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Politischer Schaukampf und Iran: was hat das mit uns zu tun?

Bruce Ramsey

 

Der Kolumnist der Seattle Times wundert sich, warum die Amerikaner einen Kampf mit dem Iran aufnehmen wollen

 

Was ist das Problem mit dem Iran? Ich versteh´s nicht.

Amerika und Iran sind keine Nachbarn. Zwischen uns liegt keine West Bank, um die gekämpft wird. Wir haben unterschiedliche theologische Auffassungen, na und?

Eine Bedrohung? Ich bin im Kalten Krieg aufgewachsen. Ich erinnere mich an die sowjetischen Raketen in Kuba und Präsident Kennedys Forderung an die Russen, sie zu entfernen. Das war eine Bedrohung. Die Menschen fürchteten sich. Jetzt fürchtet sich niemand. Iran ist ein Name in den Zeitungen.

„Ich will Frieden,“ sagte Mitt Romney im Wall Street Journal vom 10. November. Im Hinblick darauf schlug er strengere Sanktionen vor und regelmäßige Patrouillen im Persischen Golfs durch einen Flugzeugträgerverband der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika – was aus der Sicht der Iraner ziemlich auf das Gleiche hinausläuft wie die Raketen in Kuba.

Am 2. Januar führte der Iran einen Raketentest durch und drohte, die Straße von Hormuz zu sperren. Der Iran sagte, das sei die Antwort auf die Sanktionen, die er als „Wirtschaftskrieg“ bezeichnete.

Das ist es, was Sanktionen sind. Sie machen Völker arm. Im Irak waren sie tödlich. Alle Präsidentschaftskandidaten der Republikaner mit der Ausnahme von Ron Paul sind scharf darauf – und noch mehr. In einer Diskussion Anfang November forderte Newt Gingrich ein „Höchstmaß von geheimen Operationen, um das iranische (Atom)-Programm zu unterbrechen und zum Stillstand zu bringen, einschließlich der Eliminierung ihrer Wissenschaftler.“

Am 11. Januar eliminierte jemand Mostafa Ahmadi Roshan, 32, einen Ingenieur in der iranischen Urananreicherungsanlage. Ein Mann auf einem Motorrad drehte sich auf einer Straße in Teheran neben Roshans Peugeot und setzte eine Magnetbombe drauf. Bumm! Der Iran sagte, dass es die Amerikaner waren, oder die „Zionisten.“

Wahrscheinlich.

Verschiedene Kandidaten haben versprochen, zu tun „was nötig ist,” um den Iran davon abzuhalten, eine Atombombe zu besitzen. Das bedeutet Krieg – einen weiteren.

Den Amerikanern wurde gesagt, der Krieg gegen den Irak wäre um ein Programm von Massenvernichtungswaffen gegangen, aber es gab kein solches Programm. Hier haben wir wieder ein solches Programm. Existiert es überhaupt? Der Iran sagt, dass er Uran anreichert, dass das Uran aber für zivile Reaktoren ist, die er besitzt. Na gut, Regierungen lügen. Wenn die iranische Regierung eine Bombe bauen wollte, würde sie diesbezüglich wahrscheinlich lügen.

Und was, wenn sie die Bombe hätte? Würde sie Israel angreifen? Aber Israel hat ja Atomwaffen. Keine Regierung würde es wagen, eine Atombombe auf Israel zu werfen.

Die Amerikaner würden nicht haben wollen, dass der Iran eine Atombombe hat. Wir wollen auch nicht, dass Nordkorea eine hat oder Pakistan, es passte uns auch nicht, dass Stalin und Mao Atombomben hatten. Die Welt hat zwei Drittel eines Jahrhunderts lang mit Atomwaffen gelebt und das einzige Land, das je welche abgeworfen hat, waren die Vereinigten Staaten von Amerika, nämlich auf Hiroshima und Nagasaki.

Wir könnten fragen, warum die Iraner die Vereinigten Staaten von Amerika hassen.

Die Islamische Republik Iran wurde 1979 geboren in einer Revolution gegen den Schah, einen Despoten, der von der CIA an die Macht gebracht worden war. Iraner besetzten die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika und hielten 53 Amerikaner ein Jahr lang als Geiseln fest. Hass am Leben zu halten ist nützlich für Politiker, und 30 Jahre lang war Amerika für den Iran der Große Satan. Jetzt setzen unsere Politiker die Hörner auf. 

Und der Iran macht mit. Er hat gerade den ehemaligen Marinesoldaten der Vereinigten Staaten von Amerika Amir Mirzaei Hekmati, 28, zum Tod verurteilt. Geboren in Arizona, war Hekmati im Iran, um seine Großmütter zu besuchen und wurde beschuldigt, ein amerikanischer Spion zu sein.

Ihr sprengt unsere Wissenschafter in die Luft, wir verurteilen eure Marinesoldaten.

Wem nützt es? Dem iranischen Präsidenten Mahmoud Ahamdinejad. Dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu. Gingrich und Romney.

Obama hat es mit Diplomatie versucht, aber wie in Trita Parsis neuem Buch „A Single Roll of the Dice“ („Ein einzelner Wurf mit dem Würfel“) ausgeführt unternahm er einen Versuch und gab auf. Und irgendwann vor November muss unser unmilitärischer Präsident vielleicht seine Männlichkeit beweisen.

Ich verstehe das alles. Aber was hat das mit uns zu tun?

 
     
  Dieser Artikel erschien am 17. Januar 2012 in The Seattle Times > Artikel  
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