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Der Iran
hat kein Atomwaffenprogramm. Warum sagen Medien
weiterhin, dass er doch eines hat? Adam Johnson
Spielen
grundlegende Fakten eine Rolle, wenn es um den Iran geht?
Offenbar nicht, da Dutzende von Journalisten weiterhin
berichten, dass der Iran ein
"Atomwaffenprogramm" hat, obwohl er keines hat
- ein Problem, über das FAIR im Laufe der Jahre
berichtet hat (z. B. 9.9.2015). Schauen wir uns einige
der Outlets an, die diese Lüge in den letzten fünf
Tagen verbreitet haben:
Business
Insider (13.10.2017): "Das Abkommen, das offiziell
als Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) bezeichnet
wird, soll den Iran dazu anregen, sein Atomwaffenprogramm
zu bremsen, indem es internationale Wirtschaftssanktionen
aufhebt."
New Yorker
(16.10.2017): "Eines Nachmittags Ende September
berief Außenminister Rex Tillerson ein Treffen der sechs
Länder ein, die 2015 zusammengekommen waren, um das
iranische Atomwaffenprogramm einzuschränken."
Washington
Post (16.10.2017): "Die Regierung erwägt auch, ein
internationales Abkommen über das iranische
Atomwaffenprogramm zu ändern oder zu streichen."
CNN
(17.10. 2017): "Indem er das Atomabkommen wieder
aufschnürt, riskiert [Trump], dass der Iran sein
Atomwaffenprogramm vorantreibt, während er einer weitaus
schlimmeren nuklearen Herausforderung aus Nordkorea
gegenübersteht, die er nicht lösen kann."
Das
Problem mit all diesen Auszügen ist: der Iran hat kein
Atomwaffenprogramm. Er hat ein ziviles
Kernenergieprogramm, aber keines, das für den Bau von
Waffen bestimmt ist. Mehr als 30 Länder haben zivile
Nuklearprogramme; nur eine Handvoll - darunter natürlich
die Vereinigten Staaten von Amerika und Israel - haben
Atomwaffenprogramme. Die einen dienen dazu, um Städte
mit Strom zu versorgen, die anderen werden verwendet, um
sie einzuebnen.
Wenn Sie
skeptisch sind, schauen Sie sich die Einschätzung im
Jahr 2007 durch alle 16 Geheimdienste der USA an (ja,
diese 16 Geheimdienste der USA), die festgestellt haben,
dass der Iran sein Atomwaffenprogramm
"gestoppt" hat. Oder schauen Sie sich dieselbe
Einschätzung der nationalen Geheimdienste für 2012 an,
die erneut zum Schluss kam, dass "es keine harten
Beweise dafür gibt, dass der Iran beschlossen hat, eine
Atombombe zu bauen", oder wir können auf den
israelischen Geheimdienst Mossad hören, der sich der
Einschätzung der US-Geheimdienste anschließt (Haaretz,
3/18/12).
Das
"Iran-Abkommen," formal bekannt als der
gemeinsame umfassende Aktionsplan (JCPOA), ist errichtet
auf der Beschränkung des zivilen Atomprogramms des Iran,
aus der Furcht heraus - angebracht oder nicht - dass
dieses eines Tages in ein Atomwaffenprogramm umwandelt
werden könnte. Aber zur Zeit gibt es keine Beweise,
geschweige denn einen Konsens, dass der Iran ein aktives
Atomwaffenprogramm hat. JCPOA kann nicht per se als
Beweis dafür verwendet werden, dass es ein solches
Programm heute gibt; es ist tatsächlich speziell dafür
ausgelegt, die Entwicklung eines solchen Programms auf
dem Weg dorthin zu verhindern.
Eine etwas
weniger krasse Variante dieser Ente ist, wenn die Outlets
andeuten, dass JCPOA ein bereits existierendes
Waffenprogramm gestoppt hat - obwohl sie nicht den Fehler
machen, zu behaupten, dass dieses immer noch existiert:
JCPOA "forderte die Abschaffung der
Wirtschaftssanktionen gegen den Iran im Austausch dafür,
dass Teheran sein Atomwaffenprogramm aufgibt",
schrieb USA Today (13.10.2017). US- und israelische
Geheimdienste behaupten, dass der Iran einmal ein
Kernwaffeprogramm hatte - aber sie sagen, dass dieses
2003 beendet wurde, nicht 2015 als Ergebnis des JCPOA.
Die
Unterscheidung zwischen Kernenergie und Atomwaffen ist
natürlich nicht belanglos. Jedes Mal, wenn die Medien
unsinnigerweise berichten, dass der Iran ein
"Atomwaffenprogramm" statt eines
"Nuklearprogramms" (oder besser: eines
"Nuklearenergie-" oder
"Atomkraftprogramms") hat, treiben sie den
Mythos weiter voran, dass die Absichten oder
"Ambitionen" des Iran darin bestehen, eine
Atombombe zu bauen, was etwas ist, von dem wir nicht
beweisen können, dass es tut oder plant, zumindest
seitdem Ajatollah Ali Khamenei eine Fatwa gegen den Bau
von Atomwaffen erlassen hat (Foreign Policy, 10/16/14).
Warum
ziehen dann so viele Reporter das in den Dreck? Ein paar
Gründe: es ist nur ein Mantra, das ad infinitum
wiederholt wird, und Journalisten und Experten
wiederholen häufig sinnlos eine oft wiederholte Phrase.
Einige, wie Kernwaffenexperte Jeffrey Lewis am Zentrum
für Nichtverbreitungsstudien am Middlebury Institut,
denken, dass es einfach daran liegt, dass Reporter nicht
wissen, wie man eine komplizierte Idee ausdrückt.
"Ich
sehe häufig diesen Punkt [betreffend das zivile gegen
das Waffen-Programm] entstellt. Ich denke nicht, dass es
Bosheit ist, sondern einfach ein Schreiber oder ein
Redakteur, der nicht weiß, wie man eine Idee ausdrücken
soll", sagte er in sozialen Medien. "JCPOA
erlegt Maßnahmen auf, die das iranische
Atomenergieprogramm einschränken, um Vertrauen zu
schaffen, dass das Programm friedlich bleibt ",
fügte er hinzu und bot ein Beispiel dafür, wie diese
Idee zum Ausdruck gebracht werden kann.
Ein
anderer wesentlicher Grund für diese wiederkehrende
Unwahrheit, wie FAIR (7/6/17) feststellte, nachdem die
New York Times zweimal "irrtümlich" den Iran
der Durchführung von 9/11 beschuldigte (eine der
Verleumdungen, die über drei Jahre lang nicht korrigiert
wurde), ist, dass man ziemlich alles über den Iran ohne
irgendeinen professionellen oder allgemeinen Gegenschlag
sagen kann. Da der Iran ein offizieller US-Feind ist und
seine Motive daher immer als unheilvoll angesehen werden,
wird die Idee, dass er den Atomwaffensperrvertrag zu
verletzen und eine Atomwaffe zu bauen beabsichtigt,
einfach als gegeben betrachtet. Der Mangel an harten
Beweisen dafür ist irrelevant: Die Absichten derjenigen,
die sich im Fadenkreuz der US-Macht befinden, werden
immer als zynisch und böswillig dargestellt; die der USA
und ihrer Verbündeten als wohlwollend und in gutem
Glauben. Die finsteren Motive des Iran sind einfach nur
die Standardeinstellung - ganz gleich wie viele Beweise
dagegen sprechen.
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