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  Für die Palästinenser ist jeden Tag Kristallnacht

Paul Craig Roberts

„Siedler attackieren Moschee in der West Bank und verbrennen heilige Schriften der Moslems,” lautete die Schlagzeile der Londoner Times am 11. Dezember 2009.

Diese Attacken bilden in Verbindung mit der Zerstörung palästinensischer Häuser, der Rodung von Olivenhainen der Palästinenser, den unzähligen Kontrollstellen, die Palästinenser davon abhalten, Schulen, Arbeitsplätze und medizinische Versorgung zu erreichen, der israelischen Mauer, die Palästinensern den Zugang zu dem Land verwehrt, das ihnen gestohlen worden ist, und der Isolierung und Blockade des Ghettos Gaza einen Teil der von der Regierung Israels betriebenen Politik des Genozids an den Palästinensern. 

Die israelische Lobby hat so viel Macht über Amerika, dass sogar der ehemalige Präsident Jimmy Carter, ein guter Freund Israels, wegen der Verwendung des höflichen Begriffes – Apartheid – für den Genozid, der im Lauf der Jahrzehnte betrieben worden ist, in denen amerikanische „christliche“ Prediger gemeinsam mit gekauften und bezahlten Politikern die israelische Politik des langsamen Genozids an Palästina gerechtfertigt haben, als Feind hingestellt wird.   

Israelis, die noch immer über ein moralisches Gewissen verfügen – ein kleiner Teil der Bevölkerung – bemühen sich, moralische Proteste gegen die Unmenschlichkeit der  israelischen Regierung zu erheben. Die Israelis Jeff Halper und Angela Godfrey-Goldstein leiten das Israelische Komitee gegen Hauszerstörung (ICAHD), eine gewaltfreie Aktivistengruppe, die gegründet wurde, um der israelischen Demolition von palästinensischen Häusern in den okkupierten Territorien entgegenzutreten.

Nach Internationalem Recht darf ein militärischer Besatzer das okkupierte Land nicht stehlen. Die Vereinigten Staaten von Amerika allerdings haben Israels Verletzung des Internationalen Rechts Jahrzehnte lang durch Vetos gegen UNO-Resolutionen gedeckt. Israel konnte den Palästinensern Palästina stehlen, da die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ihre Macht benutzte, um zu verhindern, dass Israel nach Internationalem Recht zur Verantwortung gezogen wurde.

Im März 2003 stellte sich die amerikanische Bürgerin Rachel Corrie einem israelischen Bulldozer in den Weg, produziert von Caterpillar und geschickt, um ein palästinensisches Haus zu zerstören. Ihr mutiger Akt des Widerstands wurde als Ärgernis betrachtet und sie wurde vom Fahrer des israelischen Bulldozers überfahren und getötet. Die Tötung einer amerikanischen Staatsbürgerin, die ein moralisches Gewissen hatte, blieb für Israel ohne Folgen. 

In den von Israel kontrollierten amerikanischen Medien hören wir ununterbrochen, dass Palästinenser Terroristen sind, die sich Sprengstoff umschnallen, um unschuldige Israelis zu töten und israelische Städte terrorisieren, indem sie sie mit Raketen beschießen. Ein Blick auf die obigen Landkarten genügt um klar zu machen, wer der wirkliche Terrorist ist. Der Erfolg der israelischen Propaganda angesichts völlig augenscheinlicher Fakten wirft ein bezeichnendes Licht auf Ignoranz und Teilnahmslosigkeit der Menschen in Amerika. 

Die israelische Zeitung Haaretz, die auch ein moralisches Gewissen hat und dazu noch intelligent ist, schrieb am 4. Dezember 2009: „Jeder Kandidat für die amerikanische Regierung muss eine genaue Überprüfung seines Hintergrunds durch die amerikanische jüdische Gemeinschaft überstehen.“  Haaretz hält fest, dass jeder Amerikaner, den der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika für einen Posten in seiner Regierung vorschlägt, der Genehmigung der israelischen Lobby bedarf, die sich nach Belieben dagegen aussprechen kann.

