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"Europa krümmt sich wie der Wurm, ehe ihn der Stiefel zertritt." - Karl Kraus
"Fuck the EU" - Victoria Nuland
 
     
  Das wirkliche Flüchtlingsproblem – und wie es zu lösen ist

Ron Paul 

 

Letzte Woche erlebte Europa eine seiner schlimmsten Krisen seit Jahrzehnten. Zehntausende Migranten kamen über Ungarn in die Europäische Union und verlangten freie Durchfahrt in ihre erhoffte Destination Deutschland.

Während sich die Medien auf die menschliche Tragödie so vieler Menschen stürzen, die vertrieben wurden und unter gefährlichen Umständen reisen, wird sehr wenig Aufmerksamkeit den Ereignissen gewidmet, die sie dazu gebracht haben, ihre Länder zu verlassen. Sicher fühlen wir alle für die vertriebenen Menschen, besonders die Kinder, aber vergessen wir nicht, dass es eine von Menschen gemachte Krise ist, und eine von Regierungen gemachte Krise.

Dass so viele Menschen aus Ländern wie Syrien, Libyen, Afghanistan und dem Irak flüchten, liegt daran, dass die interventionistische Politik der Vereinigten Staaten von Amerika und Europas diese Länder destabilisiert hat, ohne Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung. Diese Massenauswanderung aus dem Mittleren Osten und darüber hinaus ist ein direktes Ergebnis der neokonservativen Außenpolitik des Regimewechsels, der Invasion und des Drängens auf „Demokratie“ mit vorgehaltenem Gewehr.

Sogar wenn sie Erfolg haben beim Regimewechsel, wie im Irak, ist das, was zurückbleibt, ein nahezu unbewohnbares Land. Das erinnert mich an einen Sager, den ein Major der Vereinigten Staaten von Amerika im Krieg gegen Vietnam bei einer Diskussion über die Bombardierung von Ben Tre gemacht haben soll: „Es wurde nötig, die Stadt zu zerstören, um sie zu retten.“

Die Europäer tragen genauso einen guten Teil der Schuld. Frankreich und das Vereinigte Königreich waren enthusiastische Unterstützer des Angriffs auf Libyen, und sie haben von Anfang an die „Assad muss gehen“-Politik unterstützt. Assad ist vielleicht kein netter Kerl, aber die Kräfte, die losgelassen wurden, um ihn zu stürzen, scheinen viel schlimmer und viel gefährlicher zu sein. Kein Wunder, dass die Menschen so verzweifelt sind, dass sie Syrien verlassen.

Die meisten von uns haben das herzzerreissende Foto des kleinen syrischen Buben gesehen, der ertrunken an einem türkischen Strand liegt. Während die Interventionisten diese Tragödie ausbeuten, um direkte Angriffe der Vereinigten Staaten von Amerika gegen die syrische Regierung zu fordern, gehörte der kleine Bub in Wirklichkeit zu einer kurdischen Familie, die vor ISIS aus Kobane geflüchtet ist. Und wie wir wissen, existierte vor dem Einmarsch der Vereinigten Staaten von Amerika in den Irak 2003 ISIS weder im Irak noch in Syrien.

Wenn es einen Rückschlag aufgrund einer schlechten Außenpolitik gibt, glauben oft dieselben Leute, die das Problem geschaffen haben, dass sie ein Recht darauf haben, uns zu sagen, wie man damit umgehen soll – ohne aber jemals ihre ursprüngliche Schuld daran zuzugeben.

So sehen wir, wie der in Ungnade gefallene General David Petraeus in Nachrichtensendungen in der letzten Woche seine Lösung für das Problem in Syrien präsentierte: verbünden wir uns mit al-Qaeda gegen ISIS! Petraeus war Chef der CIA, als die Vereinigten Staaten von Amerika ihre geheime Regimewechselpolitik in Syrien starteten, und er war zuständig für die „Aufstockung“ im Irak, die zur Entstehung von al-Qaeda und ISIS im Irak und in Syrien beitrug. Die Vorstellung, dass die Vereinigten Staaten von Amerika ihre katastrophale Syrienpolitik dadurch retten können, dass sie eine Allianz mit al-Qaeda eingehen, ist erschreckend. Glaubt etwa jemand, dass das Flüchtlingsproblem in Syrien nicht schlimmer werden wird, wenn al-Qaeda oder ISIS das Land übernehmen?

Hier ist die wirkliche Lösung für das Flüchtlingsproblem: Stoppen wir die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder! Setzen wir auf die Prosperität, die mit einer friedlichen Außenpolitik Hand in Hand geht, nicht auf die Armut, die mit dem Betrieb eines Weltreichs verbunden ist. Schluss mit dem weltweiten Imperium!

 
     
  erschienen am 7. September 2015 auf > Antiwar.com > Artikel  
  Archiv > Artikel von Ron Paul auf antikrieg.com  
 
siehe dazu im Archiv:
  Tim Anderson - Syriens Krankenhäuser angegriffen von NATO-unterstützten bewaffneten Gruppen
  Andrew J. Bacevich - Das Kinderspiel – sieben Jahre danach
  Garikai Chengu - Al-Qaeda und ISIS gehen auf das Konto Amerikas
  Neil Clark - Wahlen in Syrien: Wählt richtig – sonst …
  Shamus Cooke - Die Lüge von einem ‚begrenzten’ Krieg gegen Syrien
  Shamus Cooke - Wie Obama sich für Krieg statt für Frieden in Syrien entschied
  Finian Cunningham - Der Syrienkonflikt bringt Amerikas „Achse des Bösen“ ans Licht
  Chris Ernesto - Sechs US-Präsidenten haben den Irak zerstört
  Muammar Gaddafi - Rede vor der Generalversammlung der UNO am 1. Oktober 2009
  Denis Halliday - Die UNO und ihre Rolle bei der Invasion und Okkupation des Irak
  Brad Hoff - Ehemaliger DIA-Chef warnte das Weiße Haus vor dem Aufstieg von ISIS
  IPPNW - Gewalt in Syrien stoppen - Krieg verhindern!
  Robert Jensen - Jahrestag eines Verbrechens
  Walid al-Moallem - Der Westen behauptet öffentlich, den Terrorismus zu bekämpfen, während er diesen auf verdeckte Weise alimentiert
  George Monbiot - Der Kolonialismus hat nie aufgehört, er geht weiter mit anderen Mitteln
  Robert Parry - Washingtons einzige Moral ist die Doppelmoral
  John Philpot - Versagen des Internationalen Rechts und der Menschenrechtsinstitutionen: Palästina, Syrien und Irak im Jahr 2014
  Jane Powers - Regimewechsel in Syrien
  Haroon Siddiqui - Die amerikanische Bombardierung des Irak hinterließ Erbe von missgebildeten Babies
  John Tirman - Was Sie über den Irak nicht hören werden
  Ismael Hossein-zadeh - Das Chaos im Mittleren Osten und darüber hinaus ist geplant
  John V. Walsh - Warum sind Russland und China (und der Iran) vorrangige Feinde der herrschenden Elite der Vereinigten Staaten von Amerika?
  Hugh Gusterson - Folter á la Amerika
  Jonathan Turley - Das Große Geld hinter dem Krieg: der militärisch-industrielle Komplex
 
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