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SSZ: Putsch gegen Neutralität und VerfassungSolidarwerkstatt
Am 13. November unterschrieben die Vertreter von 23 EU-Staaten, darunter der österreichische Außenminister, die Teilnahmebedingungen für die Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (SSZ bzw. Pesco) dh. dem militärischen Kerneuropa. Die Unterschrift von Außenminister Kurz in Brüssel stellt einen Putsch gegen die österreichische Verfassung und Neutralität dar.
Diese Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (SSZ) - oder Permanent Structured Cooperation (Pesco) - begründet ein militärisches Kerneuropa, in dem sich jene zusammenfinden, die 1) besonders ambitioniert aufrüsten wollen (anspruchsvollere Kriterien in Bezug auf die militärischen Fähigkeiten erfüllen, Art. 42, Abs 6, EU-Vertrag). So etwa verpflichten sich die SSZ-Mitglieder zu einem regelmäßigen Anstieg ihrer Verteidigungsbudgets (www.orf.at, 13.11.2017). 2) die bereit sind, ihre SoldatInnen in globale EU-Kriege zu schicken (Missionen mit höchsten Anforderungen, Art. 42, Abs 6, EU-Vertrag). So verpflichten sich die SSZ "wesentliche Unterstützung in Form von Truppen und Material für EU-Auslandseinsätze bereitzustellen (Die Zeit, 13.11.2017). Wohin die Reise geht, hat die deutsche Verteidigungsministerin van der Leyen bei Unterzeichnung der SSZ am 13.11.offen ausgesprochen: die SSZ sei ein weiterer Schritt in Richtung der Armee der Europäer (ORF-Abendjournal, 13.11.2017) - also einer Armee unter zentralem Brüsseler Kommando für eine EU-Großmachtspolitik, wie sie im Jahr 2016 mit der EU-Globalstrategie von den EU-Staats- und Regierungschefs beschlossen und in verschiedenen Strategiedokumenten festgehalten wurde: eine Armee zur Durchsetzung geopolitischer EU-Vorherrschaft in einer Grand Area, die vom Nordpol bis zu großen Teilen Afrikas, vom Nahen und Mittleren Osten bis zu den Küstenregionen Südost-Asiens reicht; eine Armee, um neoliberale EU-Freihandelsregime und den Zugang zu Rohstoffen und Märkten zu erzwingen.
SSZ ist das glatte Gegenteil der NeutralitätAußenminister Kurz beruft
sich bei der Unterzeichnung der SSZ-Bedingungen auf einen
Ministerratsbeschluss der SP/VP-Regierung im September
2017. Sagen wir es in aller Deutlichkeit: Das ist
ein Putsch gegen die österreichische Verfassung, gegen
das österreichische Neutralitätsgesetz! Denn
Neutralität ist die Verpflichtung an keinen Kriegen
teilzunehmen; Neutralität ist die Verpflichtung, schon
in Friedenszeiten alles zu unternehmen, um nicht in
kriegerische Konflikte hineingezogen zu werden;
Neutralität ist die Verpflichtung, sich nicht einem
fremden Kommando und einer Großmachtspolitik
unterzuordnen. Die SSZ ist das glatte Gegenteil der
Neutralität und einer aktiven Friedenspolitik: Sie ist
die Vorbereitung auf globale Kriegseinsätze, sie ist die
immer engere Einbindung Österreichs in die aggressive
Außen- und Militärpolitik europäischer Großmächte
und sie ist der nächste Schritt in Richtung Unterordnung
unter fremde Kommanden.
Neutralität herausoperierenDass Außenminister Kurz, ebenso wie davor Verteidigungsminister Doskozil, die Teilnahme an der SSZ für vereinbar mit der Neutralität erklären, zeigt nicht nur, dass sie dreiste Lügner sind. Es zeigt auch, dass sie wissen, dass die Neutralität nach wie vor tief in der österreichischen Bevölkerung verankert ist. Viele Menschen wissen oder ahnen zumindest, dass die Neutralität ein Schutz vor der militärischen Abenteuerlust der eigenen Eliten ist, die immer wieder ins Verderben geführt haben. Schon der frühere Verteidigungsminister Platter riet daher der Regierung: Die Neutralität ist tief im Herzen der Österreicher. Man muss behutsam sein und darf das nicht herausreißen. Es ist besser, eine Operation vorzubereiten, um das vorsichtig herauszuoperieren (Die Presse, 5.12.2003). Dass die FPÖ-Führung diesen Anschlag auf die Neutralität mitträgt, belegt einmal mehr, worauf die Solidarwerkstatt nicht müde wird hinzuweisen: Diese rechtsaußen-Partei war und ist zutiefst österreich- und neutralitätsfeindlich. Sie gehört zu den aggressivsten Verfechtern der EU-Militarisierung und einer europäischen Großmachtspolitik unter deutscher Vorherrschaft. HC Strache schwärmte im Frühjahr 2017 bereits von einer "EU-Armee inklusive Atomwaffen".
Neutralität von unten verteidigen!Die Neutralität steht nicht nur in Verfassungsrang, sie ist ein Bauelement der österreichischen Verfassung. Die einzigen, die über eine mögliche Abschaffung der österreichischen Neutralität entscheiden können, ist die österreichische Bevölkerung in einer Volksabstimmung. Außenminister Kurz hat zwar die Macht, die Teilnahmebedingungen an der SSZ zu unterzeichnen, dieser Unterschrift fehlt aber jegliche Legalität und Legitimität. Wir müssen die österreichische Verfassung und Neutralität von unten gegen die zunehmende Willkür der eigenen Machteliten verteidigen. Die Solidarwerkstatt ruft daher auf, den Offenen Brief Nein zur Teilnahme am militärischen Kerneuropa! Ja zur Neutralität! zu unterstützen, den wir bald an die neuen Abgeordneten im Nationalrat übermitteln werden. Hunderte haben diesen Offenen Brief bereits unterstützt. Am Do, 16. November 2017 findet das nächste Treffen der Plattform Aktive Neutralität statt, um weitere Schritte zur Verteidigung der Neutralität zu besprechen. Alle, die sich für dieses Anliegen engagieren wollen, sind dazu herzlich eingeladen. Treffen der Plattform Aktive
Neutralität! |
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erschienen am 14. November 2017 auf > Solidarwerkstatt > Artikel | |||||||||||||||||||||
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