Haaretz erwähnt das Beispiel von Charles Freeman, den Präsident Obama zum Leiter des National Intelligence Council ernennen wollte. Die israelische Lobby stellte wieder einmal unter Beweis, dass sie über mehr Macht verfügt als ein bloßer amerikanischer Präsident und verhinderte seine Bestellung, indem sie auf Freemans „antiisraelische Einstellung“ hinwies. Anders gesagt, weil Freeman nicht ein übermäßiger Verteidiger der Verbrechen Israels war, wollte ihn die israelische Lobby nicht haben.

Haaretz berichtet: „Der nächste Versuch, einen Stabsmitarbeiter für die Geheimdienste zu bestellen, in diesem Fall den ehemaligen republikanischen Senator Chuck Hagel, mündete ebenfalls in überwältigender Kritik seines nicht vorhandenen proisraelischen Leumunds.“ Die israelische Lobby hat Hagels Ernennung durch Präsident Obama blockiert. Hagel will keinen Krieg mit dem Iran im Interesse Israels beginnen und handelte sich dafür die Gegenstimme von Morton A. Klein ein, dem Präsidenten der Zionist Organization of America. Hagel, so scheint es, „weigerte sich, einen Brief zu unterschreiben, der den damaligen Präsidenten George Bush aufforderte, auf dem G8-Gipfel in jenem Jahr über das Atomprogramm des Iran zu sprechen.“   

Jetzt ist es die jüdische Tochter eines Überlebenden des Holocaust, Hannah Rosenthal, deren Bestellung zur Leiterin des US Office to Monitor and Combat Anti-Semitism (US-Büro zur Überwachung und Bekämpfung des Antisemitismus), einer Einrichtung, die einen weiteren Hinweis auf den Marionettenstatus Amerikas gibt, angegriffen wird. Rosenthal war Vorsitzende des Jewish Council for Public Affairs von 2000 – 2005. Auf die Schwarze Liste kam sie, weil sie im Beratergremium von J Street Lobby, einer vor kurzem gegründeten Organisation amerikanischer Juden, die im Gegensatz zum mörderischen Militarismus von AIPAC (Pro-Israel-Lobby) steht.

Die Gegnerschaft der israelischen Lobby im Fall Hannah Rosenthal zeigt, dass keine moralische Person die Ablehnung durch die israelische Lobby überstehen kann.

Die Vereinigten Staaten von Amerika, „die einzige Supermacht der Welt“, haben keine eigenständige Stimme in Angelegenheiten des Nahen Ostens. Die wirkliche Macht liegt in den Händen des Siedlerstrolchs Avigdor Lieberman, dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Israels und Außenminister. Er ist es, der die Nahostpolitik der Regierung Obama kontrolliert. Lieberman zwang den „allmächtigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika Barack Obama“, seine Aufforderung Israels, mit der Errichtung illegaler Siedlungen auf okkupiertem palästinensischem Territorium aufzuhören, außer Kraft zu setzen. Obama bekam den Stinkefinger und unterwarf sich seinem Herrn.

Amerikanische Machos, die herumstolzieren, als gehörte ihnen die Welt, sind nichts als Marionetten Israels. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind kein Land. Sie sind eine Kolonie.

 
     
  erschienen am 15. Dezember 2009 in > Foreign Policy Journal > http://www.foreignpolicyjournal.com/2009/12/15/for-palestinians-every-day-is-kristallnacht/  
  Paul Craig Roberts war stellvertretender Finanzminister in der Regierung Reagan. Er ist Verfasser von „Supply-Side Revolution: An Insider‘s Account of Policymaking in Washington“ (Revolution der Anbieterseite: Bericht eines Insiders über Politik in Washington), von „Alienation and the Soviet Economy“ (Entfremdung und die sowjetische Wirtschaft) und von „Meltdown: Inside the Soviet Economy“ (Kernschmelze: Innenansicht der sowjetischen Wirtschaft), sowie gemeinsam mit Lawrence M. Stratton von „The Tyranny of Good Intentions: How Prosecutors and Bureaucrats Are Trampling the Constitution in the Name of Justice“ (Tyrannei der guten Absichten: Wie Strafverfolger und Bürokraten die Verfassung im Namen der Gerechtigkeit mit Füßen treten). Er war Co-Redakteur der Kommentarseite des Wall Street Journal und Mitherausgeber der National Review.  
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