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"Entweder verhindert die Revolution den Krieg oder der Krieg wird die Revolution bringen" - Mao Tsetung

     
  „Wo war die UNO?“, fragt ein freigelassener israelischer Gefangener. Deren Mitarbeiter wurden gerade umgebracht.

Jonathan Cook

 

Sympathie für den ehemaligen israelischen Gefangenen Eli Sharabi darf nicht den Blick auf das große Ganze verstellen: Er ließ sich für Israels Propagandakampagne für Völkermord rekrutieren.

Israel hat einen kürzlich aus Gaza entlassenen Gefangenen gefunden, der bereit ist, einige seiner unsinnigsten Argumente auf der Bühne der Vereinten Nationen zu wiederholen. Wie vorherzusehen war, werden diese Argumente bereits instrumentalisiert, um Israels verstärktes Massaker an palästinensischen Kindern in Gaza zu rechtfertigen – und die Vereinten Nationen zu noch größerer Ängstlichkeit zu drängen.

Eli Sharabi hat allen Grund, sich gekränkt zu fühlen. Schließlich verbrachte er nicht nur 490 Tage unter schrecklichen Bedingungen in Gefangenschaft, bevor er letzten Monat freigelassen wurde, sondern musste auch feststellen, dass seine Familie beim Ausbruch der Hamas aus Gaza am 7. Oktober 2023 getötet worden war.

Dennoch sollte das Mitgefühl für sein Schicksal nicht den Blick auf das Gesamtbild verstellen: Er ließ sich für die Völkermord-Propagandakampagne der israelischen Regierung rekrutieren.

Er wiederholte die Behauptung israelischer Politiker, die Palästinenser in Gaza – angeblich alle 2,3 Millionen – seien an der Misshandlung der israelischen Gefangenen „beteiligt“. Mit anderen Worten: Er unterstützte die Bemühungen der israelischen Regierung, die Vernichtung der gesamten Bevölkerung Gazas, von der die Hälfte Kinder sind, zu rechtfertigen.

Er behauptete außerdem, die Hamas habe Hilfsgüter gestohlen, die nach Gaza gelangten, um „wie Könige“ zu speisen, während er und die Gefangenen hungerten. Mit anderen Worten: Er untermauert das Argument des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu, Israel sei berechtigt, Gaza mit Nahrungsmitteln und Wasser zu blockieren – ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, für das Netanjahu vom Internationalen Strafgerichtshof angeklagt wird.

Aber vielleicht am absurdesten ist Sharabis Frage an die beiden größten humanitären Organisationen für die mittellose, dezimierte Bevölkerung Gazas: „Wo war das Rote Kreuz, als wir [die israelischen Gefangenen] es brauchten? Wo war die UNO?“

Sharabi sollte die Antwort auf seine Frage besser kennen als jeder andere.

Die lokalen Mitarbeiter der UNO und des Roten Kreuzes – oder Roten Halbmonds, wie er in Gaza genannt wird – haben in den letzten anderthalb Jahren, wie alle anderen in der Enklave, unter ständigen und heftigen Luftangriffen gelebt. Zahlreiche Menschen wurden durch die von den USA gelieferten Bomben, die Israel kontinuierlich abwirft, getötet und verstümmelt.

Sie waren sicherlich nicht untätig, wie Sharabi andeutet. Wenn sie nicht selbst getötet wurden, kümmerten sie sich um die vielen Zehntausenden Toten und Hunderttausenden Verletzten.

Und gleichzeitig kämpften sie verzweifelt darum, die Bevölkerung zu ernähren, die Israel in den letzten 18 Monaten durch seine strikte Blockade von Nahrungsmitteln und Wasser in dem winzigen Gebiet aktiv verhungern ließ.

Die Aufgabe der UN und des Roten Kreuzes war es, Leben zu retten. Und genau das haben sie getan. Ihre Aufgabe ist es nicht, sich auf eine sinnlose Suche nach israelischen Gefangenen zu begeben, die Israel selbst mit all seinem technologischen Know-how und seiner militärischen Macht nicht finden konnte.

 

Wo war die UNO?

 

Haben Sharabis israelische Regierungsberater – angeführt von Danny Danon, Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen – vergessen, ihm zu erklären, dass Israel die UNO offiziell aus Gaza verbannt hat? Israel verwehrt der UNO den Zutritt zur Enklave und schießt gezielt mit Waffen auf lokale Mitarbeiter, erwartet aber gleichzeitig von denselben Mitarbeitern, dass sie die dort festgehaltenen israelischen Gefangenen aufspüren. Wie kann man Israels Position – oder die von Sharabi – überhaupt ernst nehmen?

 

Wo war das Rote Kreuz?

 

Haben Sharabis israelische Regierungsvertreter vergessen zu erwähnen, dass das Rote Kreuz auch keinen einzigen der Tausenden von Palästinensern besuchen konnte, die Israel aus Gaza verschleppt hat – darunter Ärzte, Frauen und Kinder?

Im Gegensatz zu den israelischen Gefangenen ist der Aufenthaltsort der palästinensischen Gefangenen bekannt. Sie werden in sogenannten „Folterlagern“ innerhalb Israels festgehalten, wie die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem es nennt, wo sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind.

Israel verweigert dem Roten Kreuz den Zugang aus einem einfachen Grund: Es will nicht, dass die Welt erfährt, was es den Palästinensern in diesen Folterlagern antut. Und die westlichen Medien fügen sich und berichten kaum über die von Menschenrechtsgruppen und UN-Ermittlern ans Licht gebrachten Gräueltaten.

Ja, die israelischen Gefangenen haben Schreckliches erlebt. Und ihr größtes Trauma – obwohl Sharabi es im Gegensatz zu seinen israelischen Mitgefangenen nicht erwähnt – war das Leben unter Israels ständigem Bombardement: dem Äquivalent von sechs Hiroshima-Atombomben. Niemand wusste von einem Tag auf den anderen, ob er nicht von einer der 900-Kilo-Bomben, die von den USA geliefert und über der Enklave abgeworfen, vernichtet werden würde.

Es ist wichtig, Sharabis Bericht über seine Gefangenschaft auf einer so sichtbaren Bühne wie der der UNO zu hören. Doch ebenso wichtig ist es für die UNO, die Stimme der Tausenden von Palästinensern zu hören, die von Israel verschleppt und unter noch grausameren Bedingungen festgehalten wurden, wie Menschenrechtsgruppen wiederholt dokumentiert haben.

Doch diesen palästinensischen Opfern, Opfern israelischer Barbarei, wurde nicht die gleiche Plattform geboten wie Sharabi. Warum? Weil Israel entscheidet, wer bei der UNO spricht – für Israelis und Palästinenser.

Anders als die Hamas hält Israel seine Gefangenen dauerhaft gefangen, selbst nach ihrer Freilassung aus den Folterlagern. Sie werden in einem riesigen Freiluft-Konzentrationslager namens Gaza festgehalten. Und sie werden nicht vor der UNO erscheinen – es sei denn, Israel erlaubt es.

 
     
  erschienen am 25. März 2025 auf > Antiwar.com > Artikel  
  Archiv > Artikel von Jonathan Cook auf antikrieg.com  
     
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