US-Rowdy
im Last Chance Saloon Finian Cunningham
US-Außenminister Mike Pompeo kündigte diese Woche die Wiedereinführung der internationalen Sanktionen gegen den Iran an. Das Problem ist, dass niemand mehr den Aufführungen Washingtons zuhört. Der Kaiser hat nicht nur keine Kleider mehr, er hat auch seine Macht, andere einzuschüchtern, verloren. Die Trump-Administration behauptet, dass sie das Recht hat, die UNO-Sanktionen gegen den Iran wieder aufzunehmen aufgrund Washingtons haltloser Behauptungen, Teheran verstoße gegen das internationale Nuklearabkommen von 2015, das sie nachträglich für "ungültig" erklären will (snapback"). Dies trotz der Tatsache, dass die amerikanische Seite ihre gesetzlichen Rechte verwirkt hat, als sie im Mai 2018 einseitig aus dem Nuklearabkommen ausgestiegen ist. Dies auch trotz der Tatsache, dass der UN-Sicherheitsrat im vergangenen Monat Washingtons "Snapback"-Zumutung in einem riesigen diplomatischen "Slapback" die Arroganz der Trump-Administration zurückwies. Sogar die normalerweise nachsichtigen Verbündeten der Vereinigten Staaten von Amerika, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland wiesen die Dreistigkeit von Washingtons Forderungen nach einer Wiedereinführung der Sanktionen gegen den Iran zurück. Die Europäer haben sich weiterhin zusammen mit Russland und China für die Einhaltung des Nuklearabkommens eingesetzt, das die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran als Gegenleistung für die Einhaltung der Beschränkungen seiner nuklearen Aktivitäten vorsieht. Unbeeindruckt von dem Debakel im Sicherheitsrat besteht Washington nun darauf, dass in dieser Woche eine selbst erklärte Frist für Strafmaßnahmen aufgrund des "Snapback" gegen den Iran erreicht wurde. Der Iran hat die USA verhöhnt, indem er sagte, dass die Kampagne der Trump-Administration, die sich zu "maximalem Druck" bekannt habe, nach hinten losgegangen sei und nur zu einer "maximalen Isolation" der Vereinigten Staaten geführt habe. Es ist schwer, die iranische Sichtweise anzufechten, wenn man sich die überwiegende Unterstützung für das Abkommen unter den Unterzeichnern ansieht. Russland, China und die Europäer haben alle darauf bestanden, dass die USA keinen Rechtsanspruch auf die im Gemeinsamen Umfassenden Aktionsplan, wie der Nuklearpakt formell bekannt ist, enthaltenen Mechanismen haben. Präsident Trump hat die USA mit einer Regierungsverordnung aus dem Abkommen herausgenommen. Es ist wirklich ein wahnhaftes Denken im Stil eines Paralleluniversums, wenn seine Regierung zu einem späteren Zeitpunkt irgendwie behauptet, sie sei immer noch ein Teilnehmer mit rückwirkenden Rechten. Bezeichnend ist, über wie wenig Macht die Vereinigten Staaten von Amerika verfügen, andere einzuschüchtern. Die USA haben damit gedroht, sekundäre Sanktionen gegen jede Nation zu verhängen, die sich nicht an ihr Ultimatum für Rückzugsmaßnahmen hält. "Wir haben keine Angst vor US-Sanktionen, wir sind an sie gewöhnt", sagte Russlands stellvertretender Außenminister Sergej Rjabkow als Antwort auf Pompeos Drohungen mit extraterritorialen US-Beschränkungen. Er fügte hinzu, dass Russland und der Iran ihre Partnerschaft bei der Entwicklung von Handel und Verteidigung fortsetzen würden. Es ist die europäische Missachtung der Forderungen Washingtons, die eher auf die amerikanische Ohnmacht hindeutet. Ihre frühere gewohnheitsmäßige Bereitschaft, dem Machtmissbrauch der Vereinigten Staaten von Amerika nachzugeben, ist verachtenswert. Wir müssen uns nur ansehen, wie die europäischen Mitglieder des Sicherheitsrates lange Zeit in schändlicher Weise bei der illegalen Kriegstreiberei Washingtons mitgemacht haben. Sind wir in der Geschichte an einem Punkt angelangt, an dem selbst europäische Lakaien Washingtons schurkisches Verhalten jetzt als inakzeptabel ansehen? Die dreiste Missachtung des Atomdeals durch die Trump-Administration war ein Frontalangriff auf ein auf internationalen Regeln basierendes System. Das anschließende Diktat Washingtons, dass sich jeder unter Androhung von Sanktionen an seinen diplomatischen Vandalismus halten müsse, ist ein sicheres Zeichen dafür, dass der Verrückte die Anstalt übernommen hat. So rückgratlos die transatlantischen Europäer auch sind, selbst sie müssen wissen, dass ein weiteres Nachgeben zugunsten des amerikanischen Soziopathen ihren eigenen Untergang bedeuten würde. Russland und China haben eine bessere, genauere kritische Einschätzung der hegemonialen Hybris Washingtons gehabt. Die europäischen Nationen scheinen endlich zu begreifen, dass die Tyrannei Washingtons giftig ist. Die fortgesetzte Toleranz gegenüber seinen bösartigen Wahnvorstellungen ist ein Weg, der in Nihilismus und Zerstörung führt. Die Europäer treten den USA in der Frage des Atomdeals mit dem Iran nicht so sehr aus einer plötzlichen Bekehrung zu Prinzipien und Integrität heraus entgegen. Sie hatten mehr als fünf Jahre Zeit, das Abkommen mit dem Iran umzusetzen, aber sie haben sich stattdessen zurückgehalten. Sie treten den Vereinigten Staaten von Amerika - endlich - um ihrer eigenen Selbsterhaltung willen entgegen. Sie wissen, dass die absurde Heuchelei und das Doppel-Denken, das aus Washington herausströmt, daher rührt, dass Uncle Sam im Last Chance Saloon auf einem Hocker zusammengesackt ist und nicht einmal mehr seine Blase kontrollieren kann. |
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erschienen am 17. September 2020 auf > Information Clearing House > Artikel, Original am 14. Juli auf SPUTNIK | ||||||||||||||
Archiv > Artikel von Finian Cunningham auf antikrieg.com | ||||||||||||||
Finian Cunningham hat umfassend über internationale Angelegenheiten geschrieben und Artikel in mehreren Sprachen veröffentlicht. Er hat einen Master-Abschluss in Agrarchemie und arbeitete als wissenschaftlicher Redakteur für die Royal Society of Chemistry, Cambridge, England, bevor er eine Karriere im Zeitungsjournalismus einschlug. Außerdem ist er Musiker und Songschreiber. Fast 20 Jahre lang arbeitete er als Redakteur und Autor in großen Nachrichtenmedienorganisationen, darunter The Mirror, Irish Times und Independent. | ||||||||||||||
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