Globale
Wirtschaft: Die Ruhe vor dem Sturm Ernst Wolff
Wir erleben in der Weltwirtschaft und im globalen Finanzsystem in diesen Tagen die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Der Einbruch an den Finanzmärkten im März ist in der öffentlichen Aufmerksamkeit ebenso in den Hintergrund gerückt wie die Stilllegung ganzer Industriezweige und die Unterbrechung globaler Lieferketten in den Monaten März und April. Zwar ist inzwischen allgemein bekannt, dass wir es zurzeit mit der schlimmsten Rezession der Neuzeit zu tun haben, dass das Finanzsystem diesmal nur durch Billionenspritzen am Leben erhalten werden konnte und dass es noch nie in der gesamten Geschichte der Wirtschaft eine solche Entlassungswelle und so viel Kurzarbeit wie in diesem Jahr gegeben hat aber das scheint für die Mehrheit der Menschen momentan kein Thema zu sein. Hinter dieser Haltung dürften sich vor allem zwei Gründe verbergen: Zum einen konzentrieren sich Politik und Mainstream-Medien seit Monaten mit erheblichem Erfolg darauf, die von ihnen erzeugte Angst um die Folgen von Covid-19 in immer neue Höhen zu treiben. Zum anderen tun beide so, als sei die Wirtschaft inzwischen wieder auf dem Weg der Erholung und eine Besserung bereits in Sicht. Da das Ansehen und die Glaubwürdigkeit sowohl der Politik als auch der Mainstream-Medien in den vergangenen Monaten stark gelitten haben, dürfte die Zahl der Menschen, die tatsächlich an eine solch wundersame Erholung der Wirtschaft glauben, nicht sehr groß sein. Dass die Mehrheit das Thema dennoch eher meidet, liegt vermutlich daran, dass die Panikmache der vergangenen Monate bei vielen Menschen mittlerweile eine tiefsitzende allgemeine Zukunftsangst erzeugt hat, die sie veranlasst, mehrheitlich den Kopf in den Sand zu stecken. Die derzeit wichtigste Aufgabe besteht deshalb darin, diese lähmende Starre zu durchbrechen. Aber wie? Es gibt nur einen Weg: Indem man der verunsicherten Mehrheit auch dann, wenn sie es nicht hören mag, reinen Wein einschenkt, sie schonungslos über die aktuellen Entwicklungen aufklärt und so ausschließlich durch korrekte Analysen ihr Vertrauen gewinnt. Das erfordert Geduld, ist aber ein Prozess, der sich nicht künstlich beschleunigen lässt. Um ihn in Gang zu setzen, muss man den Menschen zunächst klarmachen, dass der Lockdown eine Kette von Entwicklungen in Gang gesetzt hat, die sich aktuell mit unerbittlicher Logik entfaltet und die sofern sich ihr niemand wirkungsvoll widersetzt unsere Gesellschaft in ihrer bisherigen Form zerstören, gewaltige soziale Verwerfungen auslösen und einem zahlenmäßig winzigen Triumvirat aus Politik, Finanzinstitutionen und Digitalkonzernen die Möglichkeit verschaffen wird, auf den Trümmern des bestehenden Systems eine digital-finanzielle Diktatur zu errichten. Was uns alle erwartet, sieht folgendermaßen aus: Die durch einen Einbruch auf der Angebotsseite und einen gleichzeitigen Nachfrageschock von zwei Seiten in die Zange genommene Wirtschaft wird sich nicht wieder erholen. Allein in Deutschland werden in diesem Herbst und Winter hunderttausende Arbeitsplätze in der Industrie entfallen. Sowohl in der Auto- als auch in der Luftfahrtindustrie wie auch im Tourismus, im Einzelhandel und in der Bankenbranche stehen Massenentlassungen an. Mehr als eine halbe Million Betriebe können ihre Schulden nur durch die Aufnahme neuer Schulden bedienen, zigtausende Einzelhändler und Gastronomiebetriebe stehen vor dem Aus. Die Banken sitzen auf Grund dieser Situation auf einem stetig wachsenden Berg fauler Kredite mit der Folge, dass Sparkassen und Raiffeisenbanken, die hauptsächlich von diesem Geschäft leben, immer tiefer in den Abgrund gerissen werden. Um gegenzusteuern, hat die Regierung bereits sowohl das Kurzarbeitergeld als auch die Aussetzung der Insolvenzpflicht verlängert. Beide Maßnahmen lösen die zugrunde liegenden Problem jedoch nicht, sondern schieben sie nur auf und schaffen dafür ein neues Problem: Die so entstehenden Ausgaben vergrößern zusammen mit den einbrechenden Steuereinnahmen das bereits riesige Loch im Staatshaushalt und schaffen die Voraussetzungen dafür, dass wir in Zukunft eine weitaus schärfere Sparpolitik als bisher erleben werden, und das heißt in erster Linie: drastische Kürzungen bei den Sozialausgaben, insbesondere in den Bereichen Bildung, Gesundheit und öffentliche Infrastruktur. Da durch all diese Entwicklungen die allgemeine Kaufkraft sinkt, wird den Verantwortlichen nichts anderes übrig bleiben als zum Mittel des Helikoptergeldes zu greifen. Das wird sehr rasch zu einer immer stärkeren Währungsentwertung führen, gegen die es nur noch ein Mittel geben wird: die Einführung digitaler Zentralbankwährungen. Da es sich bei diesen Währungen um halb-privates Geld handelt, würde damit der Übergang in ein System vollzogen, in dem wir von einem Kartell aus Digitalkonzernen, Finanzdienstleistern und Zentralbanken reguliert, kontrolliert und manipuliert werden und aus dessen Fängen wir uns nur sehr schwer wieder befreien könnten. Muss man angesichts dieser in allen Schritten voraussehbaren Entwicklung und der ungeheuren Macht derer, die sie vorantreiben, nicht verzweifeln? Ist der Kampf dagegen nicht längst verloren? Ganz bestimmt nicht, denn die Zeit, in der die Zwecklüge von der wirtschaftlichen Erholung aufrechterhalten werden kann, geht zu Ende. Wir stehen im Herbst 2020 an einer historischen Wende. Vor uns liegen Wirtschafts- und Finanzzusammenbrüche von monumentalen Ausmaßen. Sie werden dafür sorgen, dass Millionen von Menschen die verheerenden Folgen der Corona-Politik am eigenen Leib zu spüren bekommen. Sie werden diese Menschen damit aber nicht nur in einen sehr persönlichen, oft existenziellen Konflikt mit dem bestehenden System führen, sondern ihre Ohren auch für solche Stimmen öffnen, die sie bisher nicht gehört haben oder nicht hören wollten. Vor uns allen liegt damit eine historische Chance nämlich die, eine große Anzahl von Menschen nicht etwa mit Gewalt und auch nicht mit Parolen oder Propaganda, sondern mit systematischer Aufklärungsarbeit zu erreichen und ihnen klarzumachen, dass es an der Zeit ist, die Welt der Wirtschaft und die darauf aufbauenden sozialen Strukturen neu zu ordnen und das nicht im Interesse einer winzigen von Gier getriebenen Minderheit, sondern im Interesse der arbeitenden und steuerzahlenden Mehrheit der Menschen. |
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erschienen am 14. September 2020 auf > KenFM > Artikel | ||||||||||||||
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