Die Macht der Barbaren
Angelika Gutsche
Ich schäme mich.
Ich schäme mich
für München, für den spießigen und mittelbegabten
Oberbürgermeister, der die bedeutendsten Künstler der
Opernwelt, den russischen Dirigenten Valery Gergiev und
die russische Sopranistin Anna Netrebko, wie räudige
Hunde vom Hof jagt. München leuchtet nicht mehr. In
München gehen die Lichter aus.
Ich schäme mich,
dass in der Abendzeitung bekanntgegeben wird, dass die
Grünen in Rottach-Egern im Tegernseer Tal nahe des
Wohnorts des russischen Oligarchen Alischer Usmanow, zu
einer Protestkundgebung aufrufen, um Usmanow zu einer
gegen Russland gerichteten Stellungnahme zu zwingen.
Ich schäme mich,
dass im Netz ein Foto von einer Postfiliale in Koblenz[1] kursiert, die bekanntgibt, dass dort
Russen nicht mehr bedient werden. Ich schäme mich, dass
auch Fotos von Gaststätten zirkulieren, die Russen den
Eintritt verwehren.
Ich schäme mich,
dass ich mich kaum mehr getraue, in Gesprächen auch nur
ansatzmäßig zu versuchen, die Sicht Russlands
einzubringen. Russland verstehen geht gar nicht mehr,
Russland muss man hassen, Putin, der Massenmörder
(Bildzeitung/Titel/schwarze Balken/am 03.März) muss weg,
so wie schon Saddam Hussein und Gaddafi. Basta!
Und ich frage mich,
ist das noch McCarthy-Ära oder schon Pogrom-Stimmung?
Ich bin baff,
dass Deutschland plötzlich das Geld hat, 100 Milliarden
Euro in die Rüstung zu investieren, während das Geld
fehlt, um Hilfen für sozial Schwache um ein paar Cent zu
erhöhen.
Und ich frage mich,
tun sie das, um Gelder im Aktienmarkt zu halten, die
jetzt statt beim auf dem absteigenden Ast befindlichen
BionTech-Unternehmen bei Krauss Maffei angelegt werden
können?
Ich bin traurig,
dass ausgerechnet Behinderte, weil sie aus Russland oder
Weißrussland kommen, nun doch von den Paralympics in
Peking ausgeschlossen werden, obwohl das IOC sich zuerst
diesem Ansinnen verweigerte.
Und ich frage mich,
wie groß der Druck sein muss, dass Institutionen gegen
besseres Wissen solche zutiefst inhumanen Entscheidungen
treffen?
Ich bin fassungslos,
dass BMW bekanntgibt, bereits nächste Woche die
Produktion in München einstellen zu müssen, weil
Bauteile aus der Ukraine fehlen, und wie blauäugig ein
sogenannter Wirtschaftsminister sein muss, um meint, auf
deutsche Energiesicherheit verzichten zu können.
Und ich frage mich,
mit welchen Drohungen die USA europäische Staaten dazu
bringen, die eigene Wirtschaft zu Grunde zu richten?
Ich bin entsetzt
über den Krieg in der Ukraine. Krieg ist schlimm, sehr
schlimm. Meine Sorge gilt den Menschen in diesem Land.
Und ich frage mich,
warum hat man Russland so in die Enge getrieben mit der
Drohung, die Ukraine in die Nato aufzunehmen und dort
Atomwaffen zu stationieren, dass es meinte, das Risiko
des Ukraine-Krieges eingehen zu müssen?
Ich befürchte,
dass erneut ein Eiserner Vorhang in Europa errichten
wird.
Und ich frage mich,
wäre eine neutrale Ukraine als natürliches Bindeglied
zwischen Ost- und West, wäre ein wirtschaftlicher und
kultureller Austausch innerhalb unseres europäischen
Kontinents, nicht ein lohnenswerteres Ziel als das Säen
von Hass und Zwietracht?
Ich bin erschüttert,
wenn die oberste deutsche Diplomatin Annalena Baerbock
davon spricht, Russland wirtschaftlich ruinieren
zu wollen, und die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von
der Leyen bekanntgibt, sie werde der Schlange den
Kopf abschlagen und damit Russland und Putin meint.
Und ich frage mich,
wie ein partnerschaftlich-zivilisierter Umgang zwischen
den europäischen Völkern jemals wieder möglich sein
kann?
Ich bin erschrocken,
wenn in westlichen Ländern die Pressefreiheit außer
Kraft gesetzt und Feindsender wie RT und
Sputnik verboten beziehungsweise deren Beiträge in den
sozialen Medien gesperrt werden.
Und ich frage mich,
welche Informationen damit unterdrückt werden sollen, um
die eigene widerliche Kriegspropanda aufrechtzuerhalten?
Und ich frage mich,
warum man den ukrainischen Präsidenten nicht an den
Verhandlungstisch zwingt, um sich mit dem militärisch
hoch überlegenen Russland auf einen Neutralitätsstatus
zu einigen, sondern stattdessen die Ukraine immer weiter
hochgerüstet wird und sich die Eskalationsspirale immer
noch weiter dreht, in dem Wissen, dass es für Russland
kein Zurück mehr gibt und eine weitere Eskalation immer
mehr Todesopfer, auch unter Zivilisten, fordern wird, die
aber billigend in Kauf genommen werden, um den Krieg zu
verlängern und Russland als Bösewicht vorführen zu
können?
Und ich frage mich,
warum die Europäer diese Selbstmordpolitik betreiben?
Einige Transatlantiker, die sich weiterhin die USA und
damit die von ihnen vertretenen Großkonzerne als
weltbeherrschende Hegemonialmacht wünschen, tun dies
bestimmt aus voller Überzeugung. Andere aus Dummheit.
Und vielleicht wieder andere aus Angst, dass die von den
USA befehligte Nato die Lage immer weiter eskalieren
könnte, vielleicht sogar soweit, dass es auf
europäischem Boden zu einem zumindest anfangs
konventionellen Krieg mit Russland kommt, späterer
Atomkrieg nicht ausgeschlossen. Vielleicht halten die
USA, die ja weit weg sind, das Risiko für überschaubar
und sich selbst als Kriegsgewinnler, könnten sie
Russland und die EU-Staaten aufeinander hetzen mit
freier Hand beim Vorgehen gegen China.
Dabei könnte eine
multipolare Welt eine um vieles bessere sein.
Sie würde beispielsweise den einzelnen Staaten neue
Entfaltungsmöglichkeiten bieten, ihrem kulturellen Erbe
und ihrer Kultur entsprechend, ohne der Gefahr bei
Nichtgehorchen in einen failed state gebombt zu werden.
Beendet den
Krieg in der Ukraine durch faire Verhandlungen mit
Russland!
Give peace
a chance in allen Ländern dieser Erde!
[1] https://t.me/neuesausrussland/2037
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