Kapitalismus
ist die wahre Krankheit Finian Cunningham
Es ist schwer, dem amerikanischen Professor Richard Wolff nicht zuzustimmen, wenn er sagt, dass die wahre Krankheit, mit der die Welt konfrontiert ist, nicht Covid-19 ist, sondern die gescheiterte Ökonomie des Kapitalismus. Wolffs Analyse ist schlüssiger denn je. Pandemien und andere Naturkatastrophen passieren und fordern auf grausame Weise Menschenleben. Aber was an der gegenwärtigen globalen Pandemie offensichtlich ist, ist die Art und Weise, wie das kapitalistische System Leiden und Zerrüttung erheblich verschlimmert. Es ist nicht in der Lage, mit den Herausforderungen fertig zu werden, die diese ansteckende Krankheit mit sich bringt. Der wahre Feind ist nicht die Krankheit selbst - so ernst sie auch sein mag. Der wirkliche Feind, sprich die Krankheit ist der Kapitalismus. Beweisstück A: die Vereinigten Staaten. Hier haben wir das angeblich herausragende Modell des Kapitalismus. Aber der Trümmerhaufen seiner Antwort auf die Coronavirus-Pandemie veranschaulicht, dass all das vermeintliche Leistungsvermögen des amerikanischen Reichtums eine Fata Morgana ist. Von den weltweit fast einer Million Todesopfern, die seit dem Ausbruch der Pandemie vor neun Monaten bisher zu beklagen waren, sind die USA für 200.000 oder etwa 20 Prozent der Todesopfer verantwortlich. Dennoch macht die US-Bevölkerung nur 4 Prozent der Weltbevölkerung aus. Das allein sagt uns schon, dass die US-Regierung und die Zuteilung wirtschaftlicher Ressourcen unter ihrem ungezähmten kapitalistischen System in einzigartiger Weise inkompetent ist. Vergleichen Sie das mit der Art und Weise, wie China es geschafft hat, die Krankheit einzudämmen. Nach Angaben der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität beträgt die Zahl der Todesopfer in China fast 4.700. Das ist ein verschwindend geringer Anteil von 2,4 Prozent der amerikanischen Sterblichkeit, und doch hat China eine Bevölkerung, die etwa viermal so groß ist wie die der USA. Nun könnte man argumentieren, dass Chinas offiziell "kommunistisches" System nicht vollständig kommunistisch oder sozialistisch ist. Es beinhaltet Marktwirtschaft. Andere Beobachter behaupten, dass China angesichts seiner zentralen Planung und der Intervention der Regierung bei der Zuteilung von Ressourcen weitgehend sozialistisch ist. In jedem Fall reicht es aus zu sagen, dass China nicht in einer Weise kapitalistisch ist, die mit den USA vergleichbar ist, wo das Großkapital und die Großbanken mit dem Einverständnis der Regierung Amok laufen. Nun könnte man auch argumentieren, dass Chinas Covid-19-Daten ungenau sind. Aber wir zitieren Daten, die von einer angesehenen amerikanischen Universität zusammengestellt wurden. Selbst wenn einige der chinesischen Daten nicht korrekt waren, so legt der enorme Unterschied zu den Daten der USA nahe, dass es eine Erklärung gibt, die auf das System zurückzuführen ist. Geht man von dem völligen Desaster aus, das die Coronavirus-Pandemie und ihre Covid-19-Krankheit in den USA im Vergleich zu China angerichtet hat, muss die Schlussfolgerung lauten, dass das amerikanische Wirtschaftssystem der wahre Schuldige für das Ausmaß der Katastrophe ist. Der Unterschied ist in der Tat so krass, dass er grell die beschämende Realität beleuchtet. Die Realität ist, dass der amerikanische Konzernkapitalismus ein gigantischer Misserfolg ist. Das System ist bankrott und veraltet in Bezug auf seine Funktion als ein gangbarer Weg, die Gesellschaft zu organisieren und die Ressourcen human und nachhaltig zu verteilen. Aus diesem Grund haben US-Präsident Donald Trump und seine Regierung so viele Anstrengungen unternommen, um China zum Sündenbock für die Pandemie zu machen. Trump entehrte diese Woche die UN-Generalversammlung, indem er Lügen und Verleumdungen gegen China ausspuckte, weil es "die Seuche auf die Welt losgelassen hat". Aus der Sicht der herrschenden Klasse der Vereinigten Staaten von Amerika, zu der Oligarchen wie Trump gehören, ist es eine absolute Notwendigkeit, China zum Sündenbock zu machen. Andernfalls ist die alternative und zutreffende Schlussfolgerung verheerend, wenn sie allgemein anerkannt würde: nämlich, dass die wahre Krankheit der amerikanische Kapitalismus ist. Coronavirus und Covid-19 sind nur ein Punkt unter anderen, um diese Wahrheit aufzudecken. Wir könnten auch auf die obszöne Ungleichheit des amerikanischen Kapitalismus hinweisen, wo Dutzende Millionen von Arbeitern und ihre Familien mit Armut, Arbeitslosigkeit, Hunger und Obdachlosigkeit konfrontiert sind, während das System seine Oligarchen großzügig beschenkt. Wir könnten auch die unzähligen Kriege und Mordanschläge anführen, die der US-Imperialismus dem Planeten über Jahrzehnte hinweg zugefügt hat - alles, um seine unersättlichen Konzerngewinne zu sättigen. Das alles ist einfach pathologisch. Es gibt viele Möglichkeiten, die todbringende Natur des Kapitalismus zu zeigen. Aber Amerikas erbärmliches und kriminelles Versagen, die öffentliche Gesundheit vor der Pandemie zu schützen, ergibt vielleicht die endgültige Diagnose. Donald Trump oder Joe Biden sind an diesem Punkt irrelevant. Die korrupte Zweiparteienscharade in den USA ist selbst Teil der Krankheit. |
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erschienen am 26. September 2020 auf > Information Clearing House > Artikel, Original am 25. September auf SPUTNIK | ||||||||||||||
Archiv > Artikel von Finian Cunningham auf antikrieg.com | ||||||||||||||
Finian Cunningham hat umfassend über internationale Angelegenheiten geschrieben und Artikel in mehreren Sprachen veröffentlicht. Er hat einen Master-Abschluss in Agrarchemie und arbeitete als wissenschaftlicher Redakteur für die Royal Society of Chemistry, Cambridge, England, bevor er eine Karriere im Zeitungsjournalismus einschlug. Außerdem ist er Musiker und Songschreiber. Fast 20 Jahre lang arbeitete er als Redakteur und Autor in großen Nachrichtenmedienorganisationen, darunter The Mirror, Irish Times und Independent. | ||||||||||||||
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