehr ich auch das Gefühl hatte, dass die Empörung über die offizielle Veröffentlichung seiner "Being a Christian Leader"-Rede gerechtfertigt war, so sehr gab es doch einen Absatz in der Rede, der mich kurzzeitig in Ehrfurcht hielt. In Bezug auf die Schwierigkeit seines Jobs zitierte er Abraham Lincoln: "Ich wurde viele Male auf die Knie getrieben von der überwältigenden Überzeugung, dass mir sonst nichts mehr übrig blieb." Ich glaube, dass der größte Teil des Planeten gerade jetzt auf den Knien liegt, während sich das Klima ändert, die Feuer wüten, die Häuser der Menschen unbewohnbar werden und Konstantins Jets und Drohnen über uns summen und ihre Bomben auf die Ungläubigen fallen lassen. |
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