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  Das Affentheater um Shahram

Ist die Propaganda der Vereinigten Staaten von Amerika am Tiefpunkt angelangt?

Justin Raimondo

Jetzt steht die Geschichte so gut wie fest, zumindest für die Medien des Westens: Shahram Amiri, ein iranischer Wissenschafter, setzte sich im vergangenen Jahr in die Vereinigten Staaten von Amerika ab, änderte dann aber seine Meinung und kehrte jetzt in den Iran zurück. Macht nichts: wir pressten ihn aus, wie es ein Geheimdienstbeamter ausdrückte, und bekamen „wertvolle“ Informationen über das Atomwaffenprogramm des Iran (das nicht existiert und das es seit 2003 nicht mehr gibt, laut der eigenen Beurteilung der CIA, aber wen stört schon dieses lästige Detail?) 

„Er ist frei, zu gehen, er war frei, zu kommen,“ erklärte die erfahrene Lügnerin Hillary Clinton, „es liegt ausschließlich an ihm, diese Entscheidungen zu treffen.“ Er ging also, und ist jetzt in Teheran, wo ihm ein Empfang für einen Helden bereitet wurde – was irgendwie nicht zu der Geschichte passt, dass er sein Land um $ 5 Millionen verkauft hat. Das ist aber nicht der einzige Hinweis darauf, dass diese düstere Affäre nicht das ist, was uns der Regierung-Medien-Komplex glauben machen möchte. Wenn Shahram freiwillig in die Vereinigten Staaten von Amerika gekommen ist, um seinen „Studien“ an einer amerikanischen Universität nachzugehen, wie Hillary und die CIA beteuern, warum gibt es dann keinen Einreisestempel auf seinem Visum, wie verschiedene Nachrichtenquellen bestätigen?

Die Fakten, die ans Licht kommen, machen klar, dass die Wahrheit eher Shahrams Version entspricht, die er auf zwei You Tube-Videos darlegte, als er auf der Flucht war, und in Interviews nach seiner Ankunft im Iran: „Meine Entführung war eine schändliche Handlung Amerikas ... ich stand unter enormem psychologischem Druck und unter der Aufsicht bewaffneter Agenten in den letzten 14 Monaten.“ Der Christian Science Monitor berichtet:

„Die Vereinigten Staaten von Amerika weisen diese Anschuldigung zurück, haben aber bis zu dieser Woche Amiris Anwesenheit im Land nicht bestätigt. Die Beamten haben bisher gar nichts vorgelegt – etwa ein Ansuchen um ein Visum oder die Kopie eines Flugzeugtickets – um zu belegen, dass Amiri auf normalen Wegen nach Amerika gekommen ist. Studentenvisa für Iraner brauchen die Bestätigung der Universität, den Nachweis ausreichender Mittel, und sind normalerweise mit einer langen und umständlichen Prozedur verbunden.“ 

Ganz klar, die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika und ihre Handlanger in den Medien lügen, was aber bei dem allem entmutigt, ist die völlige Durchsichtigkeit des Affentheaters: kein Wunder, wie die Baltimore Sun bemerkte, dass „Beamte sich über die Rolle der Regierung bei der Erleichterung seiner Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika nicht äußern wollten.“ Vielleicht wird es eine Information eines Kongressausschusses über die wirklichen Geschehnisse hinter verschlossen Türen geben, aber durchschnittliche Amerikaner werden keinen Zugang zu den Insiderinformationen haben (außer sie sind regelmäßige Leser von antiwar.com). Alles, was sie hören werden, ist Hillarys Gezeter, wie „frei“ Shahram kommen und gehen konnte, und wie die Medien die Linie der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika mit den Äußerungen von nicht genannt werden wollenden Beamten wiedergeben. Ein solcher Beamter, angesprochen auf die Diskrepanzen zwischen den Videos auf You Tube meint:

„Er könnte zu einem Zeitpunkt die Lügen bereut haben, die er über die Vereinigten Staaten verbreitet hat, aber das hielt einfach nicht an. Jetzt glaubt er, dass er die Dummköpfe in Teheran aufs Eis führen kann. Er nimmt wirklich ein Risiko auf sich. Wir werden sehen, wie überzeugend er ist, und was mit ihm geschieht, wenn die Iraner alles aus ihm herausgeholt haben, was propagandistisch verwertbar ist.“ 

Es ist die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, die sich Sorgen um ihre Überzeugungskraft in dieser Angelegenheit machen muss, nicht die Iraner. Hätte Shahram sich abgesetzt, wäre er über ein drittes Land mit einem gestempelten Visum ins Land gebracht worden: und abgesehen davon, warum sollten die Vereinigten Staaten von Amerika diesen wertvollen Flüchtling aus einer Diktatur, von der sie behaupten, dass sie insgeheim Atomwaffen bauen will, nicht an die große Glocke gehängt haben? Und warum hätte Shahram, nach allen Hinweisen ein hingebungsvoller Vater, seine Familie zurücklassen sollen?

Weil wir gerade von Überzeugungskraft reden, wie überzeugend ist dieses Video von Sahram – er sitzt auf einer Ledercouch in einem Zimmer mit Schachspiel und Globus – in dem er sagt, bei ihm sei alles in Ordnung und er gehe zur Zeit seinen „Studien“ in Amerika nach? Neuerdings kommen sogar die Medien in den Vereinigten Staaten von Amerika darauf, dass das eine Produktion der CIA ist – zweifelsohne aufgezeichnet als Versicherungspolizze für den Fall, dass Shahram entkommen könnte.

Dennoch fahren die amerikanischen Medien hartnäckig fort, diese Geschichte falsch zu berichten, wie sie auch ähnliche Geschichten im Rahmen der diversen Kampagnen der Partei der Kriegstreiber in der gesamten jüngeren Vergangenheit falsch berichtet haben, um uns in den Krieg zu lügen. Hier, als besonders ungeheuerliches Beispiel, die Los Angeles Times, die einen ihrer bevorzugten „Experten“ heranzieht, um pflichtgemäß die Geschichte vom desillusionierten Überläufer wiederzukäuen, die Washington vorgegeben hat:

„Westliche Experten sagen, dass Amiri nahezu sicher ein Überläufer ist und nicht ein Opfer einer Entführung, weil die Information, die von einem stammt, der unter solchen Umständen zum Sprechen gezwungen wird, fehlerverdächtig wäre. ‚Wenn man auf jemanden in einer solchen Situation Druck ausübt, ist es sehr schwer, gute Information zu bekommen,’ sagte Eric Denece, ein ehemaliger französischer Geheimdienstanalyst, der das Zentrum für Geheimdienststudien in Paris leitet.“

Was lässt Monsieur Denece annehmen, dass jemandem daran gelegen ist, „gute Information“ zu bekommen? Was sie wollen, ist eine gute Geschichte, die sie den Amerikanern aufbinden können, und der ganzen Welt. Was die Administration Obama sucht, nicht anders als ihr Vorgänger, ist ein Vorwand für Krieg – und, wer weiß, vielleicht finden sie diesen schneller, als man denkt. 

 
     
  Erschienen am 16. Juli 2010 auf > http://www.antiwar.com > http://original.antiwar.com/justin/2010/07/15/the-shahram-charade/  
     
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