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Russland: Große
Bedrohung oder Papierbär? Eric Margolis Die Russen kommen! Die Russen kommen! Kommen sie überhaupt? Das hängt davon ab, wen man fragt. Am vergangenen Dienstag kündigte Präsident Dimitri Medvedev an, dass Russland 2011 mit der Modernisierung seiner großen aber heruntergekommenen bewaffneten Kräfte beginnen wird. Neue nukleare und konventionelle Waffensysteme werden beschafft, es wird aber auch große Einschnitte in die 1.027.000 Mann starken Streitkräfte geben, einschließlich einer großen Anzahl von Offizieren. Die Verteidigungsausgaben könnten bis zu 30% steigen. Konservative in Nordamerika und Europa warnen, diese militärischen Instandsetzungsarbeiten des Kreml bedrohten Europa und weise auf Russlands aggressive Absichten hin. Besonders besorgt sind die Hauptstädte Osteuropas. Die Tatsachen sprechen allerdings eine andere Sprache. Nach Angeben des russischen Verteidigungsministers Anatoli Serdyukov können nur 10% von Russlands derzeitiger Bewaffnung als modern betrachtet werden. Der Rest ist überholt oder veraltet. Seine Zahlen scheinen realistisch zu sein. Serdyukov hofft, den Anteil der modernen Waffen bis 2015 auf 30% steigern zu können, unter der Voraussetzung, dass die russische Wirtschaft, die durch den Absturz der Ölpreise schwer getroffen worden ist, das leisten kann. Das bleibt offen. Präsident Medvedev sagte, die militärische Aufrüstung sei fällig, da die alten nuklearen Waffensysteme modernisiert werden müssten und die Bedrohungen Russlands an seinen Grenzen zunehmen. Besonders erwähnte er Versuche, die militärische Infrastruktur der NATO bis an die Grenzen Russlands auszudehnen. Medvedev gab damit einer tiefgehenden Sorge Russlands Ausdruck. Die unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika stehende NATO-Allianz ist bis unmittelbar an die Grenzen Russlands vorgestoßen. Michail Gorbatschows Übereinkommen mit Washington, die Rote Armee vom schützenden Vorfeld Osteuropas zurückzuziehen im Gegenzug dafür, dass die NATO nicht nach Osten vorstoßen werde, wurde offenkundig von drei Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gebrochen, als die Allianz zu den Ufern von Schwarzem Meer und Ostsee vordrang. In den letzten Jahren haben die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Einflusszone in die kaukasischen Staaten Georgien, Armenien und Azerbaijan ausgeweitet. Zusätzlich haben die Vereinigten Staaten von Amerika Militärbasen im ehemals sowjetischen Zentralasien und Pakistan errichtet. Nicht erwähnt hat Medvedev Moskaus wachsendes Unbehagen hinsichtlich seines großen Nachbarn China. In den verletzlichen weit entfernten fernöstlichen Provinzen Russlands stehen nur 20 25 Millionen Russen 1,3 Milliarden Chinesen gegenüber. Die chinesisch-russischen Beziehungen sind freundlich, aber zehntausende Chinesen schlüpfen stetig über die Grenze nach Russland. Gleichzeitig wird Russlands pazifische Region immer tiefer in den chinesischen Wirtschaftsbereich gezogen. Russland hat in den beiden letzten Jahrzehnten Pläne für die Modernisierung der Verteidigung angekündigt. Der kleine Krieg in Georgien im letzten Jahr hat gezeigt, dass Russlands Boden- und Luftstreitkräfte dringend neue Nachrichtensysteme, moderne Kommando und Kontrolltechniken, bessere taktische Vernetzung, Drohnen und verbesserte Aufklärung aus dem Weltall benötigen. Moskau plant also, seine Landstreitkräfte zu verkleinern und zu versuchen, sie beweglicher und reaktionsfähiger zu machen durch die Einrichtung von Brigaden in der Größe von 3.500 4.000 Mann, die mit besseren Transportmitteln zu Land und in der Luft ausgestattet sind. Diese Reformen machen klar, dass die NATO in Europa nicht länger als Hauptfeind betrachtet wird. Militärische Operationen in der Zukunft werden sich auf ein neues Großes Spiel rund um die ausgefransten Grenzen Russlands im Kaukasus und in Zentralasien konzentrieren, wie Präsident Medvedev anmerkte. Im Verhältnis dazu hatte Russland im Kalten Krieg 12 Millionen Mann in 100 Divisionen (etwa ein Drittel davon unmittelbar kampfbereit) und eine gewaltige Armada von 50.000 Kampfpanzern. Heute ist Russlands bescheidene eine Million Mann umfassende Streitmacht nicht imstande, das riesige Gebiet der russischen Föderation, die an 14 Länder grenzt, zu verteidigen oder nur einigermaßen genau zu überwachen. In der Tat ist Russlands Grenze mit 57.792 km die längste der Welt und umfasst ein immenses Gebiet, fast doppelt so groß wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Panikmacher, die vor einer neuen russischen militärischen Bedrohung warnen, sollten einmal nachrechnen und Landkarten studieren. Russland hat im letzten Jahr $ 40 Milliarden für Verteidigung ausgegeben. Medvedevs geplante Steigerung falls sie zustandekommt wird die Militärausgaben auf $ 52 Milliarden anwachsen lassen. Die Vereinigten Staaten von Amerika werden für ihr Militär heuer $ 741 Milliarden ausgeben. Dazu kommen weitere $ 54 Milliarden für das Department of Homeland Security (Department für Nationale Sicherheit). Präsident Barack Obama hat gerade $ 200 Milliarden im heurigen Jahr vorgesehen für die Finanzierung der amerikanischen Okkupation von Irak und Afghanistan. Dieser Betrag allein übersteigt bereits die kombinierten Militärausgaben von Russland und China. Die Vereinigten Staaten von Amerika stehen für fast die Hälfte der gesamten Militärausgaben der Welt. Russland muss auch mit den Militärausgaben der reichen NATO-Alliierten und Japans in der Höhe von $ 330 Milliarden rechnen. Ich denke, wir können beruhigt den Russen ein paar zusätzliche moderne Waffensysteme erlauben. Die roten Horden stehen noch nicht an unseren Pforten. |
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Copyright © 2009 Eric Margolis | ||||||||||||||||||
erschienen am 23.3.2009 auf > http://www.ericmargolis.com/ >http://www.ericmargolis.com/political_commentaries/russia-big-threat-or-paper-bear.aspx | ||||||||||||||||||
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