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Das Tor
der Tränen am Roten Meer Wie üblich zahlen Uncle Sams Euro-Vasallen den Preis Finian Cunningham
Die großen europäischen Staaten fordern endlich - endlich - einen Waffenstillstand für Israels Völkermord in Gaza. Warum haben sie so lange gebraucht? Das ist immer noch erbärmlich unzureichend und reicht bei weitem nicht aus, um Israel zu bewegen, sein hemmungsloses Abschlachten der Palästinenser zu beenden - 20.000 von ihnen wurden in mehr als 70 Tagen unerbittlicher Bombardierung getötet. Doch nun rufen das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland zu einem Waffenstillstand auf. Nun ja, sozusagen. Die Außenminister Großbritanniens und Deutschlands, David Cameron und Annalena Baerbock, schrieben in der britischen Sunday Times einen gemeinsamen Artikel, in dem sie erklärten, dass es einen "nachhaltigen Waffenstillstand" geben müsse, aber - so fügten sie seltsamerweise hinzu - nicht jetzt. Ihre französische Amtskollegin Catherine Colonna war ein wenig direkter. Bei einem Besuch in Tel Aviv am Sonntag brachte sie die Überzeugung auf, einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern. Die etwas stärkere Position Frankreichs wurde durch die Ermordung eines seiner diplomatischen Mitarbeiter in Gaza einige Tage zuvor vorweggenommen. Doch trotz der Empörung über die Tötung waren die Worte der französischen Ministerin leise gesprochen und mit einer Anbiederung an Israels so genanntes Recht auf Selbstverteidigung verbunden. Wäre der getötete diplomatische Mitarbeiter ein französischer Staatsangehöriger und nicht ein für Frankreich arbeitender Palästinenser gewesen, hätte Paris vielleicht mit einer deutlicheren Verurteilung reagiert. So erbärmlich die europäische Reaktion auch ist, wenn es darum geht, von Israel die Einhaltung des Völkerrechts und die Beendigung der Massaker an Zivilisten zu fordern, so ist doch die Abweichung von der Position der USA bemerkenswert. Auch Washington zeigt Anzeichen dafür, dass der internationale Aufschrei über Israels Völkermord Druck ausübt, indem es zu "Mäßigung" aufruft. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden lehnt jedoch weiterhin alle Forderungen nach einem Waffenstillstand ab und rüstet Israels Tötungsmaschinerie vorbehaltlos weiter auf. Was ist mit dem europäischen Kalkül los? Schließlich haben die Europäer erst letzte Woche nicht zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Großbritannien und Deutschland enthielten sich bei einer Abstimmung in der Generalversammlung der Vereinten Nationen, die einen Waffenstillstand forderte. Die USA stimmten zusammen mit Israel mit Nein, während 153 Nationen mit Ja stimmten. Der plötzliche Sinneswandel der Europäer ist höchstwahrscheinlich auf ihre Besorgnis über wirtschaftliche Probleme zurückzuführen. Die Schließung der Schifffahrtsroute durch das Rote Meer durch die Jemeniten aus Solidarität mit den Palästinensern verursacht dem Welthandel allmählich erhebliche wirtschaftliche Kosten. Die Jemeniten haben gewarnt, dass alle Schiffe, die als in israelischem Besitz befindlich oder mit Israel verbunden identifiziert werden, an der Durchfahrt gehindert werden. Doch das Risiko schreckt den gesamten Schiffsverkehr ab. Jemen liegt am Bab el-Mandeb, dem 32 Kilometer breiten Kanal am südlichen Ende des Roten Meeres, der Europa mit Asien verbindet. Alle Schiffe, die von Asien nach Europa fahren, benutzen diese Route auf ihrem Weg zum Suezkanal in Ägypten und von dort zum Mittelmeer und zum europäischen Festland. Das Bab el-Mandeb ("Tor der Tränen") ist ein klassischer Engpass, der seinen Namen zu Recht trägt. Hier werden schätzungsweise 12 Prozent des weltweiten Schiffsverkehrs kontrolliert. Und die Jemeniten haben das Tor zugeschlagen. Infolge der jemenitischen Militärangriffe auf mehrere israelische Schiffe haben in der vergangenen Woche vier große internationale Frachtunternehmen ihre Schiffe auf der Rotmeerroute ausgesetzt. Alle vier Reedereien sind in Europa ansässig. Dazu gehören die in der Schweiz registrierte Mediterranean Shipping Company - die größte der Welt - sowie Maersk aus Dänemark, Hapag-Lloyd aus Deutschland und die französische CMA CGM. Ein fünfter globaler Riese, der seine Schiffe nicht mehr über das Rote Meer schickt, ist