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"Wenn die Götter eine Nation zerstören wollen, dann schlagen sie sie zuerst mit Blindheit." | |||||||||||||||||||||
Verbrechen gegen den Frieden? Na und? | |||||||||||||||||||||
Warum
Adolf Eichmanns letzte Botschaft so hochgradig
beunruhigend bleibt Giles Fraser
Hätte es nicht eine unachtsame Unterhaltung zwischen Adolf Eichmanns Sohn und dessen argentinischer Freundin gegeben, hätte der schäbige Ricardo Klement wahrscheinlich den Rest seines Lebens unscheinbar ein paar Kilometer nördlich von Buenos Aires verbracht. Anders als Josef Mengele, der sadistische Lagerarzt von Auschwitz, der in den schickeren Kreisen der argentinischen Gesellschaft gefeiert wurde, war Klement ein Versager in dem Land, in das er ausgewandert war. Er betrieb eine Zeit lang eine Wäscherei, die aber pleite ging. Er wechselte mehrmals die Arbeitsstellen. Und als er von Agenten des Mossad am 11. Mai 1960 auf dem Weg von der Bushaltestelle nachhause gefangen wurde, konnten diese kaum glauben, dass das der hochrangige Nazioffizier war, der verantwortlich war für die Deportation von Millionen Juden in die Vernichtungslager. Nach seinem Prozess 1961 in Jerusalem wurde Eichmann zum Gegenstand anhaltender Kontroversen, die sich nicht so sehr um den Mann selbst drehten, sondern öfter um die wahre Natur des Bösen. Die gestern erfolgte Veröffentlichung eines handgeschriebenen Briefs Eichmanns an den damaligen israelischen Präsidenten Yitzhak Ben-Zvi, in dem er um seine Begnadigung bat, wird die Debatte nur weiter beflügeln. Es muss eine Linie gezogen werden zwischen den verantwortlichen Führern und den Leuten wie ich, die gezwungen sind, als bloße Instrumente in den Händen der Führer zu dienen, plädierte Eichmanns Brief. Ich war kein verantwortlicher Führer, und als solcher fühle ich mich nicht selbst schuldig. In anderen Worten: es ist nicht meine Schuld, ich habe nur Befehle befolgt. Seine Selbsttäuschung war unangreifbar, sogar an seinem Ende. Eichmanns Ersuchen wurde abgelehnt, und zwei Tage später wurde er im Ramla-Gefängnis gehängt. In ihrem bekannten Bericht über den Prozess beschrieb die Philosophin Hannah Arendt Eichmann als einen kleinkarierten Funktionär, der sich mehr Gedanken über die Abwicklung seines Jobs machte als über die moralischen oder existenziellen Fragen. Laut Arendt war Eichmann kein Mann, der sich mit schwierigen Fragen beschäftigte, er machte einfach seine Arbeit und wickelte Fahrpläne und Berechnungen der Fahrtkosten ab daher ihr berühmter Sager von der Banalität des Bösen. Ungeachtet des Zutreffens von Arendts umstrittener Charakterisierung bestand die Bedeutung ihrer Berurteilung darin, dass sie unser moralisches Spektrum des Bösen ausweitete. Sie überzeugte viele, dass moralisch Böses nicht unbedingt etwas mit der klischeehaften Intensität eines Horrorfilms zu tun haben musste. Das Böse kann schwerfällig und bürokratisch sein. Es kann die Arbeit eines Schreibtischheinis sein, dessen Gemüt gar nicht besonders zu Hass neigte und der nicht besonders darauf aus war, Blut zu sehen. Aber diese Einschätzung passte so gar nicht zu dem, was viele Leute hören wollten. Deshalb waren auch einige der Meinung, dass Arendt Eichmann von seiner Verantwortlichkeit freigesprochen hat. Und genau das ist der Grund dafür, dass die moralische Botschaft dieser Geschichte hochgradig beunruhigend bleibt: wenn gewöhnliche Menschen fähig waren, dermaßen Böses zu tun, dann ist es auch der Rest von uns, wenn die Umstände danach sind. |
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erschienen am 29. Januar 2016 auf > Ron Paul Institute for Peace and Prosperity > Artikel | |||||||||||||||||||||
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