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  Hände weg von Mali

Es gibt keinen Grund für eine Einmischung der Vereinigten Staaten von Amerika auf der Grundlage einer behaupteten Präsenz von al-Qaeda

Dan Simpson

 

Die französische Entscheidung, militärisch in Mali, einer ehemaligen französischen Kolonie, zu intervenieren, hat wichtige Auswirkungen auf Mali, Frankreich und die Vereinigten Staaten von Amerika.

Mali war ein grundsätzlich freundlicher westafrikanischer Staat mit einer demokratisch gewählten Regierung. Die Vereinigten Staaten von Amerika halfen, seine bewaffneten Kräfte auszubilden und auszurüsten. Das Land ist nahezu zur Gänze muslimisch, besteht hauptsächlich aus Wüste, hat 14 Millionen Einwohner und wenige Ressourcen. Es hat keinen Zugang zum Meer und grenzt an Algerien, Burkina Faso, Guinea, Elfenbeinküste, Mauretanien, Niger und Senegal.

Im März vergangenen Jahres stürzte das malische Militär unter der Führung von Captain Amadou Sanogu, einem in Amerika ausgebildeten Offizier, seine demokratisch gewählte Regierung. Kurz danach spalteten sich die nördlichen zwei Drittel des Landes ab.

Die Rebellion im Norden wurde erst von den Tuaregs dominiert, die dann durch die islamistische Gruppe Ansar Dine verdrängt wurden, von der Frankreich und die Vereinigten Staaten von Amerika behaupten, sie habe Verbindungen zu al-Qaida im islamischen Mahgreb. Beide hatte Waffen aus Libyen mitgebracht, als die Rebellen dort mit Unterstützung des Westens die Regierung von Muammar Gaddafi stürzten, dem die Malier als Söldner gedient hatten.

Diesen Monat begannen die Rebellen, sich aus dem Norden in Richtung der Hauptstadt Bamako zu bewegen. Die bewaffneten Kräfte Malis erwiesen sich als unfähig, eine glaubwürdige Verteidigung aufzubauen. Alarmiert durch den Fortschritt der Tuaregs und von Ansar Dine versuchten die Franzosen und Malis afrikanische Nachbarn zuerst, eine afrikanische Streitmacht auf die Füße zu bringen, unterstützt vom Westen, um die Rebellen abzuwehren. Sie konnten die Unterstützung des UNsicherheitsrates bekommen, aber die Rebellen warteten nicht ab, bis Frankreich und seine Verbündeten den Widerstand organisierten, als sie weiter nach Süden vordrangen.

Um den Fall der Hauptstadt zu verhindern, schickten die Franzosen am Freitag mit britischer und amerikanischer Unterstützung ein paar hundert Soldaten nach Mali und begannen, malische Städte im Norden, die von Rebellen gehalten wurden, von Luftwaffenbasen in Tschad und von Frankreich aus zu bombardieren.

Was bedeutet das? Die Antwort hängt davon ab, wo man steht, nachdem es unterschiedliche Bedeutung hat in Frankreich, in dessen ehemaligen Kolonien in Afrika und in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Für Frankreich geht es darum, Mali und anderen ehemaligen französischen Kolonien zu demonstrieren, dass Paris noch immer Zähne hat und sich die Option vorbehält, seine afrikanischen Klientenstaaten durch militärische Intervention zu unterstützen oder auch nicht. Es hat sich entschieden, Mali zu unterstützen. Bisher hat es sich entschieden, die Zentralafrikanische Republik nicht zu unterstützen, wo der Präsident des Landes Francois Bozize auch Gefahr schwebt, von bewaffneten Rebellen gestürzt zu werden – der „Seleka“-Allianz aus dem Norden, deren Kräfte sich auch der Hauptstadt Bangui nähern.

