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Junge, ist
das blöd oder was? Haben die USA ISIS die Flucht gestattet, um die Kämpfe in Gang zu halten? Philip Giraldi
Die Amerikaner leben in einem Land, das seit dem 11. September 2001 keinen Frieden kennt, als Präsident George W. Bush und seine Gruppe von Neokonservativen der Welt die Botschaft überbrachten, dass "Sie entweder mit uns oder gegen uns sind." Die Drohung war verbunden mit einer Flut von eilig konzipierten Gesetzen, die die Tür zu dem verfassungswidrigen "Krieg gegen den Terror" öffneten, der nach Lust und Laune des Oberbefehlshabers geführt wurde, einem Konflikt, der von Anfang an als weltweites militärisches Projekt ohne Ende gedacht war. Bush und seine Mittäter haben es vielleicht zu der Zeit nicht verstanden, aber sie initiierten eine völlig neue Art der Kriegsführung. Zwar würde es vor Ort weltweit Kämpfe gegen einen ideologisch getriebenen Feind geben, der ein wenig an den Kommunismus erinnert, aber es gäbe auch "Regimewechsel" von Regierungen in Ländern, die mit der aus Washington kommenden Richtung nicht ganz mit an Bord waren. Anstatt in ein Land einzudringen und es auf die altmodische Weise zu besetzen, so dachte man, war es viel besser, einfach die obersten Ebenen auszuschalten und die Eingeborenen die Dinge in Ordnung bringen zu lassen, während sie unter Anleitung der Profis in Washington agieren. Auch wenn der "Regimewechsel" im Irak und in Afghanistan nicht besonders gut geklappt hat, sah sich Bush mit seiner eitlen "Mission Accomplished" als siegreichen Kriegsführer und nannte sich später den "Decider" (Entscheider). 2004 bestand er darauf, dass seine Wiederwahl gegen einen schwachen John Kerry eine Bestätigung seiner Politik durch das amerikanische Volk war, aber man muss sich fragen, wie viele Wähler wirklich verstanden haben, dass sie für endlosen Krieg gestimmt haben, der unweigerlich auch die Einschränkung ihrer so sehr geschätzten politischen Rechte bedeutete. Der Friedensnobelpreisträger und US-Präsident Barack Obama folgte Bush und machte deutlich, dass es kein Zurück mehr geben werde von einer Politik des proaktiven "Schutzes" des amerikanischen Volkes. Obama und seine Außenministerin Hillary Clinton zerstörten Libyen, eine Katastrophe, die sich immer noch abspielt, verstärkten ihre Beteiligung in Syrien und führten den Drohnen-Tod sowohl für amerikanische Staatsbürger ein, die sich über die Grenze begeben hatten, als auch für beliebige Ausländer, die in ein Profil passen. Und um jeglichen Rückschlag seiner Handlungen zu verhindern, stützte sich Obama darauf, sich auf das Privileg des Staatsgeheimnisses zu berufen und blockierte auf diese Weise juristische Anfechtungen häufiger als alle seine Amtsvorgänger zusammen. Und jetzt haben wir Präsident Donald Trump, dessen Außenpolitik besonders unartikuliert ist, wenn auch in vielerlei Hinsicht ähnlich wie die seiner Vorgänger. Die Vereinigten Staaten von Amerika verstärken ihr Engagement in Afghanistan, wo sie sich länger als in jedem anderen Krieg engagiert haben, drohen sowohl dem Iran als auch Nordkorea mit der Vernichtung und sind hoffnungslos in Trumps Versprechen verstrickt, ISIS vollständig zu eliminieren. Tatsächlich war die Zerstörung von ISIS (und al-Qaida) der einzige eindeutig artikulierte Teil der Außenpolitik Trumps, obwohl es auch gelegentliche Beteuerungen gibt, dass sie von einem weiteren Versuch eines Regimewechsels in Damaskus begleitet werden sollte. Und die großartige Tradition der Anwendung der militärischen Macht zur Unterstützung der Diplomatie hat zweifellos wenig Sympathie gefunden, so wenig, dass sicher sogar der gleichgültigen amerikanischen Öffentlichkeit und einem