HOME     INHALT     INFO     LINKS     ARCHIV     KONTAKT
 
     
  Der Jihadist aus North Carolina

Jacob G. Hornberger

Die Nachbarn von Daniel Boyd, dem Sohn eines Marinesoldaten, sind ganz verwirrt aufgrund der Anklagen, die die Bundesregierung gegen ihn wegen Tatbeständen in Verbindung mit Terrorismus erhdbt. Boyd, der eine öffentliche High School in Nordvirginia besucht hatte und jetzt in North Carolina lebt, betreibt eine Trockenmauerfirma in Raleigh.   

Die Bundesbehörden behaupten, dass Boyd daneben noch ein Terrorist sei. Charles Casale, ein Nachbar Boyds, sagte: „Wenn er ein Terrorist ist, dann ist er der netteste Terrorist, den ich in meinem Leben getroffen habe.“

Aber halt, sie behaupten nicht, dass Boyd terroristische Attacken hier in den Vereinigten Staaten von Amerika begangen oder auch nur damit gedroht hat. Tatsächlich behaupten sie nicht einmal, dass er Verbindungen zu al Qaeda hat. 

Sie sagen, dass er ein Moslem ist, der geplant hat, irgendwann in der Zukunft nach Übersee zu gehen und an einem islamischen Kampf teilzunehmen, zum Beispiel um das brutale autoritäre Regime in Jordanien zu stürzen, das ein Verbündeter der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika ist. In Zusammenhang mit seinen Zukunftsplänen wird Boyd beschuldigt, einige weitere Amerikaner dazu überredet zu haben, Moslems zu werden. Außerdem kaufte er anscheinend noch eine Reihe von Waffen für seine zukünftige jihadistische Kampagne – Waffen, die, wenn ich mich nicht irre, in jedem Waffengeschäft in den Vereinigten Staaten von Amerika gekauft werden können.

Die Bundesbehörden behaupten, Boyd habe sogar militärische Übungen und Schießübungen auf Privatgrund abgehalten. Noch schlimmer, laut einer Presseaussendung der Staatsanwaltschaft in Charlotte wird er beschuldigt, US$ 500 (fünfhundert Dollars) in bar von einem Mitangeklagten angenommen zu haben, um sie für die Finanzierung seiner zukünftigen Jihadkampagne in Übersee zu verwenden.

In einem der interessanten Teile der Anklage wird die Hilfe beschrieben, die Boyd angeblich afghanischen Rebellen in der Zeit von 1989 bis 1992 zukommen ließ. Anscheinend gehen die Bundesbehörden davon aus, dass das schlimm war. Boyds Frau weist allerdings auf eine ziemlich unbequeme Tatsache hin: die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat das gleiche im gleichen Zeitraum gemacht. Es würde mich interessieren, ob man die Anklage gegen Boyd nicht gegen die Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika ausdehnen kann, welche Waffen und Geld an Osama bin Laden und andere islamische Jihadisten während der sowjetischen Okkupation Afghanistans geschickt haben. 

Und wenn wir schon dabei sind – vielleicht können wir noch jene Regierungsleute mit einschließen, die Saddam Hussein mit diesen infamen Massenvernichtungswaffen ausgestattet haben, damit er sie benützen konnte, um die iranischen Menschen zu töten. Ist das nicht mindestens so schlimm wie irgendwelche nebulosen Pläne, sich irgendwann in der Zukunft an einer Jihadkampagne in Übersee zu beteiligen?

Im Fall seiner Verurteilung erwartet Boyd möglicherweise ein Leben im Gefängnis. Andererseits sollte er froh sein. Hätten sie ihn als feindlichen Kämpfer behandelt statt als kriminellen Verbrecher, was die Bundesbehörden nach dem Gesetz der Vereinigten Staaten von Amerika seit 9/11 machen hätten können, hätten sie kampferprobte Truppen von Fort Bragg nach Raleigh schicken können, um Boyds Haus anzugreifen, ihn in ihre Gewalt zu bringen, ihn in ein geheimes militärisches Anhaltezentrum zu verschleppen, ihn zu foltern und für den Rest seines Lebens eingesperrt zu halten.

Sie hätten natürlich auch ein CIA-Mordkommando schicken können, um ihn zu ermorden, wie sie es in Jemen gemacht haben, um sich all die Schwierigkeiten und die Kosten eines Verfahrens zu ersparen und nicht die Möglichkeit eines Freispruchs zu riskieren. Na gut, was letzteres betrifft, ist das Risiko eines Freispruchs kein besonderes Problem, weil sogar dann, wenn Boyd freigesprochen würde, das in der Verfassung garantierte Verbot der Doppelbestrafung nicht länger das Militär daran hindert, ihn als feindlichen Kämpfer hinter Schloss und Riegel zu setzen.

 
     
  erschienen am 30. Juli 2009 auf > THE FUTURE OF FREEDOM FOUNDATION > http://www.fff.org/blog/jghblog2009-07-30.asp  
     
  <<< Inhalt