Gerald Celente

Die Erklärungen für die Terrorangriffe auf das World Trade Center und das Pentagon am 9/11 hatten nichts zu tun mit Amerikas Politik im Mittleren Osten. Nein, „Amerika wurde als Angriffsziel gewählt ... weil wir der hellste Leuchtturm für Freiheit und Entwicklungschancen sind,“ verlautete Präsident George W. Bush. Es war das Werk von „Feinden der Freiheit,“ versicherte er.

Jetzt nach den tödlichen Attacken in Paris hören wir eine ähnliche Geschichte. Laut Frankreichs Außenminister Laurent Fabius hatten diese nichts mit Frankreichs Außenpolitik zu tun. Er sagte, dass die Attacken gegen Frankreichs Werte und Frankreichs Lebensweise gerichtet waren: „Was sie nicht akzeptieren sind nicht unsere Handlungen – es ist das was wir sind“ und „sie akzeptieren nicht die Tatsache, dass wir tanzen.“

Immerhin hörte ein Zeuge, über den auf BEM-TV berichtet wurde, wie ein Terrorist schrie: „Für das, was ihr in Syrien macht, werdet ihr jetzt bezahlen.“ Ging es also doch um „Handlungen“? Meinte der Angreifer etwa die finanzielle und militärische Unterstützung von sunnitisch-islamistischen Milizen durch Frankreich, die Vereinigten Staaten von Amerika und die Arabische Liga, mit dem Ziel des Sturzes der syrischen Regierung von Bashar al-Assad, was zur Tötung von über 250.000 Syrern geführt hat, die Hälfte seiner Bevölkerung vertrieben und 4 Millionen Flüchtlinge dazu gebracht hat, vor dem Blutbad zu flüchten?

Oder ging es doch darum, dass sie „nicht die Tatsache akzeptieren, dass wir tanzen”?

Jahre lang haben Frankreich, die Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Koalition lautstark gefordert, dass Assad – der Präsident eines souveränen Landes, das keine militärische Gefahr für irgendein anderes Land darstellt – von seinem Amt zurücktreten muss. Gerade eine Woche vor dem Terrorangriff in Paris am Freitag gab der französische Präsident Francois Hollande Pläne bekannt, den Flugzeugträger Charles de Gaulle einzusetzen, um mehr Bomben auf Syrien abzuwerfen ... angeblich nicht um Assad zu stürzen, sondern um ISIS zu zerstören.

Es fehlt jede Berichterstattung in den Medien darüber, wer für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich ist, die die chaotischen Zustände geschaffen haben, welche ISIS und die islamischen Milizen hervorbrachten.

Welche Länder nahmen teil an der Ermordung hunderttausender unschuldiger Menschen im Mittleren Osten, seit George W. Bush den Krieg gegen Afghanistan und den Krieg gegen den Terror begann?

Wer begann den illegalen Krieg gegen den Irak, der das Land verwüstet, tausende gefoltert und es in Ruinen gelegt hat?

Welche Länder des Westens und der Arabischen Liga unter der Führung Frankreichs finanzierten und unterstützten militärisch die sunnitischen Jihadisten, die mit al-Qaeda und deren Partnern verbunden waren, die Libyens souveränen Anführer stürzten und das Land im Chaos hinterließen?

Wieder einmal sind nach den Pariser Attacken die Ätherwellen voll von Schreien nach Rache und und nach einer Aufstockung des Kampfes gegen die „Übeltäter.“

Wir haben uns schon so weit von der Realität entfernt, dass die Zuschauer bei der Reality Show zur Präsidentenwahl jubelten, als der republikanische Bewerber Marco Rubio erklärte, dass Terroristen „uns hassen, weil unsere Mädchen die Schule besuchen. Sie hassen uns, weil Frauen in den Vereinigten Staaten von Amerika selbst Autos lenken.“

Trendvorschau: Wenn die Gründe und Auswirkungen von Außenpolitik – mit anderen so umgehen, wie man will, dass sie mit einem selbst umgehen – nicht ehrlich untersucht werden, dann wird der Krieg gegen den Terror zum Dritten Weltkrieg eskalieren.