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  Abtrudelnde Arbeitslosigkeit in einem zusammenbrechenden Imperium

Paul Craig Roberts

Das Büro für Beschäftigungsstatistik (BLS - Bureau of Labor Statistics) gab am Freitag bekannt, dass die Wirtschaft nur 103.000 neue Arbeitsplätze im Dezember hervorgebracht hat – das ist weniger als der Bevölkerungszuwachs – aber die Arbeitslosenquote von 9,8% auf 9,4% gefallen ist. Wenn Sie dieser Bericht verwirrt, dann sind Sie einer unter vielen. 

Was in Wirklichkeit gefallen ist, ist nicht die Anzahl der arbeitslosen Menschen, sondern die Anzahl der arbeitslosen Menschen, die aktiv eine Arbeit suchen. Diejenigen, die entmutigt aufgehört haben, nach Arbeit zu suchen, werden nicht bei den Arbeitsfähigen miterfasst und werden in der U.3-Statistik nicht als arbeitslos gezählt. Die Arbeitslosenquote ist gesunken, weil es mehr entmutigte Arbeiter gibt, nicht weil die Beschäftigung gestiegen ist.

Das BLS erfasst kurzfristig (kürzer als ein Jahr lang) demotivierte Arbeiter in seiner U.6-Statistik der Arbeitslosen. Diese Beschäftigungslosenquote beträgt 16,7%. Wenn der Statistiker John Williams (shadowstats.com) die Langzeit-Demotivierten hinzurechnet, ergibt sich eine Arbeitslosenquote der Vereinigten Staaten von Amerika im Dezember 2010 von 22,4%.

Die Frage, die man sich stellen sollte, lautet: Warum konzentrieren sich die Medien auf die Arbeitslosenquote, die die entmutigten Arbeiter nicht einbezieht? Die Antwort lautet, dass die U.3-Statistik nur 42% der Arbeitslosen erfasst und die Situation viel besser erscheinen lässt als sie ist.

Wo sind die 103.000 neuen Arbeitsplätze? Wie ich schon seit Jahren berichtet habe, sind das Jobs im nicht verlegbaren heimischen Dienstleistungsbereich: Kellnerinnen und Barkeeper, Gesundheits- und Sozialhelfer (in erster Linie ambulante Gesundheitsdienste), sowie im Einzel- und Großhandel.

Heute verfügen die Vereinigten Staaten von Amerika nur mehr über 11.670.000 Arbeitsplätze im Produktionsbereich, das sind weniger als 9% der gesamte Arbeitsplätze. Ungeachtet der schweren Abhängigkeit von Herstellern und Kreditgebern im Ausland glauben die Idioten in Washington, sie wären eine Supermacht, die über der Welt steht wie ein Koloss.

John Williams berichtet, dass „der Pegel der Arbeitsverhältnisse noch immer tiefer steht als vor zehn Jahren, obwohl die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika im gleichen Zeitraum um mehr als 10% zugenommen hat. Die strukturellen Beeinträchtigungen der wirtschaftlichen Tätigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika behindern weiterhin die normale kommerzielle Aktivität und verhindern jeden sinnvollen Aufschwung in der geschäftlichen Tätigkeit.“

Mit anderen Worten gesagt haben die amerikanischen Konzerne amerikanische Arbeitsplätze außer Landes geschafft und sie den Chinesen gegeben. So viel zum Patriotismus des Big Business.

Williams berichtet auch, dass, wenn nicht gemogelt wird, die Neubewertung der Arbeitsplatzdaten durch die BLS im nächsten Monat den Stand der bisher gemeldeten Beschäftigungsverhältnisse um über 500.000 herabsetzen wird.

Der Notenbankchef Ben Bernanke benutzte seine Aussage vor dem Budgetausschuss des Senats am letzten Freitag für die Warnung, dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ihr Budgetdefizit in den Griff bekommen müsse, oder „die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen würden hart werden.“ Hier gibt Bernanke zu, dass die Notenbank nicht endlos Geld drucken kann, um Kriege und Rettungsaktionen für die Megareichen zu finanzieren.

Wie soll aber die Regierung ihr Budget in den Griff bekommen? Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, egal welche Partei oder welcher Präsident, ist der amerikanischen Vorherrschaft über die Welt verpflichtet. Der Kongress hat gerade das größte Militärbudget der Geschichte beschlossen, und nichts weist darauf hin, dass einer von Amerikas Kriegen oder militärischen Okkupationen vor dem Ende stünde.

