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  Über den Untergang von WikiLeaks jubeln heißt unseren eigenen bejubeln

Paul Craig Roberts 

Wer noch nicht glaubt, dass die Vereinigten Staaten von Amerika ein beginnender faschistischer Staat sind, braucht sich nur mit dem neuesten Angriff auf bürgerliche Freiheit durch Fox News (!) zu beschäftigen. Statt die Bürger zu informieren informiert Fox News (!) über Bürger. Jason Ditz berichtete am 28. Dezember auf Antiwar.com, dass Fox News (!) „nicht länger damit zufrieden, einfach den Lockvogel für den wachsenden Polizeistaat zu spielen“ eine Großmutter an das Department für Heimatlandsicherheit auslieferte, weil sie „antiamerikanische Bemerkungen“ gemacht hat. 

Die Medien haben die Einstellung der Polizei übernommen, die das Beharren auf Bürgerrechten und Hinweise auf die Verfassung als Zeichen von Extremismus betrachtet, besonders wenn man sich auf die Verfassung beruft, um abweichende Meinungen oder den Privatbereich oder Aufkleber zu verteidigen. Präsident George W. Bush bereitete dafür den Boden, als er erklärte: „Du bist mit uns oder gegen uns.“

Bushs Worte manifestieren einen erschreckenden Niedergang des Respekts unserer Regierung für abweichende Meinungen seit der Präsidentschaft John F. Kennedys. In einer Rede im Jahr 1961 vor der Vereinigung der Zeitungsherausgeber sagte Präsident Kennedy: 

„Kein Präsident sollte die öffentliche Überprüfung seines Programms fürchten, denn diese Überprüfung führt zu Verständnis, und aus diesem Verständnis kommen Unterstützung oder Opposition, wobei beide notwendig sind ... Ohne öffentliche Diskussion, ohne Kritik kann keine Regierung und kein Land erfolgreich sein, und keine Republik kann überleben. Aus diesem Grund erklärten die Gesetzgeber in Athen einst, es sei ein Verbrechen für jeden Bürger, sich vor einer Auseinandersetzung zu drücken. Und aus diesem Grund ... wurde unsere Presse geschützt durch die Festlegung der freien Meinungsäußerung in der Verfassung.“

Die Presse ist nicht geschützt, so sagte Kennedy den Zeitungsherausgebern, um zu amüsieren und zu unterhalten, das Triviale aufzubauschen oder einfach dem Publikum zu servieren, was dieses zu hören wünscht. Die Presse ist geschützt, damit sie Tatsachen herausfinden und berichten kann und dadurch informieren, aufrütteln „und manchmal sogar die Meinung der Öffentlichkeit reizen kann.“

In einer Aussage, die kaum von einem amerikanischen Präsidenten wiederholt werden wird, sagte Kennedy den Zeitungsherausgebern: „Ich bitte Ihre Zeitungen nicht, eine Regierung zu unterstützen, sondern ich bitte Sie um Ihre Hilfe bei der gewaltigen Aufgabe, die Menschen in Amerika zu informieren und zu warnen, da ich volles Vertrauen habe in die Reaktion und den Einsatz unserer Bürger, wenn sie voll informiert sind.“ 

Das Amerika zur Zeit Kennedys und das heutige Amerika sind zwei verschiedene Welten. Im heutigen Amerika wird von den Medien erwartet, dass sie für die Regierung lügen, um die Menschen daran zu hindern herauszufinden, welche Absichten die Regierung verfolgt. Wenn man den Umfragen glauben kann, wollen die Amerikaner, gehirngewaschen und programmiert von O’Reilly, Hannity, Beck und Limbaugh, dass Bradley Manning und Julian Assange Glied für Glied zerrissen werden als Strafe dafür, dass sie die Amerikaner über die verbrecherischen Handlungen ihrer Regierung informiert haben. Politiker und Journalisten fordern kreischend ihre Exekution.

