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  Hysterie schlägt über Washington zusammen

Eric Margolis

 

Präsident Dwight Eisenhowers Warnung vor den Gefahren des militärisch-industriellen Komplexes, die er vor einem halben Jahrhundert abgab, klingt heute genauso laut und deutlich. Der weiche Putsch, der von Amerikas „Staat im Staat“ gegen die Regierung Trump durchgeführt wird, erreichte diese Woche eine neue Intensität, als spezielle Interessen um die Kontrolle über Washington kämpften.

Der neu ernannte nationale Sicherheitsberater Generalleutnant Michael Flynn wurde von Trump aufgrund seiner Gespräche mit dem russischen Botschafter gefeuert, und was er darüber Vizepräsident Pence gesagt haben mag oder auch nicht. Der Fenstersturz Flynns schien von unseren nationalen Geheimdiensten in Zusammenarbeit mit den Massenmedien und gewissen Demokraten betrieben worden zu sein.

Flynns Verbrechen? Mit den verflixten Russen vor und nach der Wahl zu sprechen. Eine schlimme, schlimme Angelegenheit. Das ist das, was Sicherheitsberater eigentlich machen sollten: einen Kanal zu anderen großen Mächten und Alliierten offenhalten. Das ist auch die Aufgabe unserer Geheimdienste. 

In internationalen Angelegenheit gibt es kein Gut und Böse. Die kindische Auffassung von „guten Leuten“ und „bösen Leuten“ kommt aus der Ära Bush, als einfach gestrickte Wähler überzeugt werden mussten, dass Amerika irgendwie in großer Gefahr schwebte aufgrund eines Haufens verärgerter Ziegenhirten im Nahen Osten.

Die einzigen Länder, die die Existenz Amerikas bedrohen könnten, sind die Atommächte Russland, China, Indien, Frankreich, Britannien und Israel (und vielleicht Pakistan) – in dieser Reihenfolge.

Russland hat Tausende von Atomsprengköpfen auf das Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika gerichtet. Jeder reale Krieg mit Russland würde den Untergang beider Länder heraufbeschwören. Zwei Fast-Treffer sind mehr als genug. Erinnern Sie sich an die Raketenkrise 1962 um Kuba und an den erschreckenden Able Archer-Zwischenfall 1983 – Beinahe-Atomkrieg verursacht durch Ronald Reagans antirussische Hysterie und Moskaus panische Reaktion.

Margolis Regel Nummer 1 für internationale Beziehungen: sei nett und habe ein gutes Verhältnis zu Ländern, die Atomwaffen auf dich gerichtet haben. Vermeide Geplänkel in so gut wie allen Angelegenheiten. Geheimdienste spielen eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts des nuklearen Schreckens und bei der Vermeidung von Missverständnissen, die Krieg verursachen können.

General Flynn war ein überzeugter antiislamischer Fanatiker. Er war, um es in Trump-Sprech auszudrücken, ein großer schrecklicher Fehlgriff. Ich bin froh, dass er weg ist. Flynns Sünde war jedoch, dass er übergeschnappt war, nicht dass er mit dem russischen Botschafter telefoniert hat. Das Weiße Haus und die nationalen Geheimdienste sollten jeden Tag mit Moskau reden, und wenn auch nur „hi Boris, was gibt´s neues bei euch?“ „Hier auch nicht viel, außer dass der Verkehr wieder einmal furchtbar ist.“ …

Das derzeitige Gezeter in den Vereinigten Staaten von Amerika über Flynns angebliche Übertretung ist ganz und gar ein fingierter politischer Anschlag, um der Administration Trump einen lähmenden Schlag zu verpassen. Trump hat viel zu schnell klein beigegeben. Der „Staat im Staate“ ist auf seinen Skalp aus: er hat gedroht, das Jahresbudget von $80 Milliarden für die Geheimdienste zu kürzen, welches allein, Buben und Mädchen aufgepasst, mehr ausmacht als das gesamte Verteidigungsbudget Russlands. Er spricht über die Ausmerzung von Verschwendung aus dem Budget des Pentagon von fast einer Billion Dollars, über weniger Ausgaben für die NATO und über die Beendigung von einigen imperialen Kriegen Amerikas im Ausland.

Was ist auch schon Liebenswürdiges an Trump, wenn man Mitglied der Kriegspartei und des militärisch-industriellen-geheimdienstlichen-Wall Street-Komplexes ist. Der Komplex will sein Golden Girl Hillary Clinton in der Führung. Sie hat den derzeitigen Tsunami der antirussischen Hysterie und Dämonisierung von Vladimir Putin entfesselt, was – ja es ist zum Weinen - zeigt, dass viele Amerikaner noch nicht über die Zeiten des Joe McCarty hinausgewachsen sind.

Nachdem ich mich lange mit Geheimdienstarbeit im Kalten Krieg beschäftigt habe, bin ich zum Schluss gekommen, dass beide Seiten ziemlich viel darüber wussten, was die andere vorhatte, wenn auch KGB und GRU professioneller und besser ausgebildet waren als westliche Geheimdienste. Es wäre viel einfacher und billiger, sich die Informationen gegenseitig zu verkaufen. Aber das würde das Große Spiel beenden.

Es macht mich krank, wenn ich die dreiste Scheinheiligkeit und das Geschwätz in Washington über angebliche russische Spionage und Manipulation beobachte. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben Regierungen im Ausland seit 1945 gekauft und manipuliert. Wir haben sogar das Handy der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört. Diese Woche veröffentlichte WikiLeaks einen Abschnitt über die Spionage und Manipulation der CIA bei den Wahlen in Frankreich 2012. Wir leben in einem riesigen Glashaus.

Die Russen sind nicht unsere Kumpel. Sie sind aber auch nicht das Reich des Bösen. Wir müssen unsere Auffassung über Russland aktualisieren, erwachsen werden und damit aufhören, Moskau als Schwarzen Mann zu verwenden, um unsere eigenen internen politischen Kämpfe auszutragen.

Zur Zeit mache ich mir größere Sorgen wegen der verrückten Rechtsaußen in Trumps Weißem Haus als wegen der Russen und dem bösen Vlad Putin.

 
     
  erschienen am 18. Februar 2017 auf > www.ericmargolis.com  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
 
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