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Grabinschrift
für das Imperium Philip Giraldi Ich war gegen den Irakkrieg schon vor dessen Beginn, in persönlichen Kontakt mit diesem kam ich aber nur etwa vor eineinhalb Jahren am 29. April 2008. Ich erinnere mich gut an diesen Moment. Ich hatte die Washington Post aufgeschlagen, und da, auf der Titelseite, war ein Farbfoto eines zwei Jahre alten irakischen Buben namens Ali Hussein, der aus den Trümmern eines Hauses gezogen worden war, das von amerikanischen Geschossen zerstört worden war. Der kleine Bub trug eine kurze Hose und ein T-Shirt und hatte FlipFlops an seinen Füßen. Sein Kopf hing herunter in einem Winkel, der den Betrachter sofort erkennen ließ, dass er tot war. Dieser kleine Bub schaute erstaunlich ähnlich meinem kleinen Enkel, gleich gekleidet, der neben mir saß und sein Müsli aß. Als ich beim Anblick des Fotos aufstöhnte, blickte mein kleiner Bub zu mir hoch und grinste, und wunderte sich, warum Großvater weinte. Vier Tage danach, am 3. Mai, erschien in der Washington Post ein Leserbrief einer Frau Valerie Murphy aus Dunn Loring, Virginia. Frau Murphy beschwerte sich, das Foto des irakischen Kindes hätte nicht in der Zeitung gebracht werden sollen, da es Widerstand gegen den Krieg und Gefühle gegen die Vereinigten Staaten von Amerika wecken würde. Ich nehme an, dass die Zeitung dachte, sie sei objektiv, weil sie den Brief dieser Frau veröffentlichte, obwohl ich nicht umhin konnte, mich daran zu erinnern, dass die Washington Post sich generell dagegen gesträubt hatte, über Dinge zu berichten, die gegen den Krieg waren und sogar eine Kundgebung von 300.000 Kriegsgegnern im Jahr 2005 verschwiegen hat. Nachdem ich noch einmal die Beschwerde der Frau las und auch einen Kommentar im Internet, der behauptete, das Foto des kleinen toten Buben sei gestellt worden, dachte ich: Was für Ungeheuer sind wir geworden? Und in der Tat sind wir Ungeheuer geworden, überparteiliche Ungeheuer, gehüllt in die amerikanische Fahne. Bill Clintons Außenministerin Madeleine Albright sagte einmal, die Tötung von 500.000 irakischen Kindern durch Sanktionen sei es wert gewesen. Tag für Tag setzt unsere demokratische Regierung die Politik der vorhergehenden republikanischen Administration fort, indem sie Bauern auf ihren Feldern, Kinder in ihren Schulen, Ärzte und Patienten in Krankenhäusern und Familien bei Hochzeitsgesellschaften bombardiert und tötet. Wir benutzen dazu unbemannte Drohnen, Helikopter und Flugzeuge, die so hoch fliegen, dass sie vom Boden aus nicht gesehen werden können. Die Schlächterei bedient sich durchwegs der Technik des 21. Jahrhunderts, Tod aus dem Himmel, ohne Blut, ohne in die Augen derer zu sehen, die wir töten. Wir tun es, weil unsere Führer uns sagen, dass wir töten müssen, um andere davon abzuhalten, uns anzugreifen, aber wir wissen, dass das ein Schwindel ist. Glaubt auch nur ein Amerikaner, dass das, was in Irak und Afghanistan vor sich geht, irgend etwas mit tatsächlichen Bedrohungen der Vereinigten Staaten von Amerika zu tun hat? Je mehr wir töten, desto mehr Anlass geben wir denen, die uns hassen und stellen sicher, dass das Blutvergießen nie enden wird. Was immer unsere Regierung tun oder nicht tun wird, wir werden sicher eines Tages Irak und Afghanistan verlassen und diese beiden Länder werden schnell lernen, ohne uns zu leben. Letzten Donnerstag sagte der General der U.S.-Armee Ray Odierno zu Reportern im Pentagon: Ich bin nicht sicher, dass wir je jemanden erleben werden, der den Sieg im Irak erklärt, weil ich fürs erste nicht weiß, ob wir zehn oder fünf Jahre vorausschauen können. Wenn Odierno absichtlich seinen Krieg mit Begriffen erklären wollte, die er sich vom National Lampoon (satirische Zeitschrift) geborgt hatte, könnte er es nicht besser getroffen haben. Sicher ist, dass keine freundlichen Menschenmengen dabei sein werden, wenn die letzte C-17 von der Luftwaffenbasis Bagram startet, und wir werden nur Hass hinter uns lassen Hass und die Toten, hunderttausende Tote. In diesen Tagen, in denen das Muster