Präsident Kennedy sagte der Vereinigung der Zeitungsherausgeber, dass „es der Presse zu verdanken ist, dem Aufzeichner der Taten des Menschen, dem Bewahrer seines Gewissens, dem Boten seiner Nachrichten, dass wir Kraft und Mitarbeit suchen, darauf vertrauend, dass mit Ihrer Hilfe der Mensch sein wird, wozu er geboren wurde: frei und unabhängig.“ Wer kann sich vorstellen, dass ein Bill Clinton, ein George W. Bush oder ein Barack Obama heutzutage so etwas sagt?

Heutzutage ist die Presse ein Propagandaministerium für die Regierung. Jedes Mitglied, das sich seiner Verpflichtung zu Lügen und Verdrehung der Nachrichten entzieht, wird aus der Bruderschaft ausgestoßen. Einer Öffentlichkeit, die zunehmend auf Arbeitslosigkeit, Mittellosigkeit und Obdachlosigkeit zusteuert wird gesagt, dass ungeheure Feinde sich zu ihrer Vernichtung verschwören, wenn nicht jährlich Billionen von Dollars für den Militär/Sicherheitskomplex, für Jahrzehnte lange Kriege, Flugverbotslisten, für unbegrenztes Spionieren und Sammeln von Daten, die von Nachbarn hereinkommen, die über ihre Nachbarn berichten, für Vollkörperscanner auf Flughäfen, in Einkaufszentren, U-Bahn und Bahnhöfen, Verkehrskontrollen ausgegeben werden. Verrat wird gleichgesetzt mit der Äußerung einer Wahrheit.

Als er vor zwei Jahren sein Amt antrat, gab Präsident Obama zu, dass niemand wusste, was die militärische Mission in Afghanistan sei, einschließlich des Präsidenten selbst, aber dass er eine Mission finden und definieren werde. Auf seiner kürzlich erfolgten Reise nach Afghanistan rückte Obama mit der Mission heraus: die Familien der Soldaten in Amerika sicher zu machen, seine Version von Bushs „wir müssen sie drüben töten, ehe sie uns hier töten.“

Niemand prustete vor Spott oder kicherte wenigstens ein bisschen. Weder die New York Times noch Fox News (!) wagten zu fragen, ob vielleicht Ermordung und Vertreibung einer großen Zahl von Muslimen in Irak, Afghanistan, Pakistan und Jemen und die Unterstützung der Vereinigten Staaten von Amerika für den ähnlichen Umgang Israels mit Libanesen und Palästinensern eine feindselige Stimmung schaffen könnte, die Terroristen hervorbringen könnte. Wenn es noch so etwas wie eine Vereinigung der Zeitungsherausgeber gibt, so sind deren Mitglieder eines dermaßen unpatriotischen Gedankens nicht fähig. 

Heutzutage glaubt niemand, dass der Erfolg unseres Landes abhängig ist von einer informierten Öffentlichkeit und einer freien Presse. Amerikas Erfolg hängt von seiner finanziellen und militärischen Herrschaft über die Welt ab. Jede Information, die nicht dem gottgegebenen Recht des unersetzlichen Volkes, die Welt zu beherrschen, entspricht, muss unterdrückt und der Überbringer diskreditiert und vernichtet werden. 

Jetzt, wo die Presse freiwillig ihre verfassungsmäßigen Rechte der freien Meinungsäußerung aufgegeben hat, arbeitet die Regierung daran, die Redefreiheit neu zu definieren als Privileg, das auf die Medien beschränkt ist, nicht ein Recht der Bürger. Darum das Beharren darauf, dass WikiLeaks keine Medienorganisation ist, und die Auslieferung einer Bürgerin durch Fox News (!), weil sie ihre Meinung frei geäußert hatte. Washingtons Angriff gegen Assange und WikiLeaks ist ein Angriff auf das, was von der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika noch übrig ist. Wenn wir über den Untergang von WikiLeaks jubeln, jubeln wir über unseren eigenen.

 
     
  Erschienen am 30. Dezember 2010 auf > http://www.antiwar.com > Artikel  
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