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  Die USA als bankrott zu bezeichnen ist eine Beleidigung

Jay Barr 

Ein Imperium, das Geld, das es nicht hat, für ein hyper-aufgeblähtes Militär ausgibt, das es nicht braucht, könnte scheinbar dem entsprechen, was als „bankrott“ bezeichnet wird. Wie auch immer, die Vereinigten Staaten von Amerika als bankrott zu bezeichnen ist eine Beleidigung für alle diejenigen, die tatsächlich bankrott sind - also Konkurs anmelden müssen. Als Anwalt für Konkursverfahren kenne ich selbst die Umstände und Bedingungen, die diesen letzten finanziellen Ausweg kennzeichnen, und die Vereinigten Staaten von Amerika, zumindest soweit in den Händen ihrer gewählten Repräsentanten, entsprechen diesen in keiner Weise. 

Allgemein gesagt, gibt es zwei Arten des Konkurses, Geschäftsauflösung und Neubeginn. Ehe das eine oder andere angegangen wird, muss sich das bankrotte Individuum darüber klar sein, dass er oder sie nicht mit der selben Finanzgebarung weiter machen können, die in den finanziellen Ruin geführt hat. In vielen Fällen liegt die Ursache bei Kosten für medizinische Behandlungen in unserem antiquierten Gesundheitswesen. In anderen Fällen verlassen sich Schuldner auf leicht zu bekommende Kredite, die sich zu einem nicht mehr zu bewältigenden Betrag anhäufen, der mit kleinen Zahlungen auch ein Leben lang nicht abgedeckt werden kann. Ob er auflösen oder neu beginnen will - ein Schuldner, der Konkursschutz bekommen will, muss eine Aufstellung der Ausgaben vorlegen, die, wenn sie für angemessen erachtet werden, dem Einkommen gegenübergestellt werden, um zu belegen, dass nur beschränkte Mittel für Zahlungen an die Gläubiger zur Verfügung stehen.

Stellen Sie sich nun eine Person vor, die Konkurs anmeldet und behauptet, sie könnte ihre Schulden nicht bezahlen, weil sie astronomisch hohe Kosten habe mit dem Betrieb von mindestens 737 Anlagen in Übersee, die null Ertrag für die bedeutenden Kosten bringen, die für ihren Betrieb erforderlich sind. Diese „Basen“ sind voll mit benzinsaufenden Fahrzeugen und Angestellten, die als Kompensation für ihre beschwerliche Situation verständlicherweise lebenslang teure Zuwendungen bekommen. Dieser Schuldner käme keinesfalls für einen Neubeginn gemäß den Kriterien für die Konkursabwicklung in Frage, solange er nicht aufhört, Geld in diesen überseeischen Geldlöchern zu versenken. Er käme auch für die Auflösung seines Geschäfts nicht in Frage, ohne viele seiner Anlagen zugunsten seiner Gläubiger zur Verfügung zu stellen, einschließlich der wertvollen Grundstücke, auf denen er seine Basen errichtet hat. So oder so, um „bankrott“ sein zu können, muss ein Gläubiger positive Schritte setzen und eingestehen, dass es ein Problem gibt. 

Zusätzlich zu ihrer offensichtlichen Unfähigkeit, ihre Militärausgaben einzuschränken, könnte als weiterer Faktor die beträchtliche Höhe der nicht ablösbaren Schulden, die sie angehäuft haben, von denen viele offiziell gar nicht als Schulden gerechnet werden, die Vereinigten Staaten von Amerika davon abhalten, bankrott zu sein. Eine der Sicherungsmaßnahmen im Konkursverfahren ist für bestimmte Klassen von Gläubigern die Bestimmung bestimmter Teile der Schulden als nicht ablösbar, was bedeutet, dass der Konkurs sich auf diese Verpflichtungen nicht erstreckt. Einige Gläubiger werden von einem Konkursantrag abgeschreckt, wenn ein bedeutender Teil der Schulden auch nach der Anmeldung weiter bestehen wird. Einen wichtigen Teil der Schulden, die üblicherweise als nicht ablösbar betrachtet werden, bildet z.B. ein Schaden, der durch wissentliches oder böswilliges Verhalten des Schuldners herbeigeführt worden ist. Ganz klar haben die Vereinigten Staaten von Amerika gerade in de letzten acht Jahren große Summen dieser Art von Schulden angehäuft, mit einem selbst verschuldeten Krieg in Irak, Bombardierungen in Afghanistan und Pakistan und mit dem Folterregime von Guantanamo und Bagram sowie allen Schwarzen Löchern zwischendrin. 

Ein dritter Faktor, der die Vereinigten Staaten von Amerika davon abhalten könnte, bankrott zu sein, ist die Anzahl von „vermeidbaren Ausgaben“, die es gegeben hat. Eine vermeidbare Ausgabe ist im Wesentlichen ein Geschenk oder ein anderer Transfer von Eigentum oder Geld an eine andere Partei, für die eine minimale oder keine Gegenleistung erbracht wird, also ein Geschenk, das offensichtlich zu Lasten der Gläubiger geht. Milliarden von Dollars an „Hilfe“ für Nationen wie Israel und Georgien, denen keinerlei Gegenleistung gegenüber steht, während die Vereinigten Staaten von Amerika massive Defizite haben, wären „vermeidbar“, was hieße, dass ein Konkursverwalter den Transfer rückgängig machen und die Empfänger zwingen könnte, Geld oder Besitztümer für die Aufteilung unter allen Gläubigern zurückzugeben. Wir wissen natürlich, dass unsere Regierung niemals mit einer dermaßen erschreckenden Aussicht leben könnte.

Bis jetzt hat Präsident Obama noch keinen Unterschied zu seinen Vorgängern erkennen lassen und hat sogar in Aussicht gestellt, das Militärbudget gegenüber dem der Ära Bush zu erhöhen. Mit einer Kongressmehrheit von Demokraten ohne Rückgrat, die eher Geld drucken als Verschwendung einzuschränken, und einer republikanischen Minderheit, die keine besseren Ideen hat als die verfehlte Politik der Jahre 2001 – 2008 fortzusetzen, erwarte ich nicht, dass die Vereinigten Staaten von Amerika die schwierige Selbstanalyse durchführen werden, derer es bedarf, um Konkurs anzumelden. Solange es keinen wirklichen Wechsel gibt, werden wir eine zahlungsunfähige Nation bleiben, keine bankrotte.  

 
     
  erschienen auf www.antiwar.com am 2. April 2009 > http://original.antiwar.com/barr/2009/04/01/calling-the-us-bankrupt-is-insulting/   
     
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