Trägt eine Hilfskampagne für zivile Kriegsopfer den Beigeschmack der Einseitigkeit? Für die BBC anscheinend schon ...

“Das ist kein Aufruf der Hamas, Waffen zu spenden.” Das soll aber die BBC nicht erfahren, die es ablehnte, einen Aufruf um Hilfe für den Gazastreifen zu senden, organisiert vom britischen Roten Kreuz, Oxfam und einigen anderen renommierten Hilfsorganisationen. Es hieß, man befürchte, infolge der Veröffentlichung eines solchen Aufrufs nach dem 22 Tage dauernden Krieg Israels gegen den Gazastreifen als einseitig dazustehen.

Alles, was tatsächlich damit erreicht wurde, war ein Proteststurm der Zuseher: nach Berichten hat die BBC bereits 11.000 Beschwerden bekommen für ihre Weigerung, den Aufruf um humanitäre Hilfe zu senden. Heute verurteilte auch der Erzbischof von York John Sentamu diese Vorgangsweise. Antikriegsproteste vor den Büros der BBC in London sind bereits geplant. 

Der Krieg gegen Gaza erregte ein erhebliches Ausmaß an öffentlichen Gefühlen, für wie gegen die israelische Offensive, die 1.400 Menschen das Leben kostete und einen großen Teil der Infrastruktur des Gazastreifens zerstörte. Nachdem israelischen Studenten, die nach dem Krieg einige Lastautos mit Hilfsgütern für die Überlebenden gesammelt haben, keine Einseitigkeit vorgeworfen worden ist, lässt sich nicht genau sagen, wovor sich die BBC so fürchtet.

Der ehemalige BBC-Direktor Greg Dyke verteidigte jedenfalls diese Entscheidung und sagte, es habe sich um eine “no win”-Situation gehandelt und dass „es bei einem Thema wie dem Nahen Osten absolut erforderlich ist, dass das Publikum in keiner Weise den Eindruck der Einseitigkeit bekommt.“ Alle anderen großen Fernsehstationen des Landes haben den Aufruf bereits gesendet oder werden ihn senden. Bis dato scheint das ihrem Ruf in den Augen der Öffentlichkeit nicht geschadet – aber dem Ruf der BBC auch nicht genützt zu haben. Der derzeitige BBC-Hauptabteilungsleiter sagt, man werde sich mit einem neuerlichen Ansuchen befassen, wenn „sich die Situation beruhigt hat.“