risikoscheuen Kongreß klar ist, dass da etwas nicht stimmt. Es ist erstaunlich zu bemerken, dass die Mainstream-Medien, die George W. Bush, als er im Amt war beschimpften, ihn derzeit aber als eine Stimme der Mäßigung und Zurückhaltung aufgrund seiner jüngsten Kritik am Weißen Haus bezeichnen. Du kannst nichts falsch machen, wenn du dich auf Trump stürzt. Sogar die US-Medien haben widerstrebend berichtet, dass ISIS in Syrien durch die gemeinsamen Anstrengungen der syrischen Armee und der russischen Luftwaffe zurückgedrängt wurde, wobei die Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Verbündeten eine sehr untergeordnete Rolle in dem Konflikt spielen. Die Russen haben sich in der Tat darüber beschwert, dass Washington nur ein bisschen daran interessiert zu sein schien, tatsächlich zusammenzuarbeiten, um die letzten Überreste von ISIS in den wenigen Bereichen zu zerstören, die die Gruppe immer noch kontrolliert, wobei sie einen angeblichen Zwischenfall während der Befreiung der Stadt Abu Kamal vor kurzem durch die syrische Regierung anführten, bei dem US-Luftwaffenleute vor Ort offenbar ISIS-Kämpfer entkommen ließen. Das Durcheinander der amerikanischen Politik, wie es auf den Mittlere Osten zutrifft, wurde durch eine weitere ähnliche und besonders seltsame Episode hervorgehoben, die zuerst durch die BBC am Montag der letzten Woche aufgedeckt wurde. Anfang Oktober, als sich die Syrer und Russen von Westen her Raqqa, der "Hauptstadt" des ISIS-Kalifats, näherten, während die von den USA unterstützten syrisch-demokratischen Kräfte (SDF), die überwiegend aus den kurdischen Milizen bestehen, von Osten her eintrafen, wurde angeblich ein Abkommen geschlossen, um eine Evakuierung der verbleibenden ISIS-Kämpfer und ihrer Familien zu ermöglichen. Dem investigativen Bericht der BBC zufolge waren SDF und die Kurden bestrebt, die verbliebenen Kämpfer aus den Ruinen der Stadt zu befreien, und so verhandelten sie eine Vereinbarung, wonach die ISIS-Kämpfer aus Syrien und dem Irak und ihre Familien abziehen könnten, um entweder nach Hause zu gehen und die Konsequenzen zu tragen, oder in ISIS-kontrollierte Gebiete zu gelangen, die etwa hundert Meilen entfernt liegen. Das Ziel war es, einen endgültigen Angriff aus der Luft zu vermeiden und den Einsatz von Artillerie zu verhindern, was ein Blutbad verursacht hätte, bei dem Tausende, darunter eine große Anzahl von Zivilisten, getötet worden wären. Die Vereinbarung sah vor, dass nur einheimische ISIS-Kämpfer ausreisen dürfen. Andere, die als "Ausländer" bezeichnet wurden, aus Europa, Afrika oder Asien, müssten sich ergeben, um zu verhindern, dass sie frei herumlaufen und sich nach ihrer Rückkehr in neue terroristische Aktivitäten stürzen. US- und britische Militärberater, die bei der SDF und den Kurden waren, berichteten ziemlich unglaubwürdig, dass sie nicht an den Verhandlungen beteiligt waren, dass es sich um "alles Einheimische" handelte, obwohl sie später zugaben, dass es eine gewisse Beteiligung ihrerseits gegeben hatte. Am 14. Oktober wurden Lastwagen und Busse versammelt, zu einem Konvoi geformt und mit mehr als 4.000 Kämpfern und ihren Familien beladen. Mehr als 100 ISIS-eigene Fahrzeuge durften ebenfalls abfahren, und es gab zehn mit Waffen gefüllte Lastwagen. Der Konvoi erstreckte sich über mehr als vier Meilen und Filmmaterial zeigt Lastwagen, die Anhänger ziehen, die mit Militanten gefüllt sind, die ihre Waffen schwingen. Die Kämpfer durften keine Flaggen oder Banner anbringen, aber sie waren nicht gezwungen die Waffen abzugeben und beluden alle Fahrzeuge mit so vielen Waffen, wie sie tragen konnten, so sehr, dass die Achse eines LKWs durch das Gewicht brach. Die BBC berichtete, dass "dies nicht