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  China und die Vereinigten Staaten von Amerika: Kooperation oder Konfrontation?

Eric S. Margolis  

Wenn der chinesische Präsident Hu Jin Tao in dieser Woche Washington besucht, werden sich die Gespräche unweigerlich in erster Linie um Geld drehen, nicht um große Strategie. 

Washington hält Peking weiter unter Druck, seine kontrollierte Währung, den Yuan, aufzuwerten. Bisher haben sich die Chinesen geweigert, mehr als kleinere Aufwertungen im Ausmaß von insgesamt 6% durchzuführen, indem sie dabei blieben, dass ein niedrig bewerteter Yuan erforderlich ist, um Chinas Exportwirtschaft weiterhin wachsen zu lassen und den Lebensstandard zu erhöhen. 

Nervöse chinesische Funktionäre bringen ihre tiefe Besorgnis über die Sicherheit der Milliardenwerte an Wertpapieren der Vereinigten Staaten von Amerika zum Ausdruck, die China besitzt, sowie über die Investitionen in Amerika. Washington hat stetig die Abwertung des Dollars betrieben durch das Drucken von Banknoten, eine Vorgangsweise, die unter dem Euphemismus „quantitative Erleichterung“ bekannt ist, sowie dadurch, dass es die Zinssätze künstlich niedrig gehalten hat.    

China hat Anlass zu vielen Sorgen. Die meisten Wirtschaftswissenschaftler und Geldleute sehen einen viel niedrigeren Dollar für das Jahr 2011 vorher, vielleicht bis zu 10%. Washington reduziert seine riesigen Schulden gegenüber China durch die Abwertung seiner Währung. 

Wie lange wird Peking an stark abfallenden Wertpapieren festhalten? Vielleicht lange Zeit. China scheint wenig Wahlmöglichkeiten zu haben: die Alternativen sind der Euro und der Yen, die beide an ihren eigenen Problemen kranken. 

Präsident Hu wird in Washington auch auf großen Ärger über Chinas militärische Aufrüstung stoßen und auf Behauptungen amerikanischer Konservativer, dass China in zunehmendem Ausmaß seine Nachbarn in Asien und die Vereinigten Staaten von Amerika bedroht.  

In der Tat hat China sein Militär modernisiert, besonders seine Luft- und Seestreitkräfte, wobei es dabei ist, aus seiner bisher hauptsächlich in Küstennähe operierenden Marine eine richtige Hochseemarine zu machen. Aber China hat auch die Größe seiner Armee von 1,6 Millionen Soldaten verringert, um Modernisierung und Mechanisierung auszugleichen. 

Ist also China eine militärische Bedrohung? Ja, theoretisch für Taiwan und Vietnam. Aber nicht für den Rest Asiens, und ganz sicher nicht für die Vereinigten Staaten von Amerika, die zehnmal so viel für das Militär ausgeben wie China.

China bleibt weiter bei der vorsichtigen Außenpolitik, die sein brillianter ehemaliger Führer Deng Xiaoping befürwortet hat: wirtschaftliche Macht aufbauen und der Welt keine Angst machen.  

Kritiker sagen, dass das nur eine List ist, um Chinas Machtambitionen zu verschleiern. Geschichte und derzeitiges chinesisches Denken legen jedoch anderes nahe. 

Selbst Chinas radikaler Führer Mao Tse Tung war gegen territoriale Expansion, mit Ausnahme der „Befreiung“ ehemaliger Teile Chinas: Tibet, Sinkiang, Taiwan. China führte kurze Grenzkriege mit Indien und Vietnam, zog sich aber zurück, nachdem es „ihnen eine Lehre erteilt“ hatte. 

Seine ganze Geschichte hindurch hat China es vorgezogen, Gehorsam, Unterwerfung und Achtung seiner Nachbarstaaten zu akzeptieren, statt sie zu okkupieren. Große Landstriche Chinas, hauptsächlich wasserarme und gebirgige, bleiben sogar heute noch unbesiedelt. Expansion hat keinen Stellenwert.    

China hat seine offenen Grenzkonflikte mit Russland geregelt, hat aber noch einige ernsthafte ungelöste mit Indien im östlichen Himalaya offen. Mittlerweile weitet China kühn seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss in Zentral- und Südasien aus, bisher aber nicht seine militärischen Potenziale.

Wenn auch Chinas Landgrenzen weitgehend geregelt sind, bleibt seine maritime Einflusssphäre ungeklärt und bereitet zunehmend Sorgen seinen asiatischen Nachbarn und den Vereinigten Staaten von Amerika, die den pazifischen Ozean als amerikanische Einflusszone betrachten.   

Chinas wachsende Abhängigkeit von Erdöl aus dem Mittleren Osten erfordert die Entwicklung mächtiger, weit reichender Seestreitkräfte samt einer zugehörigen Luftwaffe, um seine Erdölrouten zu schützen. Eigentlich beginnt China damit, ähnlich den Amerikanern mit der Notwendigkeit zu argumentieren, die Sicherheit seines Seehandels zu gewährleisten.

Das alles bedeutet jedoch keineswegs, dass chinesische Armeen marschbereit sind, sondern nur, dass eine aufsteigende Großmacht ihre wirtschaftlichen Muskeln spielen lässt.

Es ist entscheidend, eine Militarisierung der Beziehungen zwischen China und den Vereinigten Staaten von Amerika zu vermeiden und diese auf die Ebene der ehemaligen Rivalität im Kalten Krieg zu schieben – obwohl das Washingtoner nationale Sicherheitsestablishment gerade das machen und China als unvermeidliche Bedrohung der Vereinigten Staaten von Amerika definieren möchte. 

Diese Hardliner (auch ich war ein solcher – ich habe sogar eine Bestätigung des Pentagon, das mich als einen „kalten Krieger“ bejubelt) machen genau den gleichen Fehler, den Großbritanniens die Deutschen hassenden Imperialisten vor dem Ersten Weltkrieg gemacht haben, indem sie einen wirtschaftlichen Konkurrenten zu einem Unhold dämonisierten, der um jeden Preis vernichtet werden musste.  

Das britische Imperium vernichtete sich selbst dadurch, dass es Deutschland in zwei Weltkriegen bekämpfte. Es bleibt zu hoffen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika weitsichtiger, vorsichtiger und großzügiger im Umgang mit dem aufsteigenden China sein werden – und dass China weiterhin Dengs exzellenten Rat befolgen wird. 

Die chinesisch – amerikanischen Beziehungen müssen unter der Führung von Diplomaten stehen; sie sind viel zu wichtig, um sie Generälen und Admiralen zu überlassen. 

 
     
  erschienen am 14. Januar 2011 auf > ericmargolis.com > Artikel  
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