|
||||||||||||||
Israelische
Meilensteine: Vom Sechstage-Sieg zum sechsmonatigen
Scheitern Rick Sterling
1967 startete Israel Überraschungsangriffe auf seine arabischen Nachbarn und eroberte den Gazastreifen, das Westjordanland, Jerusalem und den Golan. Mit militärischer und nachrichtendienstlicher Unterstützung der Regierung von Lyndon Johnson schockierte und überwältigte Israel seine Nachbarn und zerstörte Ägyptens Luftwaffe weitgehend am Boden. Israel hat diese Gebiete nicht nur in Besitz genommen, sondern auch seine Gegner gedemütigt. Es dauerte nur sechs Tage. Dieser Angriff war in dreierlei Hinsicht von entscheidender Bedeutung. Erstens zementierte er den harten Kern des Zionismus einschließlich der reuelosen Gewalt im Herzen des Landes. Dies zeigt sich nicht nur an den Gräueltaten, die gegen die arabischen Nachbarn begangen wurden. Es zeigt sich auch in dem Versuch, die USS Liberty zu versenken und ihre Mannschaft zu töten. Zweitens schuf er den Mythos der militärischen und geheimdienstlichen Überlegenheit Israels. Drittens verschaffte er dem zionistischen Staat international enorme Unterstützung. Wie man so schön sagt: "Jeder liebt einen Gewinner", und Israel war 1967 der unbestrittene Gewinner. Die antizionistische Stimmung in den USA und in der internationalen jüdischen Gemeinschaft, die zuvor sehr stark war, ging deutlich zurück. Die westliche Unterstützung für Israel nahm drastisch zu. Dank der wirksamen Propaganda nahm auch die öffentliche Unterstützung zu. In den vergangenen Jahrzehnten haben sich die Israelis konsequent geweigert, Kompromisse mit den Menschen einzugehen, deren Land sie erobert haben und deren Lebensgrundlage sie kontrollieren. Der Gazastreifen wird seit Jahrzehnten belagert und ist seit 2007 ein Konzentrationslager. Im Westjordanland und in Jerusalem sieht es mit immer strengeren Beschränkungen, Kontrollpunkten und Verhaftungen nicht viel besser aus.
Die Operation Al-Aqsa-Flut
Am 7. Oktober 2023 war es das israelische Militär, das schockiert war. Die Hamas und andere palästinensische Widerstandskräfte brachen aus dem Konzentrationslager aus, nahmen israelische Militärposten ein und drangen in israelische Städte und Kibbuzes ein. Sie töteten etwa 400 israelische Soldaten und Polizisten und nahmen etwa 250 Soldaten und Zivilisten als Geiseln. Etwa 800 Zivilisten starben entweder durch Schüsse der Hamas oder durch israelische Panzer oder Apache-Hubschrauber. Hunderte von Autos, in denen sich sowohl Palästinenser als auch Israelis befanden, wurden von letzteren demoliert. Die israelischen Annahmen von militärischer, geheimdienstlicher und ethnischer Überlegenheit wurden an diesem Tag erschüttert. In ihrer Wut schworen israelische Militärs und Politiker, sich für die Blamage und den militärischen Rückschlag zu rächen. Verteidigungsminister Yoav Galant bezeichnete die Palästinenser als "menschliche Tiere" und schwor, sie mit militärischen Mitteln und durch Aushungern zu töten. Sie gelobten, "die Hamas zu vernichten" und starteten sofort eine Welle nach der anderen von Bombenangriffen. Nach etwa einem Monat der Bombardierung rückte das israelische Militär in den Gazastreifen ein. Es ist immer noch dort. Im Glauben an die jüdische Vorherrschaft unterstützt ein Großteil der israelischen Öffentlichkeit das anhaltende Massaker. Jetzt, nach sechs Monaten unerbittlicher Angriffe, ist der Glaube an die israelische Überlegenheit zusammengebrochen. Dem israelischen Militär ist es nicht gelungen, die Hamas zu "zerstören" oder die palästinensische Entschlossenheit zu schwächen. Im Gegenteil: die Unterstützung für die Hamas und die anderen Widerstandskräfte hat sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland zugenommen. Die israelische Führung dachte, sie könne die Hamas leicht besiegen und "zerstören", aber das ist ihr trotz milliardenschwerer Waffenlieferungen der USA und des Westens nicht gelungen. Die Hamas und die anderen militanten Palästinenser haben überlebt und fügen dem israelischen Militär immer noch erhebliche Verluste zu. Gestern wurden vier weitere israelische Soldaten in Khan Younis getötet. Israel hat Schulen und Unterkünfte der Vereinten Nationen, Kirchen und Moscheen, Universitäten und sogar Krankenhäuser zerstört. Sie haben über 100 Reporter und Hunderte von Gesundheitsarbeitern, Krankenwagenfahrern, Ärzten und Universitätsprofessoren getötet. Die jüngste Ermordung von sieben Mitarbeitern der World Central Kitchen war nur deshalb eine Ausnahme, weil die Opfer aus dem Westen stammten. Israel verübt seit sechs Monaten solche Gräueltaten an Palästinensern.
