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"Europa krümmt sich wie der Wurm, ehe ihn der Stiefel zertritt." - Karl Kraus
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Panzer an die Front!

Egon Wolfgang Kreutzer

 

Weil der Russe die NATO überfallen will und dabei vor nichts zurückschreckt, muss die NATO nun an ihrer Ostflanke massiv aufrüsten und in Litauen, Lettland, Estland, Polen, Rumänien und Bulgarien schwere Waffen stationieren. Dabei geht es vor allem um 250 Kampfpanzer, weitere gepanzerte Fahrzeuge und ein paar Kanonen.

Hier eine Skizze für den Präventivschlag auf Moskau, vorgetragen mit insgesamt 250 Panzern aus den neuen Stationierungsgebieten:

Wie Sie sehen, sehen Sie Sonderbares. Sämtliche Einheiten, die in Bulgarien, Rumänien und Polen stationiert werden sollen, haben nicht nur ziemlich weite Wege zurückzulegen, um endlich am Roten Platz anzukommen und die NATO-Flagge auf der Basilius-Kathedrale zu hissen, sie müssten auch quer durch Moldawien, durch die Ukraine oder durch Weißrussland marschieren, um ans Ziel zu kommen.

Das geht allerdings kaum, ohne zwischendurch alle 250 bis 300 km einen Tankstopp einzulegen.

Was, wenn gerade keine Tankstelle in der Nähe ist?

Die Vorwarnzeit für Putin ist dabei verdammt kurz! Wenn alle Panzer ungehindert über gut ausgebaute Straßen mit Höchstgeschwindigkeit vorpreschen, werden die letzten Besatzungen schon nach gut 24 Stunden kampfbereit vor Ort sein.

Da jeder Panzer mit rund 50 Schuss Munition für die Kanone ausgerüstet ist, können dann insgesamt 12.500 Ziele wirksam bekämpft werden. Man kann also ungefähr 12.500 großformatige Löcher in Hauswände stanzen oder bis zu 12.500 feindliche Panzer knacken, falls die sich denn überhaupt zur Schlacht stellen und sich der Übermacht nicht sofort kampflos ergeben.

O.K., das war Variante 1, Einsatz als Angriffswaffe im Landkrieg. Scheint schwierig zu sein, damit wirklich nach Moskau zu kommen und Putin aus dem Kreml zu jagen.

Kommen wir zu Variante 2, Verteidigung der östlichen NATO-Partner im Falle eines russischen Überraschungsangriffs.

Niemand rechnet ernsthaft mit einem russischen Angriff, doch das ist ja gerade das Wesen des Überraschungsangriffs. dass niemand damit rechnet, also muss der Stratege damit rechnen und sich gut vorbereiten.

Nehmen wir nun an, der Russe hat erkannt, dass es zu lange dauern würde, und dass es vor allem viel zu auffällig wäre, mit hunderten von Panzern in Richtung Baltikum und Polen vorzustoßen, dann könnte seine erste Angriffswelle durchaus so aussehen, wie wir es von den vielen schönen, siegreichen US-Kriegen der letzten Jahre kennen: Erstmal fliegen Cruise Missiles, aus hochfliegenden Bombern fallen mit chirurgischer Präzision die Präzisionsbomben auf die vorher markierten Ziele. Radarstationen, Raketenstellungen, Flugplätze und Kommandozentralen werden von der ersten Angriffswelle innerhalb einer Stunde zu 80 bis 90 Prozent ausgeschaltet.

Da ist es doch gut und richtig, wenn die NATO ihre Panzer überall stehen hat, wo der Angriff erwartet wird. Bekanntlich kann so ein Panzer, wenn er vorne auf eine entsprechend hohe Rampe fährt, seine Kanone fast senkrecht ausrichten und damit Raketen, Cruise Missiles und hochfliegende Bombergeschwader optimal bekämpfen – und wo keine Rampe da ist, ist der Panzer immer noch das Waffensystem, dass am besten geeignet ist, Tiefflieger-Angriffe abzuwehren.

Bei der technischen Überlegenheit der NATO kann damit gerechnet werden, dass nach der ersten Angriffswelle von den 250 Panzern immer noch 20 bis 30 voll einsatzfähig unter Tarnnetzen im Gelände stehen. Die sind dann bereit zum Gegenschlag – und der hat wieder was von Variante 1 – die ziemlich schwierig zu sein scheint.

