Al Jazeera

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind bereit, die Kräfte von UNO und haitianischer Regierung zu „verstärken“, haben aber abgestritten, dass ihr Militär das vom Erdbeben verwüstete karibische Land übernommen hat.

In einer Stellungnahme gegenüber Al Jazeera wies P.J. Crowley, ein Sprecher des Außenministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika Vermutungen zurück, dass die militärischen Bedürfnisse der Vereinigten Staaten von Amerika Vorrang gegenüber den Bedürfnissen der Überlebenden des Erdbebens hätten.

„Die demokratisch gewählte Regierung von Haiti ist zuständig,” sagte er.

„Das ist eine internationale Anstrengung, die Vereinigten Staaten von Amerika sind hier nicht zuständig, die Regierung von Haiti ist zuständig, die UNO ist zuständig – wir unterstützen diese.“

Seine Äußerungen folgten der Kritik von anderen Regierungen und Hilfsorganisationen, die Vereinigten Staaten von Amerika hätten ihre militärischen Bedürfnisse den humanitären Bedürfnissen vorgezogen, nachdem sie die Kontrolle über den Flughafen der Hauptstadt Haitis übernommen hatten. 

„US-Okkupation”

Am Sonntag beschuldigte der Präsident Venezuelas Hugo Chavez die Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika, die Okkupation Haitis zu betreiben, und sagte, dass Daniel Ortega, der Präsident von Nicaragua, ebenfalls besorgt über den Einsatz der Vereinigten Staaten von Amerika sei. 

„Es sieht so aus, dass die Vereinigten Staaten von Amerika Haiti militärisch besetzen und aus der Tragödie Vorteil schöpfen,” sagte Chavez in seiner wöchentlichen Fernsehsendung.

Die Äußerungen des venezolanischen Präsidenten weisen auf die Sensibilität des Einsatzes von Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika in einem karibischen Staat hin, wo sie bereits in der Vergangenheit interveniert haben. 

Fast 13.000 U.S.-Soldaten werden am Montag in das Gebiet entsandt und der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Barack Obama hat militärische Reserven mobilisiert, um im Einsatz auf Haiti behilflich zu sein.

Diese Vorgangsweise war „notwendig, um die bewaffneten Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika bei der effektiven Durchführung der operativen Einsätze zu unterstützen, einschließlich derer zur humanitären Hilfeleistung in Bezug auf die Entlastungsmaßnahmen in Haiti,“ schrieb Obama in einer Anweisung des Präsidenten.

Indem er betonte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika die “Wiederaufbauvisionen” des Landes der Regierung Haitis unterstützten und nach deren Prioritäten handelten, sagte Crowley, es sei „absolut nicht wahr“, dass Militärflugzeuge der Vereinigten Staaten von Amerika mit Truppen auf dem Flughafen landen durften, während das bei Flugzeugen mit Hilfsgütern nicht der Fall war.

„Sie bringen Hilfe, Kommunikationsausstattung für die Regierung Haitis, damit diese wieder arbeiten und funktionieren kann,” sagte er.

Crowley fügte hinzu, die Vereinigten Staaten von Amerika seien „bereit, die Streitkräfte der UNO und Haitis zu verstärken, falls diese Hilfe benötigten, zur Zeit sind sie aber nur dort für die Durchführung des humanitären Einsatzes.“

Kritisches Element

Lieutenant-General Ken Keen, Befehlshaber des militärischen Einsatzes der Vereinigten Staaten von Amerika in Haiti sagte jedoch im Programm This Week des Senders ABC, das Militär werde eine Sicherheitsrolle spielen.

„Grundsätzlich sind wir hier, um eine Operation der humanitären Hilfeleistung durchzuführen, aber Sicherheit ist ein kritisches Element,“ sagte er.

Seine Äußerungen erfolgten, nachdem der Präsident Haitis Rene Preval am Sonntag Reportern gesagt hatte, dass 3.500 Mann der Vereinigten Staaten von Amerika zum Einsatz kämen, um den Kräften der UNO und Haitis behilflich zu sein, die Sicherheit in der Hauptstadt wiederherzustellen.

Während haitianische Polizei und UN-Friedenstruppen zahlenmäßig schwach sind und die Überlebenden Tag für Tag desperater werden, meldeten Berichte steigende gewaltsame Zwischenfälle in der verwüsteten Hauptstadt.

In einigen Fällen bekämpften sich Überlebende gegenseitig mit Messern, Hämmern und Steinen in Kämpfen um Lebensmittel und Wasser, während die Polizei sie mit Gewehrfeuer auseinanderzutreiben versuchte.

Laut Zeugenberichten wurden am Sonntag mindestens zwei Menschen erschossen.

„Wir haben 2.000 Polizisten in Port-au-Prince im ständigen Einsatz. Und 3.000 Banditen sind aus dem Gefängnis entkommen. Da können Sie sich denken, wie schlimm die Situation ist,“ sagte Preval, der bereits den Vereinigten Staaten von Amerika die Kontrolle über den Flughafen übergeben hat.

Das Southern Command des Militärs der Vereinigten Staaten von Amerika teilte am Sonntag mit, dass rund 1.000 U.S.-Soldaten auf Haiti gelandet und weitere 4.000 auf Schiffen vor der Küste stationiert seien.

Weitere 7.500 Soldaten sollten am Montag eintreffen.