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  Die Vereinigten Staaten von Amerika richten ihre Kanonen auf China

Eric S. Margolis

 

New York – Verteidigungsminister Leon Panetta sagt, dass der größere Anteil der Seestreitmacht der Vereinigten Staaten von Amerika bis 2020 im Rahmen der neuen „Achse nach Asien“-Strategie in den Pazifik verlegt wird. Obwohl das nicht unerwartet kam, führte diese Botschaft zu ziemlich großer Aufregung in ganz Asien und erregte die Gemüter in China.

Allerdings hat es mit dieser Umschichtung weniger auf sich, als der Anschein vermuten lässt. Die Marine der Vereinigten Staaten von Amerika hat schon lange die Hälfte ihrer Kriegsschiffe, Flugzeuge und logistischen Seefahrzeuge im Pazifik stationiert. Der neue Plan wird einen mäßigen Zuwachs bei den Seestreitkräften der Vereinigten Staaten von Amerika in asiatischen Gewässern zur Folge haben, das Verhältis zu den Seestreitkräften in Pazifik und Atlantik wird sich auf 60:40 oder etwas mehr verschieben. 

Mehr von Amerikas 11 Flugzeugträger-Angriffsflotten werden den Pazifik befahren. Das Marinekorps mit seinen eigenen Flugzeuggeschwadern (von Witzbolden als „die Armee der Marine“ bezeichnet) wird seine Präsenz im pazifischen Kampfgebiet verstärken.

Eine 2.500 Mann starke Expeditionstruppe der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika wird im abseits gelegenen Nordaustralien stationiert, weit genug entfernt von China, um kaum von militärischem Nutzen zu sein, aber nahe genug, um Spannungen mit Peking und Djakarta hervorzurufen. Außer dass sie den Kampfgeist der Aussies aufmöbeln soll, ist ihre Mission ungewiss. 

Die Gesamtstrategie der Vereinigten Staaten von Amerika ist jedoch klar. Nicht anders, als die Vereinigten Staaten von Amerika seinerzeit versuchten, die Sowjetunion in den Griff zu bekommen, indem sie sie mit amerikanischen Alliierten und Stützpunkten einkreisten, plant Washington mit China in gleicher Weise vorzugehen.

Amerika schafft einen umfassenden Bogen von Alliierten und Basen, der in Singapur beginnt, sich nordöstlich zu den Philippinen fortsetzt, dann nach Taiwan, Okinawa, Japan und Südkorea weitergeht, wodurch er Chinas expandierende Seestreitkräfte umfasst. Indien wird ermutigt, mächtige Marinekräfte aufzubauen, die Chinas Erdölrouten in den Mittleren Osten bedrohen und seine Marine aus dem Indischen Ozean heraushalten können. 

Zusätzliche Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika – die in Bahrain stationierte Fünfte Flotte und Einheiten, die den Indischen Ozan patrouillieren, werden die Siebte Flotte der Vereinigten Staaten von Amerika unterstützen, die den westlichen Pazifik seit 1944 beherrscht hat.

Marineeinheiten vom Atlantik in den Pazifik zu verlegen ist kein besonderes Unterfangen für die Vereinigten Staaten von Amerika. Nach dem heftigen Abstieg von Russlands einst mächtiger Roter Fahne der Nord- und Baltischen Flotten gibt es keine bedeutendere Marinebedrohung mehr im Atlantik. Die Tage, in denen Verbände von sowjetischen Unterseebooten in der Nähe Islands bereitstanden, um in den Atlantik vorzustoßen, um Nordamerikas Verbindungen mit Europa abzuschneiden, sind lange vorbei. 

Das Mittelmeer ist ein amerikanischer See.

Aber sogar mit der neuen Umschichtung in den Pazifik wird sich die Marine der Vereinigten Staaten von Amerika schwer tun, auch nur ihre bisherige Vorherrschaft in der Region aufrecht zu halten.

Die amerikanische Marine ist von den 600 Schiffen, die in den 1980ern geplant waren, auf rund 310 Kriegsschiffe und 3.700 Flugzeuge geschrumpft. Doch auch so bleibt die mächtige Marine der Vereinigten Staaten von Amerika noch immer größer als die nächsten elf Marinen zusammengenommen. Ein französischer Admiral sagte mir, dass das Budget der Marine der Vereinigten Staaten von Amerika größer ist als das gesamte französische Verteidigungsbudget.

Chinas rasche Entwicklung von Schiffsabwehrraketen, Unterseebooten, im Weltraum stationierten Sensoren und einer neuen auf Flugzeugträger spezialisierten ballistischen Rakete, der DF21-D, beunruhigt die Marine der Vereinigten Staaten von Amerika und könnte ihre Angriffsverbände zwingen, weit entfernt von Asiens Küsten aus zu operieren. In der Tat werden große Flugzeugträger immer anfälliger gegen Angriffe und werden letztendlich durch Drohnen und Raketen überflüssig werden.

Wie auch immer, Seestreitkräfte sind nicht mehr der Hauptarm von Amerikas Macht. Die Luftwaffe der Vereinigten Staaten von Amerika hat einen großen Teil des nicht-kommunistischen Erdballs seit den 1950ern dominiert und dient Amerikas strategischen Interessen auf die gleiche Weise, wie die Royal Navy (königliche Marine) die militärische und wirtschaftliche Macht des britischen Reichs durchsetzte. Luftmacht hat die entscheidende Rolle in allen militärischen Siegen Amerikas seit dem Ersten Weltkrieg gespielt.

Das Pentagon plant, seine Luftmacht im Pazifik zu stärken. Das könnte die Neueinrichtung von Luftwaffenstützpunkten der Vereinigten Staaten von Amerika in den Philippinen und Australien und die Ausweitung der Luftwaffenstützpunkte in Guam, Okinawa und Südkorea einschließen.

Amerika ist seit Jahrzehnten im Krieg. Seine Flugzeuge und Kriegsschiffe altern rapid. Nicht weniger bedrohlich ist, dass der Kongress tiefe Einschnitte in die militärischen Ausgaben erzwingen wird müssen, da die Defizite schlimmer werden – und das in einer Zeit, in der das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika Befehl bekommt, China auf dem asiatischen Festland einzuschließen.

China braucht nur seine militärische Macht in der Nähe des eigenen Landes aufzubauen. Die Vereinigten Staaten von Amerika müssen mit ihrer Marine- und Luftmacht und deren Wartung 10.000 km über den pazifischen Ozean vordringen, ein ungemein teures, komplexes Unterfangen, das dem finanziell starken China einen wichtigen, ja sogar entscheidenden Vorteil verleiht.

     
  erschienen am 9. Juni 2012 auf > www.ericmargolis.com > Artikel auf HUFFINGTON POST  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
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