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  Verbrechen gegen den Frieden? Na und?  
     
     
  Wer besetzt wen in Israel bzw. Palästina? Frag keinen Amerikaner!

Eric Schuler

 

Eine neue Umfrage, die vom Institut für Forschung über Politik im Mittleren Osten veröffentlicht wurde, ergibt, dass eine Mehrheit der Amerikaner eine grundlegende Tatsache betreffend den Mittleren Osten missversteht. Speziell wurde einer statistisch repräsentativen Stichprobe von Amerikanern und drei anderen Nationalitäten eine einfache Frage über Israel und Palästina gestellt. Die Formulierung der Frage und die Ergebnisse werden unten gezeigt:    

(Beachten Sie, dass die Auskunftspersonen auch ihre eigene Antwort geben konnten; diejenigen, die das machten, sind in der dritten Kategorie erfasst.)

Wie man sehen kann, unterscheiden sich die amerikanischen Antworten signifikant von denen anderer Länder. In Amerika gibt es leider einzigartig eine Mehrheit von Amerikanern, nämlich 49,2%, die die Frage falsch beantworteten, da sie glauben, dass Palästinenser israelisches Land besetzen.

In Wirklichkeit besetzen die Israelis palästinensische Territorien in der West Bank und betreiben eine anhaltende Blockade des anderen palästinensischen Landflecks, bekannt als Gazastreifen. Die Okkupation dauert an, seit die Israelis den Sechstageskrieg 1967 gegen ihre arabischen Nachbarn gewonnen haben. In den beinahe 5 Jahrzehnten seither haben Israelis schrittweise einen Teil des besetzten Landes „besiedelt,“ indem sie formell die ursprünglichen Besitzer vertrieben und Grundstücke als ihre eigenen beanspruchten. Anders gesagt, es ist nicht viel anders, wie die Vereinigten Staaten von Amerika im 19. Jahrhundert mit den einheimischen Amerikanern umgingen, was euphemistisch als Offenkundige Bestimmung bezeichnet wurde. Der Unterschied ist, dass die meisten Amerikaner verstehen, dass unsere Eroberung und Vertreibung einheimischer Amerikaner nicht anders als die Sklaverei Schmutzflecken auf der Geschichte unseres Landes sind. Mittlerweile wird die Idee des Größeren Israels offen akzeptiert und wird jetzt im Jahr 2016 vorangetrieben.  

Und die Tatsache, dass viele Amerikaner diese ganz grundlegende Faktenlage betreffend den Mittleren Osten nicht verstehen, erklärt wahrscheinlich, warum Amerikaner viel positivere Ansichten über Israel haben als der größte Teil der Welt. In einer vor kurzem durchgeführten weltweiten Erhebung stellte sich Israel als eines der drei am negativsten beurteilten Länder heraus, gemeinsam mit dem Iran und Nordkorea. In dieser Untersuchung hatten die Amerikaner die zweitpositivste Sichtweise von Israel (nach Nigeria). Das falsche Verständnis der Amerikaner der derzeitigen Situation in Israel/Palästina erklärt wahrscheinlich auch, warum so gut wie alle führenden amerikanischen Politiker ungestraft davonkommen, wenn sie Israels Aktionen bedingungslos unterstützen.

Mich erinnerte diese Erhebung betreffend Israel an eine Untersuchung, die über den Staatsstreich 2014 in der Ukraine durchgeführt wurde. In diesem Fall wurde den Leuten zuerst eine unbeschriftete Weltkarte (nur die politischen Grenzen waren eingezeichnet) vorgelegt und sie gebeten, das Land zu markieren, das sie für die Ukraine hielten. Anschließend wurden sie befragt, welche Art von Maßnahmen der Vereinigten Staaten von Amerika sie sich als Reaktion wünschen würden. Letztlich waren diejenigen Menschen, die am weitesten davon entfernt waren, die Ukraine auf der Landkarte zu finden, auch diejenigen, die am ehesten eine militärische Intervention befürworteten. Zum Glück war das noch immer eine Minderheit, aber es war enthüllend und vorhersehbar in einem. Je weniger jemand weiß, desto eher a. unterstützt er die Intervention der Vereinigten Staaten von Amerika und b. stellt er sich auf die ungerechte Seite, wenn diese eine machen. (Wir verschieben eine gründliche Diskussion über die Ukraine auf ein anderes Mal.)  

