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  Jim Crow springt ins Spiel

Robert C. Koehler

 

Geschichte als Blackface schlägt zurück in die Gegenwart.

Was? Der Gouverneur hat das Bild auf seine Jahrbuchseite gesetzt? Im Jahr 1984? Die Welle der Empörung, die Forderung nach seinem Rücktritt - von der eigenen Partei des Gouverneurs von Virginia Ralph Northam, den Demokraten - kann nicht mit einem Achselzucken und einer Entschuldigung abgetan werden. Seine Karriere ist vielleicht zu Ende, nicht nur aufgrund eines Aktes jugendlicher Dummheit, sondern auch aufgrund des Kontextes, der diesen ermöglicht hat: des guten alten amerikanischen Rassismus.

Das umstrittene Bild zeigt zwei Typen, die nebeneinander stehen und Dosen mit (höchstwahrscheinlich) Bier halten. Einer ist mit Kapuze und Robe des Klans bekleidet, der andere hat das Gesicht mit schwarzer Farbe beschmiert. Aus Gründen, die jetzt unverständlich erscheinen, wurde es auf Northams eigener Seite im Jahrbuch der Eastern Virginia Medical School 1984 veröffentlicht. Er hat öffentlich bestritten, dass er selbst auf dem Bild ist, aber ... Pech gehabt. Das reicht nicht aus, um den Skandal verschwinden zu lassen. Die Wirkung des Bildes ist eindringlich.

Sollte Northam deswegen zurücktreten? Das ist eine Frage, die mich sofort in zwei Richtungen zieht: ja und nein. Vorläufig lasse ich es bei "vielleicht" und komme zur eigentlichen Geschichte, bei der es nicht um die jugendliche Indiskretion oder persönliche Moral des Gouverneurs geht, sondern um Amerikas dunkle, noch immer vergrabene Geschichte: nicht nur um Rassismus und Gewalt, sondern dass diese so normal sind wie Apfelkuchen.

Plötzlich ist es die Normalität, die in die Verantwortung genommen und bereinigt wird. Denke daran, wie sehr sich die Dinge verändert haben. Erinnerst du dich an Robert Byrd? Er war der dienstälteste Senator in der Geschichte der USA und ein liberaler Demokrat. Er war auch in jungen Jahren Mitglied des Ku Klux Klan - ein Offizier, um Himmels willen. Er war ein Kleagle und ein Erhabener Zyklop.

Erinnerst du dich an Hugo Black? Er war auch ein liberaler Demokrat und diente 10 Jahre lang im Senat und 34 Jahre am Obersten Gerichtshof der USA. Er trat auch in seinen jüngeren Tagen dem Klan bei und entschuldigte sich nie genau dafür. "Ich wäre jeder Gruppe beigetreten, wenn es mir geholfen hätte, Stimmen zu bekommen", sagte er einmal als Begründung.

All das war in den Tagen vor der Auflösung des Rassismus ein Kernstück, wenn nicht sogar eine Grundvoraussetzung des Weißseins in Amerika. Die Tatsache, dass sich das geändert hat, ist anerkennenswert. Die meisten Demokraten einschließlich der meisten von den erklärten Präsidentschaftskandidaten 2020 haben Northam aufgefordert, zurückzutreten. Ich bin sicher, dass dahinter genauso viel pragmatisches Denken steckt wie moralische Empörung. Die Dem-Basis hat keine Toleranz mehr für Idioten als Blackface, geschweige denn für Pseudo-Klansmänner. Unvermeidlich verläuft eine Verbindungslinie vom Foto im Jahrbuch bis hin zum Schlimmsten der amerikanischen Geschichte: Lynchen, Sklaverei, Völkermord.

Die Geschichte der Schwarzfärbung macht dies deutlich. Ein singender und tanzender Weißer mit einem mit verbranntem Kork geschwärzten Gesicht stand im Mittelpunkt der einst beliebtesten Form der Unterhaltung des Landes: der Minstrel-Show. Dort fing es an mit Jim Crow:

Wir drehen uns und drehen uns und tun das so,

jedesmal wenn ich mich drehe springe ich auf Jim Crow.