1967 und heute
Während Israels internationales Ansehen nach dem Sechstagekrieg wuchs, bricht es nach der sechsmonatigen Belagerung und dem Massaker in Gaza zusammen. Im Jahr 1967 begrüßten viele amerikanische Juden Israel. Jetzt wächst die Zahl derer, die Israels Gräueltaten verurteilen und nichts mit dem Land zu tun haben wollen, rapide an. Sie erkennen den Unterschied zwischen einem Staat (Israel) und einer Ideologie (Zionismus) auf der einen Seite und einem Glauben und einer Ethnie auf der anderen. Sie sind stolz darauf, T-Shirts mit der Aufschrift "Jewish Voice for Peace" und "If Not Now" zu tragen. Die globale Mehrheit der Nationen ist entschieden gegen Israel und seine Taten. Die UN-Generalversammlung hat den zionistischen Staat verurteilt und zahlreiche Länder haben ihre Botschafter abgezogen. Selbst westliche Staaten, die eng mit Israel verbündet sind, wie Kanada, ändern ihre Haltung. Kanada hat die Waffenlieferungen an Israel eingestellt und die Finanzierung des UNRWA wieder aufgenommen. Der Internationale Gerichtshof hat Israel kürzlich angewiesen, Lebensmittel und Hilfsgüter nach Gaza zu lassen. Der australische IGH-Richter bestätigte, dass er Israel angewiesen hat, die Militäroperationen in Gaza einzustellen. Sollte sich Israel weigern, dieser Aufforderung nachzukommen, wird dies die weltweite Verurteilung nur noch verstärken. Ein weiteres Zeichen dafür, wie sehr sich die Geopolitik verändert, ist die Klage Nicaraguas vor dem Internationalen Gerichtshof, in der Deutschland der Mittäterschaft am israelischen Völkermord beschuldigt wird. Der US-Kongress und die US-Regierung unterstützen den israelischen Völkermord weiterhin, doch aufgrund des Drucks, der Proteste und der Forderungen der Bevölkerung ändert sich dies nun. Sogar die Vorsitzende der Demokratischen Partei, Nancy Pelosi, drängt Biden, die Waffenlieferungen an Israel einzustellen.
Das sechsmonatige Scheitern
Israels sechsmonatiges Scheitern hat die dem Staat innewohnenden Widersprüche verschärft. Die politischen und religiösen Widersprüche eskalieren mit immer größeren Demonstrationen gegen Netanjahu und seine Weigerung, den Krieg zu beenden und die Geiseln nach Hause zu bringen. Die Demonstrationen innerhalb Israels werden immer unberechenbarer. Letzten Samstag wurden fünf Demonstranten absichtlich von einem Auto angefahren. Wir haben den Kipppunkt überschritten. Das unerbittliche Abschlachten der palästinensischen Zivilbevölkerung in den letzten sechs Monaten hat die Wahrnehmung Israels im Westen für immer verändert. Israel wird international jetzt weithin als "Bösewicht" gesehen, ähnlich wie die USA in den späten 60er Jahren in Vietnam gesehen wurden. So wie die Tet-Offensive Zehntausende von Vietnamesen das Leben gekostet hat, aber ein entscheidender Wendepunkt war, so markiert die Operation "Al Aqsa-Flut" vom 7. Oktober einen entscheidenden Wendepunkt für Palästina. |
||||||||||||||
erschienen am 4. April 2024 auf > Antiwar.com > Artikel | ||||||||||||||
Archiv > Artikel von Rick Sterling auf antikrieg.com | ||||||||||||||
> | < | |||||||||||||
> AKTUELLE LINKS | ||||||||||||||
Übrigens: | ||||||||||||||
In
den Sudelmedien wird so gut wie täglich über das
allerwerteste Befinden des britischen Königshauses und
dessen Verwandtschaft berichtet. Wer mit wem, wer gegen
wen usw. sind die Fragen, die uns um die Ohren geschlagen
werden. Dass es sich hier um die höchste Instanz des Landes handelt, das fernab von rechtsstaatlichen Verhältnissen für Julian Assange - übrigens ein "Untertan" aus der ehemaligen Kolonie Australien - vor den Augen der ganzen Welt die Neuauflage des mittelalterlichen Hungerturms inszeniert, bleibt unerwähnt. Dieser ungeheuerliche Bruch mit der zeitgemäßen Zivilisation beweist eindeutig, dass die sogenannte westliche "Kultur" mitsamt ihren "Werten" ("Menschenrechte", "Rechtsstaat" usw.) keinen Pfifferling wert ist, zumal deren "Hüter" zu diesen skandalösen Vorgängen schweigen. Klaus Madersbacher, antikrieg.com |
||||||||||||||
|
||||||||||||||
Im ARCHIV finden Sie immer interessante Artikel! | ||||||||||||||
Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen! | ||||||||||||||
<<< Inhalt |