so sehr eine Evakuierung war - es war der Exodus des sogenannten Islamischen Staates". Die Fahrer berichteten, dass sie von den ISIS-Kämpfern misshandelt wurden, von denen viele Sprengstoffgürtel trugen, und sie behaupteten auch, dass es unter den Flüchtlingen einen hohen Prozentsatz an Ausländern gab. Verschiedene Fahrer berichteten der BBC, dass unter ihren Fahrgästen französische, türkische, aserbaidschanische, pakistanische, jemenitische, saudische, chinesische, tunesische und ägyptische Staatsangehörige waren. Die Evakuierten schafften es sicher in das von ISIS kontrollierte Gebiet und werden vermutlich bereit, willens und in der Lage sein, wieder zu kämpfen. Die Flucht des islamischen Staates aus Raqqa ist, gelinde gesagt, bizarr. Man könnte akzeptieren, dass die Vermeidung des Massakers, das Teil eines Angriffs auf die zerschmetterte Stadt gewesen wäre, die Entscheidungsfindung der angreifenden Kräfte schwer belastet hätte, aber es ist wohl kaum ein guter Weg, den Konflikt zu beenden, indem man den abgehärteten Kämpfern gestattet, mit ihren Waffen zu entkommen. Im Mai sagte US-Verteidigungsminister James Mattis im Fernsehen, dass der Krieg gegen ISIS einer der "...Vernichtung ist. Wir wollen, dass die ausländischen Kämpfer den Kampf nicht überleben, um nach Nordafrika, nach Europa, nach Amerika, nach Asien, nach Afrika zurückzukehren. Wir werden nicht zulassen, dass sie das tun." Nun, Mattis hat damals vielleicht gelogen oder zumindest gesagt, wovon er dachte, dass es im Fernsehen und in den Zeitungen gut ankommt. Am 14. November, dem Tag, nachdem die BBC-Geschichte über Raqqa herauskam, log er wieder und sagte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in Syrien mit einer Berechtigung der UNO sind, ISIS zu bekämpfen, was nicht wahr ist. Die Russen wurden in das Land von seiner rechtmäßigen Regierung eingeladen, aber die Vereinigten Staaten von Amerika sind nicht legal dort. Die Türken behaupten, dass es bereits 13 US-Militärstützpunkte in Syrien gibt, von denen einige dauerhaft sind. Mattis baute seine Fiktion weiter aus, indem er irgendwie bedrohlich feststellte, dass, während die erste Phase des ISIS-Krieges zu Ende geht, wir "grundsätzlich ISIS verfolgen können. Und wir sind da, um sie auszuschalten. Das bedeutet aber nicht, dass wir einfach weggehen und ISIS 2.0 wieder auftauchen lassen. Der Feind hat noch nicht erklärt, dass er mit dem Krieg fertig ist. Also werden wir weiter gegen sie kämpfen, solange sie kämpfen wollen." Ein schalkhafter Freund von mir schlug vor, dass Mattis absichtlich selektiv ISIS-Kämpfer freisetzen könnte, so dass die USA Syrien nie verlassen müssen, aber meine eigene Theorie ist etwas anders. Ich denke, dass Washington, das so wenig getan hat, um ISIS zu besiegen, weiterhin eine gewisse Bedrohung aufrecht erhalten will, um seine eigenen "Widerstandskräfte" an Ort und Stelle und aktiv zu erhalten, um auf diese Weise einen Platz am Tisch und eine Stimme bei den bevorstehenden Genfer Gesprächen für eine politische Lösung in Syrien zu bekommen. Andernfalls wird Washington draußen sein und zuschauen. Die unsägliche Nikki Haley in der UNO scheint diese Denkweise zu unterstützen, indem sie erklärt, dass Washington weiterhin "für Gerechtigkeit" in Syrien kämpfen wird, egal, was der Rest der Welt zu tun beschließt. Heißt das, dass wir mit erheblichem Gefummel und mit einem Spiel ohne Ausstiegsstrategie rechnen können, so etwas wie eine Neuauflage von Afghanistan, Irak und Libyen? Darauf können Sie wetten. |
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erschienen am 21. November 2017 auf > The Unz Review > Artikel | |||||||||||||||||||||
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