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  Ein neues ‘Saigon’: die Vereinigten Staaten von Amerika verlassen Libyen

Daniel McAdams  

 

Heute vor einem Monat gratulierte Präsident Obama Libyen zu einer „Meilenstein”-Wahl – obwohl die Desintegration des Landes nach der Invasion der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 2011 noch immer andauert.

Obama sagte im Juni:

„Ich gratuliere dem libyschen Volk zum Abschluss der Wahlen zu einem neuen Repräsentantenrat, einem Meilenstein ihrer mutigen Anstrengungen, nach vier Jahrzehnten Diktatur den Übergang zu einer vollen Demokratie zu erreichen.“

Heute gaben die Vereinigten Staaten von Amerika bekannt, dass sie ihr gesamtes Personal aus Libyen abgezogen haben. Dieses wurde in Fahrzeuge geladen und flüchtete nach Tunesien. 

Alles, was zurückblieb, waren die unglaubwürdigen Worte der unglaubwürdigen Sprecherin des Außenministeriums Marie Harf:

„Aufgrund der anhaltenden Gewalt zwischen libyschen Milizen in der unmittelbaren Nachbarschaft der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Tripoli haben wir vorübergehend unser gesamtes Personal aus Libyen abgezogen … Wir betonen noch einmal, dass die Libyer sofort ihre Kampfhandlungen einstellen und mit Verhandlungen beginnen müssen, um ihre Differenzen zu lösen.“

Nichts demonstriert besser die Abgehobenheit der Washingtoner Rhetorik gegenüber der Realität als das - eine Notevakuierung der gesamten diplomatischen und militärischen Präsenz der Vereinigten Staaten von Amerika in Libyen nur Wochen nach einer „Meilenstein“-Wahl, und gerade einmal drei Jahre nach einem Angriff der Vereinigten Staaten von Amerika und der NATO, welcher dem Land Demokratie und Prosperität bringen sollte.

Als die Vereinigten Staaten von Amerika und die NATO Libyen im März 2011 überfielen, sprach Präsident Obama zum amerikanischen Volk, um seine Entscheidung für den Angriff zu erläutern.

Gaddafi tötete seine eigenen Bürger, behauptete Obama. Das war eine Lüge. Er bekämpfte ausgerechnet die Aufständischen, deren anhaltende Gewalt die Vereinigten Staaten von Amerika gezwungen hat, aus dem Land zu flüchten. 

Das Eingreifen der Vereinigten Staaten von Amerika würde die Gewalt beenden, behauptete Obama. Das war eine Lüge.

„Gaddafi ist noch immer nicht zurückgetreten, und bis er das tut, wird Libyen gefährlich bleiben,“ sagte Obama.

Aber Gaddafi wurde gewaltsam gestürzt – geschändet und ermordet von Alliierten der Vereinigten Staaten von Amerika in Libyen. Das Land ist gefährlicher als je zuvor. Die Vereinigten Staaten von Amerika wurden gezwungen, sich zu verziehen.

Obama behauptete, dass der Überfall der Vereinigten Staaten von Amerika/ der NATO die Gewalt in Libyen beenden würde:

„Wir waren konfrontiert mit der Aussicht auf Gewalt in einem furchtbaren Ausmaß. Wir hatten eine einmalige Möglichkeit, diese Gewalt zu beenden: ein internationales Mandat zum Eingreifen, eine breite Koalition, die bereit war mitzumachen, die Unterstützung arabischer Länder und eine Bitte um Hilfe von den Menschen in Libyen selbst.“ Das war eine Lüge. Die Gewalt verschlimmerte sich.

Amerika ist exzeptionell, behauptete Obama in seiner Rede im Jahr 2011. Und deswegen mussten wir in Libyen intervenieren:

„Amerikas Verantwortung als Führungsmacht beiseite zu wischen und – noch tiefgreifender – unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen in einer solchen Lage, wäre ein Betrug an dem, was wir sind. Einige Länder sind vielleicht imstande, sich von Gräueltaten in anderen Ländern einfach abzuwenden. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind da anders.“ 

Libyen sollte der nächste „Dominostein“ sein in der Fantasie eines „Arabischen Frühlings,“ wie von der Administration der Vereinigten Staaten von Amerika und deren gefügigen Medien übertrieben wurde. Stattdessen wird Ägypten beherrscht von einem von den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützten Diktator, der eine gewählte Regierung gestürzt hat, und Libyen ist eine völlig zerstörte no-go-Zone. 

Die Wirklichkeit hat Obama und die mörderische Rhetorik der Interventionisten und Neokonservativen eingeholt.

Moskau steht als nächstes auf ihrer Abschussliste. Diejenigen in den Vereinigten Staaten von Amerika, die sich gegen die Lügen zur Wehr setzen, mit denen ein Krieg gegen Russland provoziert werden soll, werden als „Putins bester Freund“ und „russische Agenten“ bezeichnet. Nicht anders, als sie damals als „Saddams bester Freund“ und „irakische Agenten“ und genauso auch als „Gaddafis bester Freund“ und „libysche Agenten“ hingestellt wurden. Die Lügen sind die Gleichen, die Ergebnisse sind immer eine Katastrophe.

Werden die Amerikaner draufkommen, was für Versager ihre Führer sind? Werden die Amerikaner ein Ende der katastrophalen Interventionen fordern?

Lassen Sie das auf sich einwirken: Drei Jahre nach der Invasion Libyens durch die Vereinigten Staaten von Amerika, die das Land „befreien“ sollte, wurden die Vereinigten Staaten von Amerika gezwungen, ein weiteren Saigon-Erlebnis durchzumachen. 

 
     
  erschienen am 26. Juli 2014 auf > Ron Paul Institute for Peace and Prosperity > Artikel  
  Archiv > Artikel von Daniel McAdams auf antikrieg.com  
 
sehen Sie dazu im Archiv:
  Jean-Paul Pougala - Die Lügen hinter dem Krieg des Westens gegen Libyen
  Paul Craig Roberts - Überwältigt von der Scheinheiligkeit des Westens
  Klaus Madersbacher - Verbrechen gegen den Frieden
  Ismael Hossein-Zadeh - Warum Regimewechsel in Libyen?
  Jason Ditz / antiwar news - Clinton preist Krieg gegen Libyen als „klugen Einsatz von Stärke“
  Klaus Madersbacher - Bomben auf Libyen, Sand in unsere Augen
  Jason Ditz / antiwar news - Die NATO hat im Krieg gegen Libyen eine große Zahl von Zivilisten getötet
  William Blum - Scheinheiligkeit dieser Größenordnung verdient Respekt!
 
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