Bleibt noch Variante 3. Die Einschüchterung der Bevölkerung in den östlichen Partnerstaaten.

Da soll es ja – entgegen der westlichen Propaganda – durchaus noch nennenswerte Fraktionen von Russlandfreunden unter der Bevölkerung geben. Die könnten, wenn sie den Krieg gegen Russland näher kommen sehen, gegen ihre Anführer protestieren, demonstrieren und ggfs. sogar auf die Barrikaden gehen. Dies wiederum würde zwar von den Mainstream-Medien vertuscht werden können, aber eine Garantie, dass nicht doch Videos und Fotos im Internet auftauchen, kann heute niemand mehr geben.

Die Präsenz der 50 Tonnen schweren Stahlungetüme alleine, lässt die Leute glauben, die Lage sei so ernst, wie es ihnen erzählt wird. Wenn die gute NATO schon schwere Waffen auffährt, dann kann es nicht mehr lange dauern, bis der böse Russe einfällt!

Doch das muss noch nicht unbedingt reichen. Es wird vermutlich doch noch zu viele intelligente und gut informierte Bürger der östlichen Bündnispartner geben, die das Theater durchschauen und dann erst recht auf die Straße gehen.

Daher ist es gut und wichtig, jede aufkommende Unruhe schon dadurch im Keim zu ersticken, dass mal eben einer jener 250 Panzer mit 70 km/h schnurstracks auf die aufgeregte Menge zufährt. Da spritzen die auseinander, dass es die helle Freude ist. Und bevor jemand das Handy zücken kann, ist der Spuk auch schon wieder vorbei.

Inzwischen sagen ja sogar die Waffenhersteller auf ihren Ständen an den Waffenmessen ganz klar und deutlich, dass so ein moderner Kampfpanzer eigentlich am besten zur Aufstandsbekämpfung einzusetzen ist – und sonst zu gar nichts mehr, weil Panzerschlachten inzwischen doch sehr aus der Mode gekommen sind.

Klar, wenn jemand noch Panzer hat, wie seinerzeit Saddam Hussein, und die gegen vorrückende Bodentruppen einsetzt, dann kann man schon auch mal seine Panzer auffahren lassen und eine klassische Panzerschlacht veranstalten, aber doch mehr aus Nostalgie als aus taktischem Kalkül.

Wenn es schnell gehen muss, kommt nämlich ein Streubomber und streut Streubomben, die sich im Fallen untereinander absprechen, welche sich welchen Panzer aussucht, und wenn das geklärt ist, knallt es anschließend um die 50 Mal und aus 50 Panzern ist auf einen Schlag Altmetall geworden.

Sollten noch ein paar Panzer übrig sein, kommt der Streubomber eben noch einmal, oder sie kommen gleich zu zweit…

>>   Der Spiegel erzählt die Story unreflektiert weiter
>>   Der Focus breitet das gesamte Kriegsszenario aus
>>   Die ZEIT ergänzt um die tiefe Befriedigung der Verteidigungsminister von Polen und Estland
>>   Was Sie über Panzer noch wissen möchten – hier am Beispiel Leopard
>>   … und, falls Sie das mit der Aufstandsbekämpfung nicht glauben wollen. Lesen Sie in der ZEIT ein bisschen mehr, was die Panzerschmiede Kraus Maffei zu ihren Produkten sagt.
 
     
  erschienen am 24. Juni 2015 auf > Egon-W-Kreutzer.de > Artikel und > Politik im Spiegel > Artikel  
 
In Österreich findet in der Zeit vom 24.Juni - 1.Juli ein Volksbegehren zum Austritt aus der EU statt. >>> HIER >>> finden Sie alle Informationen dazu.
 
 
siehe dazu im Archiv:
  Jonathan Turley - Das Große Geld hinter dem Krieg: der militärisch-industrielle Komplex
  David R. Henderson - Krieg macht uns arm
  John V. Walsh - Warum sind Russland und China (und der Iran) vorrangige Feinde der herrschenden Elite der Vereinigten Staaten von Amerika?
  Dmitry Orlov - Wie man einen Krieg beginnt und ein Weltreich verliert
  Ismael Hossein-zadeh - Das Chaos im Mittleren Osten und darüber hinaus ist geplant
  Robert Parry - Washingtons einzige Moral ist die Doppelmoral
 
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