Frankreich hat ernste finanzielle Probleme und sein relativ neuer Präsident Francois Hollande wird zuhause kritisiert, angesichts kritischer wirtschaftlicher Entscheidungen knieweich zu sein. In finanzieller Hinsicht sieht es wohl so aus, als wäre es für ihn die ungünstigste Zeit, Frankreich in einen teuren Krieg in Afrika zu führen, besonders in einen, der lange anhalten könnte und einen, den Frankreich sogar verlieren könnte. (Die Rebellen im Norden Malis könnten einfach den Bomben ausweichen und nach Bamako vorstoßen.) Andererseits lässt die Eroberung Bamakos Herrn Hollande entscheidungsfreudig erscheinen und, wenn´s funktioniert, weitsichtig in Hinblick darauf, dass Frankreich seinen Freunden in Afrika Schutz bietet. Außerdem kann er das machen, ohne sich mit dem manchmal nervtötenden französischen Parlament auseinandersetzen zu müssen.

Für Mali und andere ehemalige französische Kolonien ist es demütigend zuzugeben, dass sie selbst nicht imstande sind, die Bedrohung zurückzuweisen, die ihnen durch die Rebellen im Norden Malis entsteht. Französische Flugzeuge, die Städte in Mali bombardieren, und französische Soldaten, die die Hauptstadt eines afrikanischen Landes verteidigen, verbreiten den scharf stechenden Gestank des Neokolonialismus, egal welches „terroristische“ Etikett Frankreich den malischen Rebellen anzuhängen versuchen wird. Die ganze Angelegenheit wird noch durch die Tatsache bedeutend verschlimmert, dass das, was von Mali noch übrig ist, jetzt von einer Militärjunta regiert wird, die unter der Führung eines in Amerika ausgebildeten Offiziers steht.

Für die Vereinigten Staaten von Amerika ergibt die Unterstützung französischer Soldaten in Mali mit der Begründung, dass die Rebellen vielleicht Verbindungen haben zu einem zwielichtigen Zweig von al-Qaeda, eine heillose Symbolik. Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika helfen einer ehemaligen Kolonialmacht, in einem afrikanischen Land zu intervenieren, dass seit 1960 unabhängig ist, um eine nicht gewählte Militärregierung an der Macht zu halten, die von einem Captain angeführt wird, der in den Vereinigten Staaten von Amerika ausgebildet worden ist. Worum geht es hier?

Zum Ersten sind die Militärführer der Vereinigten Staaten von Amerika auf der Suche nach Geschäft. Nachdem der Krieg gegen den Irak beendet ist und der Krieg gegen Afghanistan in den letzten Zügen liegt, schauen sie aus nach neuen Konflikten, um ihre Forderungen nach Milliarden von Dollars zu rechtfertigen, um ihre Aktivitäten in aller Welt bezahlen zu können. Diese Notwendigkeit wird besonders dringend, nachdem dem Verteidigungsministerium wie allen anderen Ministerien Budgetkürzungen ins Haus stehen.

Mit der Beendigung der Kriege gegen Irak und Afghanistan haben die Amerikaner ein Recht darauf, vom Pentagon eine Friedensdividende zu erwarten. Dieses sollte Kürzungen etwa in dem Ausmaß übernehmen, das zu erdulden von den Amerikanern in anderen Bereichen verlangt werden wird – bei Bildung, Gesundheit und Infrastruktur.

Das Militär kann versuchen, Budgetkürzungen zu vermeiden, indem es mit neuen „Gelegenheitskriegen” daherkommt, aufgemascherlt mit Behauptungen über Beteiligung von al-Qaeda und anderen „Terroristen“. Diese könnten Jemen, Syrien, Somalia und sogar Mali einschließen, wie auch ein Argument wie das, dass Amerika sich nicht einfach aus Afghanistan zurückziehen kann, nicht einmal nach elf Jahren. 

Es gibt keine Argumente dafür, dass irgendetwas, das in Mali geschieht, eine Bedrohung für die Vereinigten Staaten von Amerika darstellt. Satelliten- und Drohnenüberwachungen können weitergehen, um das zu bestätigen. Wenn Frankreich und seine ehemaligen afrikanischen Kolonien Soldaten entsenden und Ziele in Mali bombardieren wollen, um die Militärregierung in Bamako zu beschützen, so soll man sie das tun lassen, aber ohne amerikanische Beteiligung.

Der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika sollte die Obama-Administration ordentlich ins Gebet nehmen um herauszufinden, warum sie uns in diesen Konflikt hineinzieht, der für Amerika ganz ohne Interesse ist.

 
     
  erschienen am 16. Januar 2013 auf > Pittsburgh Post-Gazette > Artikel  
     
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