Es ist mir klar, dass das auf den ersten Blick als gewagte Behauptung erscheinen mag, aber es macht in der Tat sehr viel Sinn. Fürs erste sollten wir zur Kenntnis nehmen, dass effektiv jeder Krieg in jüngerer Zeit mit irgendeiner Art von Lüge oder Halbwahrheit verkauft worden ist. Zum Beispiel:

  • Vietnam – der Vorfall im Golf von Tonkin
  • Kosovo – angeblich fand ein Völkermord an 100.000 oder mehr Menschen statt, aber als Ermittler versuchten. Beweise für diese Behauptung zu finden, fanden sie sehr wenig, was dafür gesprochen hätte. In der Tat sah es dann so aus, als hätte der Überfall der NATO buchstäblich mehr Menschen getötet als das Unheil, das er verhindert hat. 
  • Afghanistan – tatsächlich waren die Taliban bereit, mit den Vereinigten Staaten von Amerika zu verhandeln und Osama bin Laden herauszugeben. Die Vereinigten Staaten von Amerika waren jedoch mit den Bedingungen (die übrigens voll und ganz dem Internationalen Recht entsprachen, d.Ü.) nicht einverstanden und beschlossen, stattdessen einen Regimewechsel durchzuführen.
  • Irak – die erlogenen Massenvernichtungswaffen
  • Libyen – die Vereinigten Staaten von Amerika behaupteten, dass Gaddafi dabei sei, einen Völkermord durchzuführen, und dass man die Rebellen unterstützen müsse. Dummerweise wurden die Rebellen von Jihadisten mit einem Naheverhältnis zu al-Qaeda dominiert.
  • (Fast) Syrien – Die Vereinigten Staaten von Amerika bereiteten schon eine bedeutende militärische Intervention vor unter dem Vorwand, Assad habe chemische Waffen in einem Massaker eingesetzt, das auf Video aufgenommen worden war. Daraufhin folgende Berichterstattung enthüllte allerdings, dass es sich um einen Angriff unter falscher Flagge durch die Rebellen handelte mit dem Ziel, die Intervention der Vereinigten Staaten von Amerika herbeizuführen.

Obwohl in einigen dieser Fälle der Beweis für die Lüge erst nach der Tat erbracht werden konnte, ist es dennoch wahr, dass Journalisten und Kriegsgegner zumindest seit dem Kosovo die Lügen in Echtzeit aufgedeckt haben. Daher tendieren Menschen, die lesen und besser über weltweite Angelegenheiten informiert sind auch dazu, gegen Krieg und andere schädliche Interventionen zu sein. 

Das ist die Realität, wegen der die jüngste Umfrage über das Verständnis der Amerikaner von Israel sowohl wichtig ist als auch deprimierend. Fakten bilden unsere Meinungen. Wenn diese Fakten nicht stimmen, dann tendieren die Meinungen dazu, das widerzuspiegeln.

 
     
  erschienen am 30. März 2016 auf > Antiwar.com > Artikel, Original auf > Eric Schulers The Daily Face Palm  
 
siehe dazu im Archiv:
  Ulson Gunnar - Syrien: es ist kein Bürgerkrieg und war auch nie einer
  Andre Vltchek - Wie der Westen Terrorismus erzeugt
  Klaus Madersbacher - Wir müssen uns selbst weiterbilden
  Vladimir Putin - Rede vor der Generalversammlung der UNO
  Paul Craig Roberts - Obama vergöttlicht die amerikanische Hegemonie
  John V. Walsh - Warum sind Russland und China (und der Iran) vorrangige Feinde der herrschenden Elite der Vereinigten Staaten von Amerika?
  Jean-Paul Pougala - Die Lügen hinter dem Krieg des Westens gegen Libyen
  Garikai Chengu - Libyen: Von Afrikas reichstem Staat unter Gaddafi zu einem gescheiterten Staat nach dem NATO-Überfall
  John Philpot - Versagen des Internationalen Rechts und der Menschenrechtsinstitutionen: Palästina, Syrien und Irak im Jahr 2014
  Ismael Hossein-zadeh - Das Chaos im Mittleren Osten und darüber hinaus ist geplant
  Glen Ford - Obamas Krieg gegen die Zivilisation
  Stephen Kinzer - BP im Golf – im Persischen Golf
  Greg McInerney - Die Ruinierung Irlands
  Bruce Cumings - Koreanische Kriegsspiele
  Tarak Barkawi - Atomwaffen und orientalische Verhältnisse
  Jonathan Turley - Das Große Geld hinter dem Krieg: der militärisch-industrielle Komplex
 
     
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