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  Die Spannungen steigen, während der neue Saudi-Prinz die Führung übernimmt

Eric Margolis

 

Was für eine angsteinflößende Woche im Mittleren Osten. Das Epizentrum der Energieressourcen der Welt und die Landbrücke zwischen Asien und Afrika gerät außer Kontrolle, während die Gefahr eines Kriegs zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Russland täglich ansteigt.

Ein US F-18 Kriegsflugzeug schoss ein SU-22 Bodenkampfflugzeug der syrischen Luftwaffe über dem Osten Syriens ab. Das war eine schwerwiegende rücksichtslose Provokation, eindeutig von Washington autorisiert. Russland, der Verbündete Syriens, drohte, mit dem Einsatz seiner vermutlich tödlichen S-300-Raketen gegen US-Kriegsflugzeuge über Syrien zu beginnen. 

Ein weiteres US-Kriegsflugzeug schoss eine iranische Drohne über dem Südosten Syriens ab, als Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika und arabische US-Söldnertruppen sich auf einem wertlosen Stück Land an der syrisch-irakischen Grenze sammelten. Russland schickt zehn weitere Kriegsschiffe in das Mittelmeer, obwohl die meisten von diesen veraltet oder klein sind.

Die US-Marine fordert – oder provoziert – die Iraner im Golf heraus. Techniker und Mannschaften aus den Vereinigten Staaten von Amerika sorgen dafür, dass saudiarabische Kriegsflugzeuge weiterhin den Jemen bombardieren, wo die Hälfte der Bevölkerung vor einer Hungersnot steht. Auf der anderen Seite des Roten Meeres greifen Kriegsflugzeuge und Sondereinsatztruppen der Vereinigten Staaten von Amerika die nationale Befreiungsbewegung Somalias Shebab an. Mindestens 4.000 weitere US-Soldaten sind auf dem Weg in den stagnierenden Krieg gegen Afghanistan.

US-Marines attackieren ISIS-Positionen in der Nähe von Mosul, al-Tanf und Raqaa und bringen zusätzlich weitreichende HIMARS Artillerieraketen zum Einsatz. Amerikanische Kräfte setzen gegen ISIS-Verteidiger weißen Phosphor ein, eine abscheuliche chemische Waffe. Der Iran wird wohl mehr „freiwillige“ Truppen nach Syrien und in den Irak schicken, während US-Kriegsflugzeuge den Luftraum des Iran sondieren. Laut Berichten rückt die Türkei gegen die von den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützten Kurden im Iran vor. Einige Mittelostexperten glauben, dass die Vereinigten Staaten von Amerika die Absicht haben, Syrien aufzuteilen.

Vor kurzem bedrängte ein US-Kriegsflugzeug über der Ostsee ein russisches Flugzeug, das den russischen Verteidigungsminister Sergei Shogu an Bord hatte, bis es von russischen Kampfflugzeugen verjagt wurde. Moskau steht unter wachsendem Druck, gegen die Vereinigten Staaten von Amerika zurückzuschlagen, obwohl Präsident Vladimir Putin betont, dass er keine militärische Konfrontation mit Washington will.

Zusätzlich zu diesen Spannungen drängte ein Palastputsch in Saudiarabien gerade die Nummer zwei des Königreichs, den hart durchgreifenden vormaligen Kronprinzen und Innenminister Mohammed bin Nayef auf die Seite und ersetzte ihn durch den 31 Jahre alten Prinzen Mohammed bin Salman, den Lieblingssohn König Salmans. Vom König heißt es, dass er schwer krank ist. Die 15.000 Mitglieder zählende Saudifamilie ist nicht angetan vom Fenstersturz ihres Thronfolgers Nayef.

Prinz – jetzt Kronprinz – Mohammed war der Autor von Saudiarabiens stagnierendem Krieg gegen den Jemen, der sich durch die Geldreserven des Königreichs brennt in einer Zeit, in der die Erdölpreise abstürzen, und der große Zahlen von Zivilisten getötet hat. Er steht hinter der neuen stillschweigenden saudisch-ägyptisch-israelischen Allianz.