des endlosen Krieges in die DNA aller unserer Führer eingeprägt zu sein scheint, egal ob Demokraten oder Republikaner, trauere ich besonders um unsere Landsleute, die ihr Leben im Dienst für ihr Land in den vergangenen neun Jahren aufgegeben haben. Ich erinnere mich gut an die jungen Gesichter meiner früheren Armeekameraden, die in Vietnam starben in einem Krieg, den keiner von uns verstand, in der Zeit erstarrte Gesichter von Leben, die für immer erloschen sind. Die Statistiken sagen uns, dass 4.348 Amerikaner in Irak und 869 in Afghanistan ihr Leben gelassen haben, ohne Aussicht auf ein Ende an einer der Fronten, wobei die Todesrate in Afghanistan dramatisch ansteigt. Ich lese sorgfältig die Todesanzeigen der Soldaten und Seeleute in den Zeitungen, Männer und Frauen gerade wie ich, die erschütterte Familien hinterlassen, die nie ihre Kinder heranwachsen sehen werden, deren Träume nie in Erfüllung gehen werden. Die toten Afghanen und Iraker sind eine riesige, wohl unermessliche menschliche Tragödie, aber die Amerikaner, die gestorben sind, sind in der Tat Fleisch von unserem Fleisch und Blut von unserem Blut. Wie John Donne es gesagt hat, gehören die Toten zu uns, daher frage nicht, für wen die Stunde schlägt, sie schlägt für dich. Und sie haben ihr Blut nicht vergossen, um den Baum der Freiheit zu nähren, sondern einen Garten des Betrugs, angelegt von unseren Politikern, die die Kardinalregel vergessen haben, dass die Forderung an einen Amerikaner, auf fremder Erde zu sterben, ein letztes Mittel sein sollte, nicht eine politische Option. Acht Jahre, in denen wir unsere Kinder geopfert haben, haben uns nicht sicherer gemacht, haben uns nicht besser gemacht, sondern haben nur einen großen Teil der Welt dazu gebracht, uns zu hassen. In den Todesanzeigen, die ich diese vergangene Woche gelesen habe, ging es um reale Leben und reale Menschen. Allein am Samstag starben acht amerikanische Soldaten in einer Reihe von Angriffen in der Provinz Nuristan, zwei weitere starben in der Provinz Warduk am Tag davor, als ein afghanischer Polizist, den sie ausbildeten, sie erschoss. Die zwei in Warduk getöteten Soldaten sind Sgt. Michael M. Smith aus Manhattan, Kansas, und Pfc. Brandon Owens aus Memphis, Tennessee. Vier von den acht in Nuristan getöteten Männer sind Sgt. Joshua Kirk aus South Portland, Maine, Michael Scusa aus Villas, New Jersey, Spc. Christopher Griffin aus Kincheloe, Michigan und Pf. Kevin C. Thompson aus Reno, Nevada. Die Amerikaner müssen sich vereinigen, um den Bushs, Clintons und Obamas zu sagen, dass sie keine von unseren Kindern mehr für ihre Kriege haben dürfen. Es ist Zeit für uns alle, General McChrystal und General Petraeus und ihren Hintermännern in Kongress und Medien zu sagen: Genug. Jeder Amerikaner sollte innehalten und an Smith, Owens, Kirk, Scusa, Griffin und Thompson denken, die ihr Leben am Wochenende verloren haben. Und alle Amerikaner sollten zuerst an ihre Enkel, Söhne und Töchter und deren Freunde und Geliebte denken, die der lange Krieg verschlingen könnte, den die Politiker und Generale weiterhin führen. Es darf keinen weiteren sinnlosen Tod geben, weder eines Amerikaners noch eines Irakers noch eines Afghanen oder eines Iraners. Nicht einen. Wir müssen diese Forderung an unsere Politiker richten, und wenn sie ihr nicht nachkommen, müssen wir alles unternehmen, um sie aus ihren Ämtern zu entfernen. Ohne Zweifel werden sie ersetzt werden durch Männer und Frauen, die nur wenig besser sind als sie, aber wenn wir die Lektion oft genug wiederholen, werden sie eines Tage die Botschaft mitbekommen und möglicherweise die Vereinigten Staaten herstellen, die unsere Gründerväter im Auge hatten, einen andauernden Zustand des Krieges beenden und statt dessen Frieden, Handel und ehrliche Freundschaft mit allen Nationen anbieten. |
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erschienen am 8. Oktober 2009 auf > www.antiwar.com > http://original.antiwar.com/giraldi/2009/10/07/epitaph-on-empire/ | ||||||||||||||||||
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