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Einschleichtaktik
im dunkelsten Afrika Eric Margolis
"Nimm die Last des weißen Mannes auf" (Rudyard Kipling, Dichterpreisträger des britischen Imperialismus) Das Britische Reich, das Ende des 19. Jahrhunderts ein Viertel der Landoberfläche der Erde beherrschte, ist längst vergangen. Aber sein robuster Nachfolger und Erbe, die Vereinigten Staaten von Amerika, haben sich daran gemacht, es zu vergrößern. Wie ich in meinem letzten Buch "American Raj - How the US Rules the Muslim World" (Wie die USA die muslimische Welt beherrschen) zu erklären suchte, übt das US-Imperium seine Macht aus, indem es zahme, gefällige Regime auf der ganzen Welt und ihre Volkswirtschaften kontrolliert. Sie werden "Verbündete" genannt, sollten aber in der Tat genauer als Satrapien oder Vasallenstaaten bezeichnet werden. Viele Staaten sind glücklich, wohlhabende US-Vasallen zu sein, andere weniger. Das amerikanische Machtsystem hat einen großen Teil der Welt erfolgreich beherrscht, außer natürlich für die Großmächte China, Russland und Indien. Deutschland und ein Großteil Westeuropas befinden sich nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer unter Kontrolle der US-Macht. Gleiches gilt für Kanada, Lateinamerika, Australien und Teile von Südostasien. Es gibt einen Teil der Welt, der seit 1945 frei von starkem US-amerikanischen Einfluss geblieben ist, nämlich Afrika südlich der Sahara. Diese Tatsache ändert sich jedoch deutlich, da das US-Militär seine Operationen immer weiter auf den Schwarzen Kontinent ausdehnt. Wir sehen eine Wiederholung des schönen alten Films der 1930er Jahre, "Beau Geste", der aus einem hervorragenden viktorianischen Roman von C. Percival Wren aus dem Jahr 1924 stammt. Er spielt in Nordafrika, wo Wrens verwegene französische Legionäre bei der Verteidigung einer abgelegenen Festung gegen die Massen feindlicher arabischer und berberischer Stammesangehöriger ihr Ende finden. Der Roman und der Film prägten die westliche Einstellung zur arabischen Welt und ihren Völkern negativ, verherrlichten aber die französische Fremdenlegion. Wren behauptete, Mitglied der Legion gewesen zu sein, die das primäre Durchsetzungsorgan von Frankreichs afrikanischem Kolonialreich war. Die berühmte Legion, die von Mexiko bis Indochina gekämpft hat, ist nun auf klägliche 8.000 Mann geschrumpft. Frankreichs überstrapazierte Finanzen erwiesen sich als tödlicherer Feind als die Reiter der Sahara. Dennoch wird die Legion von Paris nach wie vor für plötzliche Schockinterventionen in Westafrika genutzt, um französische Klientenregimes zu unterstützen und diejenigen zu bestrafen, die den Status quo in Frage stellen. Ich habe viele Gläser mit Legionären gehoben. Sie sind ein unglaublich harter Haufen: du weißt nie, ob sie dich umbringen oder ob sie dir Drinks kaufen werden. Die US-Truppen sind nun in die Stiefel der "La Legion" geschlüpft. Fast unbemerkt sind die US Special Forces - unsere Version der Legion - nach Afrika eingedrungen, den neuesten und aufregendsten Markt für das Pentagon. Die Schaffung des neuen amerikanischen Afrika-Kommandos im Jahr 2007 mit Sitz in Deutschland war diskret, signalisierte aber ein aktives militärisches und geopolitisches Interesse der USA an dem rohstoffreichen Afrika, das für China von zentraler Bedeutung ist. Niemand in Washington scheint zu wissen, wieviele US-Truppen in Afrika im Einsatz sind, aber es sind mindestens 12.000, Söldner und CIA-Einheiten nicht mitgerechnet. Es gab Bestürzung im Kongress, als diese Fakten letzte Woche bekannt wurden. Die wichtigste US-Basis in Afrika ist Dschibuti, eine abgetakelte französische Kolonie am Roten Meer, die auch von der Legion genutzt wird und seltsamerweise auch eine chinesische Marinestation beherbergt. Die US-Streitkräfte in Dschibuti operieren im Jemen, Südsudan, Somalia und Zentralafrika. Die US-Streitkräfte in Westafrika operieren in Mali, Tschad, Burkina Faso, Nigeria, Liberia, Uganda und überall dort, wo die pro-US-Regimes unter Druck geraten. Mali und Tschad, wo Nomadenstämme gegen die Zentralregierung kämpfen, sind wichtige Einsatzgebiete. Beide werden von üblen diktatorischen Regimes regiert, die von Washington unterstützt werden. Wie im britischen Empire werden die "Eingeborenen" von einer kleinen Anzahl erfahrener westlicher Truppen unter Kontrolle gehalten. Wir brauchen keine großen Bataillone von regulären Soldaten. Der Schlüssel ist westliche Luftmacht und geheimdienstliche Aufklärung. Vor allem im oft kargen Subsahara-Westafrika, wo französische und amerikanische Kriegsflugzeuge den Himmel patrouillieren. "Wir haben das Maxim-Geschütz (Maschinengewehr), und sie haben es nicht", schrieb ein viktorianischer Dichter. Es hat sich nicht viel verändert. Frankreichs ehemaliger Präsident, Francois Hollande, stürzte sich in einen Stammesstreit in Mali, einem wichtigen Uranlieferanten, zwischen Schwarzen und Nomaden-Tuareg sowie verschiedenen Islamisten. Da sich Frankreich den sich ausbreitenden Krieg nicht leisten konnte, bat es die USA um Hilfe und bekam sie. Die bitter anti-muslimische Trump-Regierung konnte es sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Moslems in Westafrika unter dem Banner des "Anti-Terrorismus" anzugreifen. Ein "Terrorist" ist in diesem Fall jeder, der die westlich-dominierte politische Ordnung in Frage stellt, von malischen Nomaden bis hin zu Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik. In den brutalen diktatorischen Regimes des ehemaligen französischen Westafrikas kommt die einzige wirkungsvolle Opposition von Gruppen, die sich selbst als islamisch bezeichnen. Das mobilisiert die Trump-Regierung und ihre christlich-fundamentalistischen Verbündeten zu Hause, die den sich schnell ausbreitenden Islam aus Afrika ausrotten wollen. So weit die militärischen Übergriffe der Vereinigten Staaten von Amerika nach Afrika, mit wenig Verständnis für die Region und noch weniger strategischer Planung. Wieder mal so eine "Mission Creep" (Einschleichtaktik) wie in Vietnam. Washington versucht immer noch herauszufinden, was mit Herzegowina auf dem Balkan passiert ist, während es sich in das dunkelste Westafrika hineinstürzt. Deshalb sind Trump und der französische Präsident Emmanuel Macron zur Zeit so dicke Freunde. |
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erschienen am 21. Oktober 2017 auf > www.ericmargolis.com | |||||||||||||||||||||
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