Es war Prinz Mohammed, der den Plan hervorbrachte, die Schiefergasförderer in den Vereinigten Staaten von Amerika aus dem Geschäft zu drängen, indem man einen Krieg um den Ölpreis startete. Dieser hat böse zurückgeschlagen. Die Saudis mussten sogar neun Milliarden Dollar leihen, um das Königreich in Gang zu halten.

Arabische Kritiker versichern, dass der junge Prinz unbesonnen und unerfahren ist. Die Trump-Administration liebt Prinz Mohammed sehr. Er ist etwa gleich alt wie Trumps Favorit, sein Schwiegersohn Jared Kushner, der sich diese Woche in Israel aufhält, vermutlich um ein endgültiges Friedensabkommen zwischen Juden und Arabern nach einem Jahrhundert des Konflikts zustandezubringen. Fürwahr ein grausamer Scherz.

Kushner hat den abgefeimten israelischen Premierminister Nentanyahu getroffen, welcher keinerlei Absicht hat, je einen palästinensischen Staat zuzulassen, und den derangierten palästinensischen „Anführer“ Mahmoud Abbas, der 82 Jahre alt ist. Abbas wird weitgehend geschmäht alsUS/israelische Marionette, die nach dem vorzeitigen Tod Yasser Arafats zum Anführer der PLO gemacht wurde. Der zwielichtige Mohammed Dahlan, laut Gerüchten der palästinensische „Mann“ der CIA, befindet sich bereits in Warteposition, um den tatterigen Abbas zu ersetzen.

Die authentische palästinensische Regierung, nämlich Hamas, befindet sich weggesperrt in Gaza und ist völlig isoliert durch eine gemeinsame israelisch-saudisch-ägyptische Kampagne. In Washington sind die meisten von Trumps höheren Beratern glühende Unterstützer Israels. Mit wem wird also Kushner, selbst ein orthodoxer Jude, verhandeln? Wie in den vergangenen Jahrzehnten werden Washingtons Unterstützer Israels mit Israels Rechten verhandeln. Ist es da ein Wunder, dass es keinen Frieden im Mittleren Osten gibt?

Mittlerweile verkündet der neue saudische Kronprinz, dass er das Königreich modernisieren will, es herausführen aus seiner Öl- und Gaswirtschaft, und sich selbst zum Führer der arabischen Welt machen. Diejenigen, die nicht bereitwillig zustimmen, wie das kleine Qatar, werden wie Ungeziefer zertreten werden.

Das ist eine große Ansage. Wir wünschen Kronprinz Mohammed jedoch alles Gute, weil Saudiarabien, das ultrakonservativste Land der Erde, dringend drastische Veränderung, Modernisierung und weniger Gottesherrschaft braucht. Die kärgliche Armee bekommt nicht einmal Munition und keine Fahrzeuge aus Angst vor einem Staatsstreich, und das Königreich beschäftigt eine große Zahl von ausländischen Söldnern.

In der Vergangenheit verteidigten 15.000 robuste pakistanische Soldaten die königliche Familie. Der ehemalige pakistanische Präsident Zia ul-Haq erzählte mir viele lustige Geschichten aus seinen Zeiten als Militärberater in Saudiarabien und im Irak. Heute beschützen Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika in der Region die Saudis vor ihren Nachbarn und vor ihrem eigenen manchmal widerspenstigen Volk.

Rechnen wir die steigenden Gefahren in Syrien, im Irak und im Golf zu dieser gespannten Situation dazu, dann können wir sicher sein, dass Arabien und die Levante in den kommenden Tagen eine Menge Feuerwerke bieten werden.

 
     
  erschienen am 24. Juni 2017 auf > www.ericmargolis.com  
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