Trump
gegen Iran: Macht korrumpiert nicht nur, sie erzeugt
Wahnvorstellungen Thomas Knapp
Am 8. Januar wandte sich US-Präsident Donald Trump an die amerikanische Öffentlichkeit bezüglich eines iranischen Raketenangriffs ohne Todesopfer auf US-Basen im Irak, wo erst letzte Woche der iranische General Qasem Soleimani bei einem US-Drohnenangriff getötet wurde. Wenn die Rede in irgendeiner Weise bemerkenswert war, dann wegen der relativen Zurückhaltung, die Trump gezeigt hat: Anstatt eine weitere Runde von Retourkutschen zu versprechen, kündigte er neue Sanktionen gegen den Iran an, schwor, dass "solange ich Präsident der Vereinigten Staaten bin, der Iran niemals eine Atomwaffe besitzen darf", forderte die NATO auf, "sich viel stärker in den Nahostprozess einzubringen", und schwärmte ziellos von dem "Iran Nuclear Deal", den seine Regierung 2018 annulliert hat. Was in der Rede wenig auffallend - und bedauerlich - war, war die offensichtliche Annahme, die ihr zugrunde lag: dass die Vereinigten Staaten absolute Macht in den internationalen Beziehungen genießen und genießen SOLLTEN. Trumpf ist kaum einzigartig, wenn es darum geht, diese Annahme öffentlich zu vertreten oder von dieser ausgehend zu handeln. Der Anspruch auf eine solche absolute Macht ist die stillschweigende US-Doktrin der Außenbeziehungen seit mindestens dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Amerika ging aus diesem Krieg als einzige Nuklearmacht der Welt hervor und war im Gegensatz zu anderen kriegsführenden Ländern mit seinem Reichtum nahezu unversehrt und seine industrielle Kapazität ist eher gewachsen als zerstört worden. Seine Herrscher sahen sich in der Lage und berechtigt, fast allen in fast allen Belangen Bedingungen zu diktieren. "Macht neigt dazu, zu korrumpieren", schrieb Lord Acton, "und absolute Macht korrumpiert absolut." Acton bezog sich auf Individuen ("große Männer sind fast immer schlechte Männer"), aber seine Beobachtung gilt ebenso für Institutionen. Und über die Korruption hinaus erzeugt absolute Macht Wahnvorstellungen. Der Nachkriegs-"Konsens" über die amerikanische Macht in der Welt begann fast sofort zu zerfasern. Die Sowjetunion erwarb "die Bombe" und ging daran, ein halbes Jahrhundert lang Osteuropa zu dominieren. Die USA fanden sich in Korea in einer Pattsituation wieder und wurden in Vietnam besiegt, als sie versuchten, ihr neu gewonnenes Gewicht in die Waagschale zu werfen. Sogar nach dem Zusammenbruch des Sowjetblocks haben die USA gelernt, dass Michael Ledeens Neuformulierung der Doktrin - "alle zehn Jahre oder so müssen die Vereinigten Staaten ein kleines beschissenes Land aufklauben und an die Wand werfen, nur um der Welt zu zeigen, dass wir es ernst meinen" - zu großen Preisschildern und negativen Renditen neigt. Doch der Wahn bleibt bestehen. Er ersetzt die Demut durch Anmaßung und opfert das Blut und die Güter von Amerikanern und Ausländern gleichermaßen auf dem Altar eines falschen Gottes und auf der Suche nach einem imaginären Paradies. Die von Thomas Jefferson in seiner ersten Antrittsrede empfohlene Außenpolitik - "Frieden, Handel und ehrliche Freundschaft mit allen Nationen, aber ein umschlingendes Bündnis mit keiner" - war und bleibt die vernünftige Alternative zur unsinnigen Annahme der absoluten amerikanischen Macht. |
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erschienen am 9. Januar 2020 auf > Antiwar.com > Artikel | ||||||||||||||
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