Die andere
'Thukydides-Falle' zwischen China und Australien Alex Lo
Jetzt, wo China eine geopolitisch und wirtschaftlich starke Position eingenommen hat und fordert, in der Region das Heft in der Hand zu haben, könnten Konflikte unvermeidlich sein. Die Menschen machen sich Sorgen über eine "Thukydides-Falle" des unvermeidlichen Konflikts zwischen China und den Vereinigten Staaten. Beunruhigend ist aber auch der Konflikt zwischen China und Australien. Viele Menschen glauben, dass die in letzter Zeit zunehmende Feindseligkeit zwischen den beiden Ländern im fernen Osten durch Unfälle wie den Streit über den Ursprung der Covid-19-Pandemie und Handelskonflikte verursacht wird. Das könnte sich noch ändern. Die Realität sieht allerdings so aus, dass Australien geographisch zum Osten gehört, ideologisch jedoch zum Westen. Das war vor dem Aufstieg Chinas kein Problem, jetzt schon. Überraschend ist nicht der jüngste Ausbruch von Beschuldigungen, sondern dass Peking und Canberra es geschafft haben, so lange Geschäfte zu machen, indem sie sich an einer Vernunftehe beteiligten, von der beide Seiten enorm profitiert haben. Dieses Arrangement neigt sich dem Ende zu, ähnlich wie die wirtschaftliche Kopplung zwischen den USA und China der Vergangenheit angehört, während die australische Geschäftswelt auf einen diplomatischen Neuanfang hofft. Für sie geht es um Hummer, Gerste und Wein. Aber der Teufelskreis hat vielleicht schon seinen Anfang genommen. Es hat nie einen Zweifel daran gegeben, dass Australien, wenn es hart auf hart kommt, immer auf der Seite des westlichen Bündnisses unter Führung Washingtons stehen wird. Aber zumindest auf Seiten Pekings, als es das chinesisch-australische Freihandelsabkommen von 2015 besiegelte, gab es eine implizite Übereinkunft, dass Canberra nicht automatisch die Seite Amerikas einnehmen würde, wenn lebenswichtige nationale Interessen auf dem Spiel stehen. Wenn Uncle Sam ruft, wird Australien selbst nationale Interessen in seiner Wirtschaft opfern müssen, als Preis dafür, weiterhin der Five Eyes Alliance der englischsprachigen Länder angehören zu dürfen. Kanada, insbesondere unter der derzeitigen Regierung von Justin Trudeau, ist seit langem hin- und hergerissen zwischen dem Neid auf die wirtschaftlichen Vorteile, die Australien von China genossen hat, und den harten Realitäten des offenen Handels mit der asiatischen Supermacht. Jetzt könnte es aufatmen, weil es keine so von der Wirtschaft abhängigen Beziehungen zu China entwickelt hat, obwohl es seinen eigenen diplomatischen Alptraum über den Auslieferungsfall von Huawei's Nummer zwei Meng Wanzhou hat, wiederum dank der Amerikaner. Nach der alten Abhängigkeitstheorie der internationalen Beziehungen wäre ein unterentwickeltes Land von einem viel mächtigeren Land, in der Regel von den USA wirtschaftlich völlig abhängig. Im Fall Australien hat sich das auf den Kopf gestellt. Es beginnt gerade erst zu begreifen, was es kostet, seinen besten Kunden zu verlieren, aber den schlimmsten Feind zu gewinnen. |
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erschienen am 30. November 2020 auf > Information Clearing House > Artikel, ursprünglich erschienen auf South China Morning Post | ||||||||||||||
Alex Lo ist seit 2012
Kolumnist der South China
Morning Post und
berichtet über wichtige Themen, die Hongkong und den
Rest Chinas betreffen. Er ist seit 25 Jahren als
Journalist tätig und hat für verschiedene Publikationen
in Hongkong und Toronto als Nachrichtenreporter und
Redakteur gearbeitet. Darüber hinaus hat er an der
Universität von Hongkong Vorlesungen in Journalismus
gehalten. Die South China Morning Post mit ihrer Sonntagsausgabe, der Sunday Morning Post, ist eine 1903 gegründete englischsprachige Zeitung mit Sitz in Hongkong. Sie ist die bekannteste Zeitung Hongkongs und befindet sich im Besitz der Alibaba Group. Die Zeitung wurde 1903 von Tse Tsan-tai und Alfred Cunningham gegründet. |
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