"Jim Crow wuchs zu einer der berühmtesten Figuren der Minstrels heran", schrieb Blair L. M. Kelley bei TheGrio. "Der Gag bei Jim Crow-Auftritten war, dass Crow auftauchen und weiße Passagiere in sonst friedlichen Erste-Klasse Eisenbahnwaggons, Hotels, Restaurants und Dampfschiffen stören würde. Jim Crow Aufführungen dienten als Lehrstück über die Gefahren freier schwarzer Menschen, so sehr, dass die getrennten Räume, die erstmals in den 1850er Jahren in den nördlichen Staaten geschaffen wurden, im Volksmund als Jim Crow Wagen bezeichnet wurden. Jim Crow wurde zum Synonym für den Wunsch der Weißen, schwarze Menschen von weißen, bürgerlichen Zonen fernzuhalten."

Die Geschichte der Blackface-Unterhaltung wird immer schauriger, bevölkert von Charakteren wie Jim Crow und Zip Coon und Mammy, der treuen Sklavin, mit ihren analphabetischen entbehrlichen Pickaninny-Kindern.

"Minstrelsy", schrieb Kelley, "desensibilisierte die Amerikaner für die Schrecken der Sklaverei. Diese Aufführungen waren Objektlehren über die Unbedenklichkeit der südlichen Sklaverei. Indem sie das Publikum zum Lachen ermutigten, zeigten sie die Knechtschaft als angemessene Antwort für den faulen, ignoranten Sklaven. Warum sich Gedanken machen über die Abschaffung der Sklaverei, wenn das schwarze Leben so lustig, albern und unbeschwert aussah? Sogar die Gewalt der Versklavung wurde zum Teil des Witzes."

Was sich mit zunehmender Klarheit abzeichnet, ist, wie wenig dieses Land für seine Vergangenheit gesühnt hat. Nein, ein Achselzucken und eine Entschuldigung reichen nicht aus.

Plötzlich wird dem Gouverneur von Virginia die Rolle des Sündenbocks zugewiesen. Auch das beunruhigt mich. Sein Rücktritt mag eine pragmatische Notwendigkeit sein, aber die Schuld an den Schrecken, die durch das Foto in seinem Jahrbuch heraufbeschworen werden, erfordert eine gemeinsame Übernahme von Verantwortung.

Wie Rhae Lynn Barnes kürzlich in der Washington Post schrieb: "In Jim Crow's jahrhundertelanger Herrschaft eroberte eine seltsame, sichtbare und sehr durchdringende Welt von Blackface-Minstrel-Shows fast jede Stadt und Gemeinde in den Vereinigten Staaten. Amateur Blackface Minnesängershows und Paraden waren so zentral für das bürgerliche und Campusleben im Amerika des 20. Jahrhunderts, dass es schwer ist, ein Universitäts-Jahrbuch ohne Blackface-Bild oder eine Stadt zu finden, die keine solche Parade veranstaltete."

“... Northams Jahrbucheintrag als Blackface ist ein kleiner Ausschnitt aus einer weitreichenden und allgegenwärtigen nationalen Geschichte, die zeigt, wie der Rassismus definiert hat, was es bedeutet, ein patriotischer, erfolgreicher und zivil orientierter Weißer im modernen Amerika zu sein."

Die Beseitigung des amerikanischen Rassismus war ein langer, heftiger und schmerzhafter Prozess, den wir keineswegs schon hinter uns haben. Von unserem Gefängniskomplex über Polizeischießereien bis hin zur Eliminierung von Farbigen aus Wählerverzeichnissen, Verboten für Moslems, Käfigen an den Grenzen und dem brutalen Vorgehen des ICE (Einwanderungsbehörde) herrscht immer noch Rassismus. In moralischem Urteil über der Vergangenheit zu stehen wird nicht ausreichen, um den Schaden zu heilen, den wir der Zukunft zufügen.

 
     
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