Evergreen mit Sitz in Taiwan. Auch der britische Öl- und Gaskonzern BP gab am Montag bekannt, dass er seine Tanker angewiesen hat, diese Route nicht mehr zu befahren. Alle Unternehmen begründen ihre Entscheidung, den Schiffsbetrieb einzustellen, mit der Verschlechterung der Sicherheitslage. Die Sperrung des Bab el-Mandeb bedeutet, dass Frachtschiffe den afrikanischen Kontinent über das Kap der Guten Hoffnung im äußersten Süden umrunden müssen. Diese alternative Route führt zu einer Verlängerung der Schifffahrtsrouten um 6.000 Kilometer, was aufgrund des höheren Treibstoffverbrauchs, der Hafenaufenthalte und der Versorgungslogistik deutlich höhere Transportkosten verursacht. Die zusätzlichen Kosten werden zu einem Anstieg der Verbraucherinflation führen und die ohnehin schon schwachen europäischen Volkswirtschaften belasten. Der asiatisch-europäische Handel ist von der Schließung des Roten Meeres am stärksten betroffen. China ist der größte Handelspartner der Europäischen Union. Auch die Vereinigten Staaten sind bei ihren Einfuhren massiv von China abhängig, doch im Gegensatz zu den europäischen Volkswirtschaften beziehen die USA ihren Asienhandel über den Pazifischen Ozean. Die Jemeniten haben erklärt, dass sie ihre Aktionen zur Unterstützung der "palästinensischen Brüder" fortsetzen werden, bis das israelische Regime seinen Völkermord beendet. Jemen mag das ärmste unter den arabischen Ländern sein, aber es spielt ein Ass aus. Er drückt auf den Engpass am Roten Meer, der der israelischen und europäischen Wirtschaft schweren Schaden zufügen kann. Dies würde erklären, warum die großen europäischen Staaten plötzlich eine Stimme finden, um einen Waffenstillstand in Gaza zu fordern. Die Europäer stellen fest, dass ihre Wirtschaft durch die Unterbrechung des Schiffsverkehrs infolge der Schließung des Roten Meeres durch die Jemeniten ernsthaft gefährdet ist. Großbritannien gehört zwar nicht mehr zur EU, ist aber immer noch stark vom asiatisch-europäischen Handel abhängig. Wieder einmal müssen die Europäer feststellen, dass sie einen hohen Preis dafür zahlen, dass sie Vasallen der Vereinigten Staaten sind und keine unabhängige Außenpolitik betreiben. Der von den USA geführte Stellvertreterkrieg in der Ukraine gegen Russland hat Europa weit mehr geschadet als den Amerikanern. Die Europäer sind Washingtons Aggression gegen Russland sklavisch gefolgt, indem sie eine Reihe von Wirtschaftssanktionen verhängt und den lebenswichtigen Energiehandel abgeschnitten haben. Insbesondere die deutsche Wirtschaft wurde durch den Verlust des russischen Erdgases, das als Brennstoff für die deutsche Industrie dient, geschädigt. Ebenso sind die Europäer der US-Politik willfährig gefolgt, indem sie sich Israel anbiedern und Tel Aviv politische und diplomatische Rückendeckung für seinen Völkermord in Gaza geben. Und wie beim Ukraine-Russland-Debakel müssen die Europäer nun mit noch schwerwiegenderen wirtschaftlichen Auswirkungen rechnen, da ihnen die Jemeniten die Schmerzen der erhöhten Transportkosten zufügen. Der alte Kriegsverbrecher Henry Kissinger soll gesagt haben: ein Feind der Vereinigten Staaten zu sein ist gefährlich, aber ein Verbündeter zu sein ist tödlich. |
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erschienen am 19. Dezember 2023 auf > Strategic Culture Foundation > Artikel | ||||||||||||||
Artikel von Finian Cunningham auf antikrieg.com | ||||||||||||||
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werden. Dass es sich hier um die höchste Instanz des Landes handelt, das fernab von rechtsstaatlichen Verhältnissen für Julian Assange - übrigens ein "Untertan" aus der ehemaligen Kolonie Australien - vor den Augen der ganzen Welt die Neuauflage des mittelalterlichen Hungerturms inszeniert, bleibt unerwähnt. Dieser ungeheuerliche Bruch mit der zeitgemäßen Zivilisation beweist eindeutig, dass die sogenannte westliche "Kultur" mitsamt ihren "Werten" ("Menschenrechte", "Rechtsstaat" usw.) keinen Pfifferling wert ist, zumal deren "Hüter" zu diesen skandalösen Vorgängen schweigen. Was der neue König dazu sagt? Ob er die Absicht hat, zum Auftakt seiner Regentschaft nicht Gnade vor Recht, sondern Recht vor Unrecht ergehen zu lassen? Klaus Madersbacher, antikrieg.com |
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