Die Finanzkrise ist nicht vorbei, mit mehr Zwangsräumungen und mehr Verlusten für den Finanzsektor, die zu mehr Steuergeld-Rettungsaktionen für diejenigen führen wird, die „zu groß sind, um pleite zu gehen.“ John Williams sagt, dass der zweite Rezessionsabschwung bereits passiert, nur mehr verschleiert durch falsche Statistiken, und dass die Auswirkungen des Defizits horrend sind und wahrscheinlich zu einer Hyperinflation führen werden, da die Notenbank die anderweitig unfinanzierbaren Defizite monetarisieren wird müssen.

Auch der Dollar ist in Gefahr, seine Rolle als Reservewährung untergraben durch den Druck von mehr und mehr Dollars durch die Notenbank. Vorübergehend ist der Dollar gestärkt durch die Probleme, die der Verkauf betrügerischer Derivat-Wertpapiere nach Europa durch die Wall Street dem Euro zugefügt hat.

Die Republikaner werden versuchen, Sozialhilfe und Medicare zu zerstören, um das Geld für Kriege und Rettungsaktionen zu verwenden. Wenn die Amerikaner in der Lage sind zu realisieren, dass sie in einem viel größeren Ausmaß bedroht sind durch die Vernichtung der Sozialhilfe durch die Republikaner als durch Terroristen, wird der republikanische Anschlag auf das, was diese als „den Wohlfahrtsstaat“ bezeichnen, danebengehen.

Das Rückzugsziel werden die privaten Pensionen sein, wenn man einmal annimmt, dass welche die Ausplünderung durch die Wall Street-Investmentbanken überleben. Pensionsfonds könnten verpflichtet werden, Staatsanleihen zu kaufen oder eine Abgabe zu bezahlen. In der Administration Clinton schlug die Staatssekretärin im Finanzministerium Alicia Munnell eine Abgabe von 15% auf alle Pensionsveranlagungen mit der Begründung vor, dass diese steuerfrei angehäuft worden seien. Sicher wird Washington die Pensionen der Amerikaner stehlen, wie Washington auch die bürgerlichen Freiheiten der Amerikaner gestohlen hat, um weiter zu machen mit den Kriegen des Imperiums um die Weltherrschaft.

In zunehmendem Ausmaß betrachtet der Rest der Welt Amerika als die alleinige Quelle seiner finanziellen und politischen Leiden. Während die Supermacht im Mittleren Osten und in Zentralasien Moslems massakriert, haben die Menschen in den übrigen Teilen der Welt durch WikiLeaks erfahren, dass die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika andere Regierungen manipuliert, besticht, bedroht und täuscht, um diese Regierungen dazu zu bringen, den Interessen der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zu dienen auf Kosten der Interessen ihrer eigenen Völker. 

Das amerikanische Imperium beruht auf Marionettenregierungen, denen die Völker unter ihrer Herrschaft immer weniger glauben und sie hassen. Wie das osteuropäische Imperium der Sowjetunion wird das amerikanische Imperium nicht direkt beherrscht, sondern durch Handlangerstaaten.

Marionettenregierungen sind gefangen zwischen der Macht des Imperiums und der Macht der lokalen Bevölkerung. In dem Ausmaß, in dem Europäer ein moralisches Gewissen haben, werden sie die amerikanische Außenpolitik zunehmend abstoßend finden. In dem Ausmaß, in dem die muslimische Solidarität wächst, werden sich die muslimischen Handlangerregierungen, die Amerikas und Israels Massaker an Moslems unterstützen, von innen her bedroht finden.

Das amerikanische Imperium sitzt fest, trotz seines ungeheuren Arsenals von Atomwaffen und seiner Kontrolle über die Außen- und Innenpolitik seiner unterwürfigen Handlangerstaaten in West- und Osteuropa, dem Vereinigten Königreich, Kanada, Australien, Teilen Afrikas, dem Mittleren Osten, Japan, Thailand, Indonesien, den baltischen Staaten, Georgien, Kosovo, Mexiko, Zentralamerika, Kolumbien, und, kein Zeifel, anderen.

Ein Land, das die Quelle ist von Krieg und Unterdrückung, dessen Vorherrschaft auf dem schwachen Untergrund von Handlangerstaaten errichtet ist, und dessen Wirtschaft beim Zusammenbrechen ist, wird nicht lange an der Macht bleiben.

 
     
  erschienen am 11. Januar 2011 auf > www.foreignpolicyjournal.com > Artikel  
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